Für diejenigen, die nicht im Bilde waren, war es ein bemerkenswerter Anblick, als Kurfürst Carl Theodor, der für seine Beliebtheit und seinen Einfluss in der Region bekannt war, zusammen mit seiner Gattin Elisabeth Auguste auf dem Schlossplatz erschien. Die beiden wurden von der Mannheimer Stadtgarde, die stolz in ihren prächtigen Uniformen aufmarschierte, sowie dem Hofstaat begleitet.
Alle machten sich auf den Weg zum Marstallinnenhof, wo ein großartiges Fest zu Ehren des 300. Geburtstags des Kurfürsten stattfand. Dieses Ereignis versammelte eine Vielzahl von Gästen und war ein wahrhaft festlicher Anlass, der den Glanz und die Pracht des Hoflebens zur Schau stellte. Im Marstallinnenhof wartete der Fanfarenzug Perkeo, der das Kurfürstenpaar musikalisch beim Einzug in den Marstallhof begleitete.
Die Moderation der Geburtstagsfeier übernahm Sebastian Schuschu, der auch durch das Bühnenprogramm führte. „Schultheiß“ Matthias Steffan übernahm eine kurze Laudatio auf den Kurfürsten.
„Der Geburtstag ist ein Echo der Zeit,“ zitierte er die britische Schriftstellerin Evelyn Waugh. Und er meinte damit: “ Carl Theodor hat ein Echo hinterlassen, in der Zeit, in der Stadt und der Region. Er hat mit Schwetzingen eine Stadt erschaffen, die noch heute in seinem Sinne pulsiert. Er hat Weltoffenheit in diese Stadt gebracht, er hat Menschen -wie Mozart oder Voltaire - in diese Stadt gebracht. Das Echo der Weltoffenheit hat sich in unserer Zeit festgesetzt“.
Anschließend unternahm er den Versuch, die Charaktereigenschaften, Vorlieben und Talente des Kurfürsten in die Gegenwart zu übertragen und an die moderne Zeit anzupassen. Carl Theodor wäre nach seiner Einschätzung heute ein Entrepreneur, ein Musikpromotor und ein Wissenschaftsförderer.
„Carl Theodor war zum Herrschen geboren, er hatte eine durchwachsene Kindheit und er hat immerhin sieben Länder mit Weitsicht regiert,“ fügte Steffan noch hinzu. Carl Theodor, dargestellt von René Kolb, sprach von einem Dachfenster aus herzliche Grußworte an die anwesenden Gäste. Im Anschluss daran gab die Churfürstlich privilegierte Böllerschützencompagnie zu Ehren des Kurfürstenpaares sechs festliche Böllerschüsse ab. Darauffolgend begann das Bühnenprogramm mit zwei vollkommen unterschiedlichen Tanzaufführungen.
Die Darbietungen des Trios „Street Sonata“ könnten treffend mit dem Begriff „Verschmelzung von Tradition und Moderne“ beschrieben werden. Besonders und gleichzeitig etwas ungewohnt war die Tanzaufführung, die Hiphop-Elemente mit den harmonischen Klängen der Barockmusik verband.
Im Vergleich dazu war die Aufführung der Tänze der Tanzgruppe des kurfürstlichen Hofstaats deutlich traditioneller und entsprach den Vorstellungen dessen, was zu Lebzeiten von Carl Theodor üblich und geschätzt war. Für die Kulinarik während der Geburtstagsfeier war natürlich ebenfalls umfassend gesorgt.
Die Gäste, die es herzhaft und deftig mochten, hatten die Möglichkeit, ein köstliches Leberkäs-Brötchen zu genießen. Interessanterweise handelt es sich bei dem Leberkäs um eine Erfindung des Hofmetzgers von Carl Theodor. Passend zur kühlen Jahreszeit waren auch die heißen Getränke „Hot Amadeus“ und „Rock me Amadeus“ gefragt, die den Feierlichkeiten eine gewisse Gemütlichkeit und Wärme verleihen konnten. (gk)