Serie „Schauspieler*innen im Porträt“

Schauspieler Lorenz Niestroy: Im Hier und Jetzt und am Leben

In dieser Serie stellen wir das Schauspielerteam des „theater am puls“ (tap) näher vor. Diese Woche spricht Lorenz Niestroy über seine Erfahrungen.
Lorenz Niestroy spielt in den "Räubern" zwei gegensätzliche Rollen.
Eine schauspielerische Herausforderung: Lorenz Niestroy spielt in den "Räubern" zwei gegensätzliche Rollen.Foto: Nicole Böhm

Der gebürtige Mannheimer hat an der Theaterakademie Mannheim 2014 die anerkannte Bühnenreife erlangt. Im tap spielt er die gegensätzlichen Rollen Kosinsky und Schufterle in Schillers Drama „Die Räuber“.

Birgit Schillinger: Warum sind Sie Schauspieler geworden?

Lorenz Niestroy: Nach meinem Schulabschluss – der mittleren Reife - an der Berufsbildenden Schule in Speyer wusste ich nicht viel mit mir anfangen sollte. Also entschied ich mich, meine bisherige Laufbahn zu hinterfragen und zu überlegen, was ich schon alles gemacht habe und was davon mir wirklich Freude bereitete. Mir kam plötzlich der Gedanke, dass ich völlig aus den Augen verloren hatte: Ich hatte als Jugendlicher im Kinder- und Jugendtheater in Speyer gespielt und es immer sehr aufregend - auch in einem psychologischen Kontext - für mich förderlich gefunden. Denn die Momente auf der Bühne fühlten sich frei an und ich hatte ein Gefühl von „Jetzt bin ich gerade im Hier und Jetzt und am Leben“. Anschließend nahm ich an Workshops einer Schauspielschule teil und gleich nach der mittleren Reife bewarb ich mich dort und wurde angenommen. Das Ganze ging von der Schulzeit bis zur Ausbildung an der Theaterakademie Mannheim fließend über und ich begann das erste Semester mit 18 Jahren.

Schillinger: Wie und wann sind Sie zum theater am puls gekommen?

Niestroy: Ich bin aufgrund von Schauspielkollegen öfter Besucher im Theater gewesen und ich unterhielt mich gelegentlich mal mit dem Intendanten: Joerg Mohr bot mir dann 2024 völlig unerwartet eine Rolle in dem Stück an. „Die Räuber“ ist mein erstes Stück an diesem Theater.

Schillinger: Was ist das Besondere am tap? Warum sollte ein Zuschauer ins tap und in die „Räuber“ gehen?

Niestroy: Als Gast hat mich dieses Theater schon immer sehr beeindruckt. Ich habe mich nach jedem Besuch gefragt, wie es dieses kleine Theater schafft, so eine geballte Power an Emotionen und Leidenschaft maximal auf die Bühne zu bringen. Ich hatte jedes Mal das Gefühl, mitten im Geschehens zu sein, da es sich durch seine Größe immer sehr privat anfühlte. Zudem fiel mir immer positiv die musikalische und schauspielerische Qualität auf, die Joerg [Mohr] in den meisten seiner Stücke gekonnt kombiniert.

Schillinger: Welche Rolle spielen Sie in den „Räubern“? Welche Bedeutung hat diese Rolle für Sie?

Niestroy: Ich spiele in dem Stück zwei Rollen. Einmal Schufterle und Kosinsky. Obwohl beide Mitglieder der Räuberbande sind, könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Schufterle ist ein Egozentriker, der nur auf sein eigenes Wohl und seine Interessen aus ist und als habgieriger Mitläufer handelt. Während Kosinsky ein loyales Naturell besitzt und an Karl Moors Seite kämpft. Die Darstellung zweier so unterschiedlicher Rollen stellte mich vor die Herausforderung, jede auf ihre eigene Weise zu verkörpern. Diese charakterliche Gegenüberstellung von Gut und Böse spiegelt meine Sicht leider auf die heutige Welt wider und ist absolut zeitgemäß.

Schillinger: Was berührt Sie an den „Räubern“?

Niestroy: Mir gefällt der Prolog sehr, der sich mit dem Konsum und der Gier der Menschen auseinandersetzt. Auch die allgegenwärtige Bruderintrige, die einen in den Wahnsinn treiben kann, hat mich gefesselt. Amalia, die einzige Frau in dem Stück, beweist trotz der Überzahl an Männern stets ihre Stärke und bleibt sich selbst treu. Nicht zu vergessen der alte Moor, der von den Konflikten seiner Söhne zutiefst belastet wird.

Schillinger: Was sind Ihre Stärken und Schwächen?

Niestroy: Zu meinen Stärken zähle ich meine Zuverlässigkeit und mein Bestreben, stets mein Bestes zu geben. Auf der Bühne versuche ich, im gegenwärtigen Moment zu bleiben und jeden Satz so zu sprechen, als wäre es das erste Mal. Authentizität ist mir sehr wichtig. Zu meinen Schwächen würde ich sagen, dass ich manchmal zu viel möchte, was die Leichtigkeit beim Spielen beeinträchtigen kann.

Schillinger: Haben Sie sonstige Interessen oder Hobbys?

Niestroy: In meiner Freizeit spiele ich Gitarre, singe, lese und schaue Filme und Serien.

Eine schauspielerische Herausforderung: Lorenz Niestroy spielt in den
Eine schauspielerische Herausforderung: Lorenz Niestroy spielt in den "Räubern" zwei gegensätzliche Rollen.Foto: Nicole Böhm
Erscheinung
Schwetzinger Woche
Ausgabe 44/2025
von Freundeskreis theater am pulsRedaktion NUSSBAUM
26.10.2025
Orte
Schwetzingen
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Kultur
Theater, Kleinkunst & Comedy
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