Kunst und Geschichte sind in Schwetzingen allgegenwärtig. In dieser Serie werden bekannte Orte in der Schlossstadt vorgestellt, an denen Kunst und Kultur zum Greifen nah sind – ebenso wie ihre Geschichte und die Menschen, die dahinter stehen. Im ersten Teil dreht sich alles um die Farbe Blau.
Seit dem Jahr 2009 existiert der Verein „Blau“, der sich mit dem Ziel gegründet hat, das Verständnis für die Farbe Blau sowie deren Bedeutung in der Kunst- und Kulturgeschichte insbesondere in Schwetzingen zu fördern. Die Leitung des Vereins übernahm der Kunsthistoriker Dr. Dietmar Schuth, der von Anfang an eine Vision hatte, ein Museum ins Leben zu rufen, das sich ausschließlich der Farbe Blau widmen sollte.
Im Februar 2014 gab der Schwetzinger Gemeinderat schließlich grünes Licht für das ehrgeizige Projekt, indem er mit überwältigender Mehrheit beschloss, dem Verein das im Jahr 1842 erbaute und mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Biedermeier-Haus in der Hebelstraße 2 zur Verfügung zu stellen.
Nach drei Jahren harter Arbeit und aufwendiger Umbauten des denkmalgeschützten und ruinösen Gebäudes konnte das private „Museum für die Farbe Blau“ am 30. September 2017 endlich eröffnet werden. In diesem einzigartigen Museum sind auf zwei Etagen in insgesamt 15 Räumen mehr als 1.500 Exponate zu bestaunen, die die vielseitige und faszinierende Welt der Farbe Blau präsentieren.
Das private ‚Museum für die Farbe Blau‘ ist das einzige seiner Art auf unserem blauen Planeten. Auf zwei Etagen präsentiert sich in 15 Räumen eine einmalige Sammlung. Über 1.500 Exponate wurden liebevoll in Szene gesetzt und illustrieren die faszinierende Kultur- und Naturgeschichte dieser wahrlich wundervollen Farbe - sie soll übrigens auch die Lieblingsfarbe der Deutschen sein.
Die Anzahl der Exponate im Museum wächst kontinuierlich und ununterbrochen, sei es durch die eigenen Bemühungen und Aktivitäten zur Erweiterung der Sammlung oder durch großzügige Spenden von Unterstützern. Dank einer solchen Spende hat das Museum vor kürzerer Zeit ein ganz besonderes Exponat, nämlich ein wunderschönes blaues Klavier, erwerben können.
Dieses neue Stück bereichert die Sammlung und zieht das Interesse vieler Besucher auf sich. Im Erdgeschoss des Museums wird ausführlich die Kulturgeschichte der Farbe Blau untersucht und aufgearbeitet. In diesem Kontext werden die verschiedenen Farbtöne und Nuancen wie Blauer Purpur, Indigo, Kobalt und Ultramarin eingehend betrachtet.
Zudem wird deren historische und kulturelle Herkunft eingehend beleuchtet und analysiert. Beim Renovieren des Barockgebäudes sind die Handwerker unter mehreren Farbschichten auf ein handgemaltes - natürlich blaues -Kachelmuster gestoßen. Das Muster ist erhalten, im Raum Ultramarin zu sehen und bildet einen Kontrast zu zeitgenössischer Kunst in Ultramarin-Blau.
Darüber hinaus findet in der ehemaligen Werkstatt im Hof eine umfassende und tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Thema Blau statt, wobei der Schwerpunkt auf dem sprachlichen Begriff sowie dessen unterschiedlichen Bedeutungen liegt. In der deutschen Sprache wird das Wort "Blau" häufig verwendet, um verschiedene betrunken Zustände zu beschreiben, was eine interessante kulturelle Assoziation darstellt.
Im Gegensatz dazu impliziert das englische Wort "blue" oft Gefühle wie Einsamkeit und Traurigkeit und hat damit eine ganz andere emotionale Konnotation. In der russischen Sprache wird das Wort sogar mit Homosexualität in Verbindung gebracht, was auf eine weitere kulturelle Differenz hinweist.
Die Ausstellung wird zudem durch eine markante, natürlich blaue Musikbox ergänzt, die 50 beliebte Schlagerstücke präsentiert und dabei die vielfältige Symbolik der Farbe Blau thematisiert. In der deutschen Musik, sei es im Schlager oder in der Operette, wird das "Blausein" – also der Zustand, fröhlich zu sein – oft besungen. Lieder wie „Heute sind wir blau“ oder „Ab und zu mal blau“ sind typische Karnevalslieder, die diesen fröhlichen Zustand beschreiben.
Im Gegensatz dazu wird in der englisch-amerikanischen Pop-Musik die Farbe Blau eher mit Melancholie assoziiert, wie zum Beispiel in Songs wie „Blue Eyes“, „Blue Hotel“ oder „It’s all over now Baby blue“, die tiefere emotionale Themen ansprechen.
Im Obergeschoss der Ausstellung, das man über eine blau angestrichene Holztreppe erreicht, wird in kleinen, interaktiven Erlebnisräumen die Naturgeschichte der Farbe Blau auf anschauliche Weise dargestellt, wobei besonders auf blaue Tiere und Blumen eingegangen wird.
Darüber hinaus werden auch die Themen Kälte, Himmel, Meer, die Blaue Stunde und die Nacht ausführlich behandelt und mit vielen interessanten Ausstellungsstücken illustriert, die dem Besucher ein umfassendes Bild der Vielseitigkeit und Bedeutung der Farbe Blau vermitteln.
Seit seiner Eröffnung am 30. September 2017 hat sich das Museum Blau erfolgreich etabliert und ist zu einem beliebten Ziel für Kulturinteressierte geworden. Für alle Besucherinnen und Besucher hat das Museum jeweils am Wochenende, sowohl samstags als auch sonntags, von 14:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, was die Möglichkeit bietet, die beeindruckenden Ausstellungsstücke zu entdecken.
Pro Tag kommen im Schnitt zwischen 20 und 30 Interessierte, um die vielfältigen Exponate zu besichtigen. Allerdings kann das Museum aufgrund der fehlenden Heizmöglichkeiten in den Räumen nur von März bis Ende Oktober für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Museums-Betreiber vermissen selbstverständlich die potenziellen Besucherinnen und Besucher während der Wintermonate.
Wer also die Gelegenheit nutzen möchte, die faszinierende Ausstellung im Museum Blau zu sehen, sollte nicht zögern und bald einen Besuch einplanen. Ab dem 1. November 2024 wird das Museum in die Winterpause gehen und somit bis zum nächsten Jahr geschlossen bleiben. (gk)