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Dies und das

Schwetzinger SWR-Festspiele

Kleines Ensemble verzaubert mit großen Orchesterwerken Die Erwartung war hoch, der Mozartsaal voll besetzt, denn gleich vier sehr renommierte klassische...
Raphaela Gromes, Andreas Groethuysen, Daniel Dodds und Yaara Tal
Raphaela Gromes, Andreas Groethuysen, Daniel Dodds und Yaara TalFoto: Rita Weis

Kleines Ensemble verzaubert mit großen Orchesterwerken

Die Erwartung war hoch, der Mozartsaal voll besetzt, denn gleich vier sehr renommierte klassische Musizierende waren angekündigt für die „Sinfonische Miniaturen“ am Sonntagmorgen: Die Cellistin und Opus-Klassik-Preisträgerin Raphaela Gromes aus München, der australische Violinist Daniel Dodds mit Lebensmittelpunkt in der Schweiz und das israelisch-deutsche Pianoduo Yaara Tal & Andreas Groethuysen, das schon seit vielen Jahre zusammen spielt und zu den international bekanntesten Klavierduos der Gegenwart gehört.

Vorab sei verraten: Die großen Erwartungen wurden noch übertroffen! Denn vier Leute klangen „wie ein Orchester“, wie die junge Konzertbesucherin Jana Greiwe aus Köln resümierte.

Tatsächlich handelte es sich bei den ausgewählten Kompositionen um Werke aus dem 19. Jahrhundert für große Orchester. Die Bearbeitung dieser Werke für ein kleineres Ensemble rechtfertigt den Betriff „Miniaturen“, was nicht zwangsläufig impliziert, dass die Stücke kurz oder einfacher interpretiert sind, sondern hier eine Reduktion auf weniger Instrumente beschreibt.

Zu Lebzeiten gefeiert

Das Konzert begann mit der Faust-Ouvertüre für großes Orchester in h-Moll, op. 46, mit den Sätzen Adagio – Allegro von Emilie Mayer, ein eher melancholisch-dramatisches Werk, das Julian Riem bearbeitet hatte. Riem war während der Aufführung zugegen. – Emilie Mayer ist eine der wenigen bekannten Komponistinnen des 19. Jahrhundert. Sie war zu Lebzeiten hoch gefeiert und galt als der „weibliche Beethoven“, von dessen Musik sie zeitweise beeinflusst war. Die Faust-Ouvertüre war ein spätes Werk der Komponistin, die sich zeitlebens gegenüber der Männerdomäne in der klassischen Musik behaupten musste, was ihr dann auch gelang. Für die junge Cellistin Raphaela Gromes ist die Auseinandersetzung mit Komponistinnen ein besonderes Anliegen; sie hat gerade ein Doppelalbum veröffentlicht mit dem Titel „Femmes“, in dem sie Stücke von 23 alten und neue Komponistinnen spielt. Ein weiteres Album zu dem Thema sowie ein Buch seien in der Mache, verriet Gromes später beim Plausch „Mit dem Star an der Bar“, einem Format, das gerade neu bei den Schwetzinger SWR-Festspielen etabliert wird.

Bekanntes Orchesterwerk

Fast lieblicher wirkte zunächst der Beginn des folgenden Stücks, die Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550 von Wolfgang Amadeus Mozart, in der Bearbeitung von Carl Burchard. Die Komposition besteht aus vier Sätzen und gehört zu den beliebtesten und meistgespielten Orchesterwerken Mozarts. Ein so bekanntes Orchesterwerk mit Streichern und Bläsern für ein kleines Ensemble zu bearbeiten, ist sicherlich eine Herausforderung. Die Performance überzeugte. Denn: „Durch die Reduktion hört man viel mehr“, erklärte Andreas Groethuysen später. Im 19. Jahrhundert, als viele Menschen zu Hause musizierten, seien Transkriptionen dieser Art recht verbreitet gewesen.

Nach einer Pause interpretierte das Ensemble die Sinfonie Nr. 8 C-Dur D 844 von Franz Schubert in der Bearbeitung von Friedrich Hermann. Es ist Schuberts letzte Sinfonie, die übrigens im Jahre 1839 unter der Leitung von Felix Mendelssohn-Bartholdy in Leipzig uraufgeführt worden war. Sie besteht ebenfalls aus vier Sätzen und dauert etwa eine Stunde, was für die damalige Zeit ihres Entstehens recht lang war und daher auch "Große C-Dur-Sinfonie" genannt wird.

Lebendigkeit der Musiker

„Fantastisch“, fand die Besucherin Sabine Malisios aus Karlsruhe das Konzert, und ihre Freundin Marianne Schwegler-Hübner aus Ludwigshafen teilte die Begeisterung: „Es ist die Lebendigkeit der vier Musizierenden. Man möchte sich am liebsten mit ihnen bewegen.“ Damit beschrieb sie das, was bei dem live-Auftritt die Atmosphäre ausmachte: Konzentrierte Fröhlichkeit, das Lächeln der charmanten Cellistin Gromes bei besonders schwierigen, schnellen und herausfordernden Parts, das körperliche Mitgehen der Musiker, die sensible Abfolge von Crescendi und Decrecendi. „Eine tolle live-Atmosphäre“, fand der Martin Krüger aus Köln. „Wir haben sonst keine Berührungspunkte mit der Klassik“, sagte der junge Mann, aber das habe sich jetzt geändert und er werde wieder Klassikkonzerte besuchen. Und damit kommt er dem Herzenswunsch der Festspielintendantin Cornelia Bend entgegen, auch ein junges Publikum für die Klassik zu gewinnen. Das Konzert wurde live in SWR Kultur übertragen.

Termine

Raphaela Gromes: 10.5., 21.5., 28.5., 29.5.; Pianoduo Tal & Groethuysen: 13.5.; Julian Riem: 28.5., 29.5. (rw)

Spielfreude: Daniel Dodds und Raphaela Gromes bei der Sonntagmatinee
Spielfreude: Daniel Dodds und Raphaela Gromes bei der Sonntagmatinee "Sinfonische Miniaturen".Foto: Rita Weis
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