
Frostfrüchtchen
Im Spätherbst oder frühen Winter, nach den ersten Frostnächten, sind die Schlehen bereit zur Ernte. Die herb-sauren Früchte sind zwar theoretisch schon früher essbar, doch durch den Frost werden bitter schmeckende Gerbstoffe in den Wildpflaumen abgebaut, sodass sie besser schmecken. Dennoch bleiben sie recht sauer und werden selten roh gegessen. Doch Marmelade oder Likör aus den kleinen Steinfrüchten, das sogenannte Schlehenfeuer, sind sehr beliebt.
Schlehen sind von Europa bis Kleinasien und Nordafrika beheimatet. Man findet die Pflanze an sonnigen Waldrändern, in Weinbergen und Feldgehölzen vom Tiefland bis in die Höhenlagen der Alpen. Sie gehört, sie die meisten unserer Obstarten, zur Familie der Rosengewächse und wird der Art spinosa zugeordnet, was so viel wie dornig bedeutet.
Der Name gibt bereits einen Hinweis auf das Aussehen der Triebe: Bei den drei bis fünf Meter hohen und teils sehr breiten Schlehen handelt es sich um eine beinahe undurchdringliche und dornenreiche wilde Heckenpflanze. Die Dornen machen sie zu einem hervorragenden Vogelschutzgehölz. Der NABU empfiehlt Gartenbesitzern deshalb Schlehenhecken anzulegen, in denen Singvögel ungestört brüten können.
Auch die alten Germanen wussten um die Schutzwirkung der Schlehe. Um Apfelbäume und Kräuter vor Wildfraß zu schützen, legten sie die ersten Gartenhecken an – aus Schlehen- oder Weißdornpflanzen. Und Schlehen bieten vielen Tieren Nahrung: Zwischen Ende März und April öffnen sich die Knospen an den Schlehensträuchern. Diese sind dann dicht mit kleinen weißen Blüten besetzt und verströmen einen leicht süßlichen Duft, der an Mandeln erinnert und viele Insekten anl0ckt – Haus- und Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und zahlreiche Schmetterlinge wie Tagpfauenaugen, Zitronenfalter, Kleiner Fuchs oder Landkärtchen. Im Herbst und Winter dienen die Früchte dann Vögeln und Kleinsäugern als Nahrung – oder landen als Marmelade auf dem Frühstücksbrötchen.