Geschichtsverein Urbach
73660 Urbach
NUSSBAUM+
Kultur

Schnaddl und die CS-beat-band

Vor 30 Jahren verstarb im Alter von 47 Jahren der in Urbach lebende Adalbert Mayer – bekannt im Remstal als „Schnaddl“. Er war ein Ausnahmetalent...
Die CS-beat-band 1964 in ihrer Urbesetzung. V. l. Bernd Brosig, Ralph Gelhard, Rolf Janko, unten: Heinz Lenz
Die CS-beat-band 1964 in ihrer Urbesetzung. V. l. Bernd Brosig, Ralph Gelhard, Rolf Janko, unten: Heinz LenzFoto: Museumsarchiv

Vor 30 Jahren verstarb im Alter von 47 Jahren der in Urbach lebende Adalbert Mayer – bekannt im Remstal als „Schnaddl“. Er war ein Ausnahmetalent der Beat-Generation. Seine turbulente Lebensgeschichte sei heute erzählt.
Zunächst zur Namensbezeichnung der CS-beat-band. Im Jahr 1962 versammelten sich in Schnait im Remstal drei Teenies, Heinz Lenz, Bernd Brosig und Walter Schiller, um gemeinsam Musik zu machen. Sie nannten sich „Colombo Swingtett“. Vermutlich war der Name inspiriert durch die zwielichtige Figur des Nachtclub-Betreibers „Gamaschen-Colombo“ aus Billy Wilders 1959 erschienener Filmkomödie „Manche mögens heiß“. Und Swingtett deutet darauf hin, dass sie sich der Musik der Swing-Ära widmen wollten. Sie spielten Saxofon, Klavier oder Akkordeon und Schlagzeug. Es blieb nicht lange dabei, denn bereits nach einem Jahr war es Heinz Lenz, der inspiriert durch den Beatles-Titel „Love me do“ sein Saxofon zur Seite legte und eine E-Gitarre kaufte. Walter Schiller stieg aus und die beiden Verbliebenen gründeten die „CS-Twist Band“ und 1964 gemeinsam mit Rolf Janko (Gitarre) und Ralph Gelhard (Drums) die „CS-beat-band“. Die zwei Buchstaben „CS“ für „Colombo Swingtett“ wurden wohl aus Nostalgiegründen beibehalten.


Parallel dazu gründete Anfang der 60er Jahre in Schorndorf Adalbert Mayer als Gitarrist seine Band „Schnaddl & Co“, eine Stimmungs- und Partyband, die auf Vereinsfesten, Hochzeiten, Faschings- und Tanzveranstaltungen spielte. Nach Aussagen von Zeitzeugen spielte er noch bei den „Les Amis“ aus Schorndorf-Weiler sowie in den Beat-Gruppen „Marshalls“ oder „Strangers“. Die ersten Mitglieder der Band waren: Hans Bauer am Schlagzeug, Rudi Bauer am Keyboard, „Janschi“ Johann Wolf am Bass, Manfred Pfeiffer an der Gitarre und Schnaddl als Sänger und Frontman.
Als bei der CS-beat-band 1967 Heinz Lenz (Gitarre, Saxofon, Gesang) für sechs Wochen ausfiel, stieg Schnaddl auch bei der CS-Beatband ein. Danach kamen noch weitere Bandmitglieder hinzu, wie Manfred Pfeiffer (Gitarre), Rüdiger Seng (Keyboards, Gesang) sowie Werner „Keule“ Bohner (Drums). Heinz Lenz blieb gemeinsam mit Schnaddl Frontman der Band. Bernd Brosig blieb Bassist und Sänger. Später stießen noch zwei Gitarristen aus Schwäbisch Gmünd hinzu, Hans Schmidt (Sologitarre) und „Wolle“ Wolfgang Schmid (Bass). Die CS-beat-band war die erste und wohl auch bekannteste Beat- und Rockgruppe des Remstals und füllte mit ihrer Musik die Künkelinhalle, die Auerbachhalle und auch die Hallen des unteren Remstals – natürlich vor allem die Schnaiterhalle. Weitere Höhepunkte waren während der 11 Jahre ihrer Geschichte die Auftritte samstags auf der SCHOWO Bühne. Wer „CS-beat-band“ googelt, findet Fotos von Live-Auftritten der Band.


Der Ruf von Schnaddl als „James Brown vom Remstal“ war legendär. „I feel good“ klang wie bei seinem Vorbild – ohne dass er je ein Wort Englisch konnte. Er hat den Text imitiert und genuschelt, sodass jeder meinte, er könne den englischen Text auswendig. Noch 1989 spielte er bei einer Veranstaltung mit der CS-beat-band, die inzwischen auf 7 Mitglieder angewachsen war. Zum 50-jährigen Gründungsjubiläum 2012 trat die gesamte „CS-Seniorenband“ nach einem Jahr Proben in der Beutelsbacher Halle nochmals öffentlich auf.
Schnaddl spielte außerdem zusammen mit dem Urbacher Musiker Gerd Rube, der ihn als seinen Mentor bezeichnete, in der Manufaktur. Mit seinen Eltern zog Schnaddl 1971 von Schorndorf nach Urbach. Er wurde Mitglied im 1977 gegründeten MC Urbach (Motorradclub) und war von 1983 bis 1988 „Präsident“ des MC Urbach und bis zu seiner Erkrankung Anfang der 90er auch aktiv dabei. Nach Erzählungen war die Zeit mit Schnaddl eine turbulente Ära mit zweitägigen Sommerfesten auf dem Bolzplatz an der Auerbachhalle oder dem Jubiläumsfest am Nagelsee. Natürlich immer mit Live-Musik. Der Nachfasching des MC, eine Woche nach dem letzten Faschingswochenende, mit wechselnden Themen und einer fantastischen Dekoration, war ein Höhepunkt der Urbacher Faschingssaison und immer sofort ausverkauft. Natürlich gab es auch viele, stets gut organisierte Motorradausfahrten. Wenn man heute noch ein älteres Mitglied des MC Urbach anspricht, bekommt Sie oder Er glänzende Augen und hat sofort über ein Erlebnis zu berichten.
Schnaddl lebte mit seinen Eltern Adalbert und Emma Mayer in der Schubertstrasse in Urbach. Er war Jahrgang 1947, hatte eine Schwester Judith und war verheiratet mit Conny Eckart-Mayer. 1989 kam ihre Tochter Sarah zur Welt. Dass er erst im Schwabenalter Vater wurde, ist wohl darauf zurückzuführen, dass er durch seine vielfältigen Aktionen einfach früher keine Zeit für eine Familie gefunden hat. Schnaddl erlag am 08.12.1994 einem Lungenkrebsleiden. Seine Frau zog nach seinem Tod mit Ihrer fünfjährigen Tochter zu ihren Eltern nach Schorndorf-Weiler. Die Tochter, inzwischen verheiratet, wohnt mit ihrer Familie in Urbach.

Schnaddl als Frontman in Aktion
Schnaddl als Frontman in Aktion.Foto: Museumsarchiv
Erscheinung
Urbacher Mitteilungen
NUSSBAUM+
Ausgabe 38/2024

Orte

Urbach

Kategorien

Kultur
von Geschichtsverein Urbach
19.09.2024
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto