„Sehnsucht und Verlangen“ - so lautete der Titel des letzten Auftritts von Spark – die klassische Band zu den diesjährigen Schwetzinger SWR-Festspielen. Es ging um die Liebe, um das Glück, um Harmonie und darum, diese Orte zu finden. Das Quintett hatte das Festival bereits miteröffnet und hatte klassisch mit einem Auftritt am Spargelsamstag auf dem Schlossplatz verführt, unterhielt am nächsten Tag im Jagdsaal Familien mit Musik von Bach bis zu den Beatles, führte ebenda ein Schulkonzert für Teens auf.
Zum Abschluss wurde das Ensemble verstärkt durch den hervorragenden deutsch-rumänischen Countertenor Valer Sabadus und konnte so am vorletzten Festivaltag einen fulminanten Abschluss seines Aufenthalts im ausverkauften Rokokotheater gebührend feiern.
Spark – die klassische Band, das sind Flötistin Andrea Ritter, der Violinist Stefan Balazsovics, die Cellistin Isabel Garcia-Casto, der Pianist Christian Fritz sowie Daniel Koschitzki, der Flöte und Melodika spielt und moderierte. Die Gruppe wurde im Jahre 2007 gegründet und 2011 mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet.
Das Konzert war aufgeteilt in vier Schwerpunkte, beginnend mit Kompositionen barocker Künstler. Isabella Leonarda war Nonne und Komponistin aus dem 17. Jahrhundert und eine der ersten Frauen, die reine Instrumentalwerke veröffentlichte. Ihre besondere Verehrung galt der Gottesmutter Maria.
Es folgte das berühmte Larghetto „Ombra mai fu“ („Nie war ein Schatten“) aus der Oper um den liebesverirrten König „Xerxes“ von Georg Friedrich Händel. Wie für viele seiner Opernarien hatte er auch diese für hohe Männerstimmen – Countertenöre oder Kastraten – geschrieben. Hatte Händel in seinen Londoner Jahren tatsächlich noch mit Kastraten gearbeitet, so erreichen Countertenöre heute die hohen Stimmlagen, Alt oder Sopran, mittels spezieller Gesangstechniken durch Kopfstimme (Falsett). Feinsinnig ging es weiter mit Kompositionen von Antonio Vivaldi in der modernen Bearbeitung von SPARK-Mitbegründerin Andrea Ritter sowie dem sehnsuchtsvollen Liebeslied „Vedrò con mio diletto“, bei dem Valer Sabadus die Herzen schmelzen ließ.
Die zweite Tranche, „Voix douce“ (die liebliche Stimme), bestand aus französischen Liedern. Um die schicksalhaft brennende Liebe, verursacht durch Armors Pfeil, ging es bei dem Lied „Dans un bois solitaire“ (In einem einsamen Wald) von Mozart. Und was passt besser zu „Sehnsucht und Verlangen“ als der Tango? Der vielbesungene, wehmütige Tango-Habanero „Youkali“ von Kurt Weill in der Bearbeitung von Spark-Mitbegründer Daniel Koschitzki ist Inbegriff der Sehnsucht nach einer unerreichbaren Insel, wo alle Träume in Erfüllung gehen. Es sollte nicht trist bleiben: Das Chanson „Écoutez la chanson bien douce“ („Vernehmt des Liedes gütge Trauer“) von Léo Ferré und Paul Verlaine begann mit einem zaghaften valse français und steigerte sich dann in einen temperamentvollen Tanz im Dreivierteltakt. Das Publikum reagierte mit begeistertem Applaus.
Schäferstündchen, Schäferidyllen, Pastorale sind in der Kunst stets wiederkehrende Metapher der erotischen Liebe. Als „Scheinidylle“ wurde dieser dritte Teil tituliert. Auch Johann Sebastian Bach hat sich mit Schafen auseinandergesetzt – bei ihm, dem Thomaskantor, der nie eine Oper schrieb, ist jedoch der gute Hirte der glückselig Wachende. – Franz Schubert, der mehrere Gedichte von Goethe vertont hat, schrieb „Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide“, ein Gedicht aus Wilhelm Meisters Lehrjahren. Es ist ein Lied von Mignon, ein italienisches Mädchen, das aus seiner Heimat verschleppt, dann vom Romanheld Wilhelm freigekauft wird, dieses Trauma jedoch nie verwunden hat.
Damit verließ Spark die Musik vergangener Zeiten und wandte sich Songs der Gegenwart als „Bittersweet Tempation“ (bittersüße Versuchung) zu. Oliver Riedel, Bassist der Heavy Metal Band Rammstein, schrieb den düsteren Song „Seemann“ über Einsamkeit, Ziellosigkeit, Kälte: „Die Sehnsucht wird der Steuermann“. Die sensible Bearbeitung des Cellisten, Arrangeurs und Komponisten Victor Plumettaz mit einleitenden schlichten, rhythmischen Geräuschen, mit Sabadus‘ emotionalem Gesang, mit dem kräftigen Einsetzen der anderen Instrumente sorgten für Gänsehaut. Nach dieser Gefühlstiefe war „Could it be magic“, ein Song von Barry Manilow bzw. Take That recht tröstlich. Ein temperamentvoller ungarischer Tanz ließ Fröhlichkeit aufkommen, ehe „One Caress“ von Depeche Mode in der Bearbeitung von Andrea Ritter wieder melancholisch-schöne Gefühlstiefen hervorrief; die Spark-Version des Hits klingt dank der rein akustischen Instrumente bewegender als das Original.
Der letzte Song war „Closer to Paradise“, eine Eigenkomposition von Daniel Koschitzki; das sanft-sehnsuchtsvolle Lied steigerte sich orchestral zu einem emotionalen, leidenschaftlichen Höhepunkt des Abends. Das Publikum war mitgerissen und bekundete seine Begeisterung mit stehendem Applaus und Bravo-Rufen. Spark spielte noch eine Zugabe und lud dann zum Talk „Star an der Bar“ im Kurfürstenstübchen ein. Übrigens: Die Songs des Abends sind fast alle auf einer CD mit dem Titel „Closer to Paradise“ vorhanden. (rw)