Sein Traum ist die Tour de France

Schon mit 15 Jahren ein erfolgreicher Radsportler

Im Alter von etwa drei Jahren hat Louis Joos von seinen Eltern das Radfahren gelernt – wie vermutlich die meisten.
Radfahrer Louis Joos
Geschwindigkeit ist die Leidenschaft von Louis JoosFoto: Privat

Seine sportliche Entwicklung nahm aber einen ganz und gar nicht gewöhnlichen Verlauf. Mit gerade einmal 15 Jahren ist Louis Joos ein erfolgreicher, mit mehreren Preisen gekürter Radsportler, der an bis zu drei Deutschen Meisterschaften jährlich teilnimmt. Im Gespräch mit unserer Redaktion hat er verraten, wie man so jung schon so fest im Sattel sitzen kann und was sein Erfolgsgeheimnis ist.

Von Anfang an saß Louis Joos mit Begeisterung auf dem Bike – so erinnert zumindest er sich an seine Kindheit, wie er lachend erzählt. Seine Eltern vertreten da eine etwas andere Meinung. Heute weiß der Teenager: „Ich hatte nicht immer so viel Lust aufs Radfahren, aber wenn ich dann auf dem Bike saß, hat es mir immer Spaß gemacht.“ Und das merkt man, denn für Louis Joos ist aus dem Radfahren ein Sport geworden, fast schon eine Leidenschaft fürs Leben. Zuerst war der Teenager mit dem Mountainbike unterwegs und sammelte darauf auch erste Erfahrungen mit Wettkämpfen. Das holprige Gelände war aber nicht so sein Ding, sein Herz schlägt vielmehr für hohe Geschwindigkeiten. Also stieg Louis Joos auf ein Rennrad um – und bekam, was er sich erhofft hatte. Sein momentaner Topspeed liegt bei beachtlichen 84 Stundenkilometern. Zum Vergleich: Bei Anfängern spricht man schon von 25 Stundenkilometern von einer guten Geschwindigkeit, die Durchschnittsgeschwindigkeit bei Rennen liegt bei etwa 40 Stundenkilometern.

Richtig „professionell“ betreibt Louis Joos den Radsport erst seit etwa eineinhalb Jahren. Auch zuvor hat er an Rennen teilgenommen, doch habe er nicht immer Lust auf das Training gehabt und den Sport daher auch nicht so konsequent betrieben wie heute. Mittlerweile hat er sich intensiv in das Thema eingearbeitet, sich mit dem Material und Notwendigkeiten wie Bikefitting befasst. Inzwischen besitzt er drei Laufradsätze und ist quasi ständig im Training. Zunächst hat ihn sein Vater als Coach unterstützt, doch die Rennen wurden immer größer – bis hin zur Bundesliga mit 120 Startern – und die Anforderungen dementsprechend immer mehr. Also fiel vor Kurzem die Entscheidung, dass Louis Joos nun mit einem Profi-Trainer zusammenarbeitet. Die beiden stehen täglich im Austausch. Sobald geklärt ist, was die körperliche Verfassung, die Motivation des jungen Sportlers und das aktuelle Wetter an diesem Tag zulassen, stellt ihm der Trainer einen individuellen Tagesplan auf. „Das ist eine Besonderheit in meinem Training“, erzählt Louis Joos. Planungen seien immer nur für einen Tag möglich. „Ich weiß am Morgen noch nicht, was ich am Mittag trainieren muss.“ Das macht es herausfordernd, Sport, Schule, Beruf, Familie und Freunde unter einen Hut zu bekommen. Eine Trainingseinheit beansprucht Louis Joos für drei bis vier Stunden – unabhängig davon, ob seine Eltern vielleicht für diesen Tag schon eine gemeinsame Aktivität geplant haben. Die beiden würden aber immer Verständnis zeigen, erzählt der junge Mann dankbar. Auch seine Schule habe ihn immer unterstützt, wenn er beispielsweise für ein Rennen Unterricht versäumte. „Dafür ein großes Dankeschön!“

Ein Sport mit Aussicht

Kinder und Jugendliche können aus einem großen Angebot an sportlichen Aktivitäten wählen, angefangen bei Fußball über Leichtathletik bis hin zu Fitness im Gym. Die Wahl von Louis Joos fiel ganz bewusst auf den Radsport. „Man kommt viel herum“, berichtet er. In einem drei Stunden dauernden Training fährt er rund 100 Kilometer weit durch die Landschaft. Mal komme er durch eine Ortschaft, mal sei er in der Natur unterwegs: „Da sieht man ziemlich viel Kultur und Landschaft und trifft auch Leute.“

Vor der eigenen Haustür hat Louis Joos auch eine Lieblingsstrecke: Er startet bei sich in Unterhaugstett, fährt nach Neuhausen, ins Würmtal und bis nach Pforzheim, dann geht es über Schömberg und Neuhausen wieder zurück. Mindestens zwei Mal in der Woche legt er diese Strecke in etwa zwei Stunden zurück. Je nach Trainingsschwerpunkt ist er auch mal nur auf Abschnitten davon unterwegs. „Wenn ich Intervalle trainiere, gehe ich ins Würmtal, da ist es topfeben. Da kann ich intensiv genau diese Einheiten üben“, so Louis Joos. „Wenn ich Steigungen trainiere, suche ich mir eher eine bergige Strecke.“

Entscheidend ist die Einstellung

Jüngst konnte sich Louis Joos den Titel des Baden-Württembergischen Meisters im Straßenrad sichern. Trotz großer Wettkampferfahrung sei er nervös gewesen, denn bei Meisterschaften laste generell ein gewisser Druck auf einem. Natürlich möchte er gewinnen, doch hat sich Louis Joos dazu einen wertvollen Rat zu Herzen genommen: „Ich gehe in das Rennen und frage mich, was ich trainiert habe und wie ich das auf dieser Strecke anwenden kann. Wenn ich das super mache, wird auch das Ergebnis super.“ Und klappe einmal etwas nicht so, wie er es sich für ein Rennen vorgenommen oder vorgestellt hat, müsse er das zwar für sich erkennen, sich dann aber schnell einen Plan B zurechtlegen, sich neue Ziele für genau diesen Wettkampf stecken und sich voll auf diese konzentrieren.

Das Mindset, das hat Louis Joos im Lauf zahlreicher Rennen gelernt, ist entscheidend. Die Streckenlänge reicht bis zu 80 Kilometer auf Bundesliganiveau. Das bedeutet gut zwei Stunden Fahrt, Konzentration, Konstanz und Leistung. „Da muss man dabei bleiben, auch wenn die Beine mal wirklich weh tun.“

Sein konsequentes Training und seine Einstellung haben ihn schon mehrfach auf Deutsche Meisterschaften gebracht. Bis zu drei davon fährt er pro Jahr. Erst vor wenigen Wochen belegte er hier Platz sieben im Straßenrad. Zufrieden ist er trotz dieser soliden Platzierung nicht. „Das Rennen lief gut, aber am letzten Berg hat mir etwas die Kraft gefehlt.“

Louis Joos hat große Ziele

Bei allem, was er in seinen jungen Jahren bereits erreicht hat, ist Louis Joos aber noch lange nicht am Ziel. Seit ein paar Wochen hat er noch intensiver ein Auge auf seine Ernährung, abgestimmt auf sein Training, auch ein Termin im Fitnessstudio steht demnächst an. Noch in diesem Jahr steht eine Rundfahrt in Oberösterreich an, bei der er sich mindestens einen Platz auf dem Podest holen will. Danach kommt die Deutsche Meisterschaft im Vierer-Mannschaftszeitfahren. „Es wäre schön, wenn wir auch da einen Podiumsplatz schaffen, aber da sind echt starke Teams dabei.“ Und dann noch der wichtigste Punkt auf seiner Liste für 2025: die Deutsche Meisterschaft im Einzelzeitfahren, die Louis Joos ebenfalls mit einem Platz auf dem Podest beenden
möchte.

Das Zeitfahren hat sich mittlerweile zur Lieblingsdisziplin des Radsportlers entwickelt. Wieso? „Weil ich da komplett auf mich alleine gestellt bin. Ich muss mich auf dem ganzen Rundkurs selbst motivieren, da gibt es nur mich alleine.“ Seine einzige Orientierung ist ein kleiner Papierzettel am Lenker, auf dem die Zeiten stehen, die ihm sein Trainer vor dem Training vorgibt. „Ich treibe mich ständig selbst an, noch ein bisschen schneller, hol alles raus – das mache ich wahnsinnig gerne.“

Was macht ein Radsportler bei schlechtem Wetter?

„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“ Nach diesem Motto betreibt Louis Joos seinen Sport ganzjährig, auch bei Regen, Kälte und Schnee. Einziger Unterschied: Im Winter steigt er auf ein Mountainbike um, da man bei einem Rennrad schon bei ein bisschen Schnee oder Eis nicht mehr im Sattel sitze. Zumal das Salz auch dem Bike schade. Unfälle gehören zwar ein Stück weit zum Sport dazu, ein paar kleinere musste Louis Joos auch schon in Kauf nehmen, aber herausfordern müsse man es nicht.

Immerhin hat Louis Joos auch noch ein langfristiges Ziel, für das er fit und gesund sein muss: Profi werden und bei der Tour de France antreten. „Das ist ein Traum von mir und Stand jetzt kann ich den auch gut erreichen.“ Wenn seine Leistungen so gut bleiben wie bisher, hat Louis Joos hohe Chancen auf die Nominierung für die Nationalmannschaft im kommenden Jahr. Zumindest hat das ein oder andere Profiteam bereits ein Auge auf ihn geworfen.

Seit wenigen Wochen hat Louis Joos übrigens seinen Realschulabschluss in der Tasche. Sein weiterer beruflicher Werdegang steht für den zielstrebigen Jugendlichen bereits fest: Er macht eine Ausbildung zum Zweiradmechatroniker. In Zukunft wird er also nicht nur selbst auf dem Rad sitzen, sondern auch die Bikes anderer reparieren und in Schuss halten.

Erscheinung
exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUM
08.08.2025
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