Frieder Bolay, Jahrgang 1958, ist in Rutesheim bestens vernetzt und bekannt.
Seit dem Jahr 2000 ist er Geschäftsführer im Familienunternehmen hagebau bolay und seit vielen Jahren fungiert er als Vorsitzender des Kirchengemeinderats der Evangelischen Kirchengemeinde. Aus Anlass des 20. Todestages seines Vaters Werner († 25.12.2000) veröffentlichte er im Jahr 2020 eine bebilderte Geschichtensammlung über die Jahre 1932 bis 2000. Viele Kindheitserinnerungen sind so dauerhaft festgehalten.
In einer losen Reihe dürfen wir einige dieser Geschichten veröffentlichen.
In der Osterwiesenstaße, beim heutigen Kindergarten, gab es früher nur Gärten – ich kenne die noch von meiner Kindheit. Werner Brodmann hatte da einen Garten mit Bäumen und Sträuchern. Werner Bolay und sein Freund ärgerten die Schabere (Oma von Manfred Schaber), die im Alter fast nichts mehr sah. Als die Kirschen reif waren, klauten sie Kirschen von den Bäumen, was die Schabere ärgerte: „Euch dur i“ rief sie den Übeltätern nach. Diese drehten eine Runde ums Quartal, zogen ihre Mützen falsch rum auf und riefen mit tiefer Stimme: „Wo sen dia Kerle?“ „Do sen se nom,“, antwortete die Schabere. „Dia kriagat mir“ antworteten die zwei Hilfsfeldschützen und rannten weiter.
Der Ähne Johannes Grözinger hatte nachts einen Botschamber (Pot de chambre) unter dem Bett. Einen Abort gab es nur im Erdgeschoss und im Treppenhaus war es im Winter eiskalt. Den Klang des Botschambers konnte Opa Werner originalgetreu nachmachen. Nach dem Geschäft hat der Ähne den Botschamber zum Fenster hinausgeschüttet, da stand der Nussbaum. An einem lauen Abend saß unten Eugen mit seiner frisch verliebten Erna. Als Eugen die Tropfen spürte, sagte er: „Erna, i glaub s‘ tröpfelt, mor miaßet nai.“