Bei der 70. Hörzeit am 19. Mai mit Isabel Schmier und Paula Scheschonka stand das komplexe, liebevolle und manchmal auch skurrile Beziehungsgeflecht von Schwestern im Mittelpunkt. Schwestern wie die Gold- und Pechmarie aus dem Märchen der Gebrüder Grimm oder Elizabeth und Jane Bennett aus „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen gibt es in der Literatur viele. Aber es gibt auch Schwestern, die braucht kein Mensch, zum Beispiel Aschenputtels Stiefschwestern. Schwestern gelten meist als das harmonischere Geschwisterpaar im Gegensatz zu Brüdern, denen man eher Rivalität nachsagt. Doch auch bei Schwestern kann die Harmonie ihre Grenzen haben. Man schaue nur im Drama von Friedrich Schiller nach England, wo sich Maria Stuart mit ihrer jüngeren Schwester Elizabeth Tudor um den Thron stritt. Andere Schwestern wiederum korrespondieren täglich und das bis zum Lebensende. Das könnte man sich gut bei Virginia Woolf und ihrer schreibenden Kollegin und Schwester im Geiste Jane Austen vorstellen, hätten diese nicht fast 100 Jahre auseinander gelebt. Isabel Schmier und Paula Scheschonka gelang es jedenfalls, diese beiden Damen gekonnt miteinander ins Bild zu setzen und viele weitere lustige und interessante Schwesternkonstellationen aufzuzeigen.
Das kurzweilige Programm wurde von Eleonore und Soey am Klavier begleitet. Sie spielten einige bekannte Kinderlieder und am Ende auch gemeinsam vierhändig. Die beiden jungen Musikerinnen meisterten ihren Auftritt vor Publikum sehr souverän und wurden dafür von der Bezirksvorsteherin Renate Polinski mit einem Geschenk belohnt. Die Hörzeit ist seit 2013 eine Kooperation zwischen der Stadtteilbibliothek, dem Bezirksrathaus und dem Pflegezentrum in Münster. Der literarische Montag lädt alle zwei Monate zum Genuss von Texten aus der Weltliteratur sowie zum anschließenden Beisammensein und Austausch ein.