Von Susanne Hilz-Wagner
Vor über vier Jahrzehnten – im Jahr 1981 – gründeten zehn engagierte Frauen aus verschiedenen Karlsruher Organisationen den „Verein zum Schutz misshandelter Frauen und deren Kinder e. V.“ Anfangs fand die Arbeit in einer kleinen, einfachen Wohnung in der Weststadt statt. Schnell wurde klar: Der Bedarf ist groß. Als dem Verein ein Haus vererbt wurde, eröffnete sich eine neue Perspektive – ein fester Schutzraum, der bis heute erhalten geblieben ist. Ein Ort der Sicherheit, Beratung und Unterstützung, der verständlicherweise anonym gehalten wird. Es ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf – es ist ein Raum der Ruhe, des Rückzugs und des Wieder-Zu-Sich-Findens. In der Fachsprache spricht man vom „äußeren sicheren Ort“ – genau das möchte der Verein schaffen. Im Jahr 2024 fanden 47 Personen Zuflucht im Haus – 22 Frauen und 25 Kinder. Leider konnten 100 weitere Frauen und 104 Kinder nicht aufgenommen werden, da das Haus ausgelastet war.
Seit 1994 bietet der Verein den Frauen neben dem Frauenhaus zusätzlich eine Frauenberatungsstelle an. Sie unterstützt Frauen, die keinen Wohnplatz benötigen, aber Rat und Begleitung auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben suchen, durch psychologische und psychosoziale Fachberatung. Daneben bieten dort einmal in der Woche ehrenamtliche Rechtsanwältinnen eine erste rechtliche Orientierung an – ein wichtiges Angebot, denn juristische Fragen sind oft ein großes Hindernis bei der Trennung vom gewalttätigen Partner.
Im Jahr 2006 wurde gemeinsam mit dem Sozialdienst katholischer Frauen e. V. (SkF) die sogenannte Clearingstelle ins Leben gerufen. Nach einem Polizeieinsatz nimmt die Beratungsstelle – mit Zustimmung der betroffenen Frau – proaktiv Kontakt mit Betroffenen auf. Diese direkte Unterstützung ist in akuten Krisen besonders hilfreich. Auch Kinder und Jugendliche werden nicht vergessen: Seit 2010 hilft das Projekt AUFtauchen mitbetroffenen Kindern und Jugendlichen im Alter von vier bis 17 Jahren. Häusliche Gewalt ist eine Kindeswohlgefährdung, auch wenn die Kinder und Jugendlichen nicht selbst der Gewalt ausgesetzt waren. Betroffene durch die vergangene und unbearbeitete oder noch anhaltende Krisensituation zu begleiten, sie in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und sie bei ihrer individuellen Verarbeitung der Gewalterlebnisse zu unterstützen, das ist das Ziel des Kinder- und Jugendangebots.
Weitere Projekte der engagierten Vereinsfrauen folgten: 2014 erfolgte eine Erweiterung des Angebots in der Beratungsstelle für von Gewalt betroffene Frauen mit Migrationshintergrund. Oft spielt die Kenntnis des kulturellen Hintergrunds und die daraus gewachsenen Probleme eine große Rolle bei der Beratung und Unterstützung. 2016 startete das Gruppenangebot inneHALTEN für Frauen, die nach oft langer Zeit wieder ihre eigenen Bedürfnisse entdecken und wahrnehmen sowie ihre Kräfte und Stärken (wieder-) entdecken wollen. 2020 ergänzte der Verein weiter seine Präventionsangebote: So z. B. mit fairLIEBEN für Schüler*innen, aufHORCHEN für Multiplikator*innen, anSPRECHEN für Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialwesen, einLEBEN für Sprach- und Integrationslehrer*innen und zuletzt mit verBINDEN, einem Angebot für Frauen mit Assistenz- und Unterstützungsbedarf.
Im Jahr 2024 haben insgesamt 389 Frauen die Beratungsstelle des Vereins zum Schutz misshandelter Frauen und deren Kinder e. V. in der Karlsruher Kriegsstraße 148 erstmalig kontaktiert. Es gab 1340 Beratungsgespräche. 1125 Personen haben an deren Präventionsveranstaltungen teilgenommen. Der Verein ist keine städtische Einrichtung. Das Haus und die Beratungsstelle werden getragen vom unermüdlichen Einsatz ehrenamtlich arbeitender Vorstandsfrauen. Sie sind auf Spenden, Mitgliedsbeiträge und Zuschüsse angewiesen. Kontakt- und Spendenmöglichkeiten ergeben sich unter: www.frauenhaus.de. Der Verein dankt allen, die seine Arbeit ideell oder finanziell unterstützen und damit ein klares Zeichen gegen Gewalt setzen. Im Frauenhaus sind drei Kolleginnen für die Frauen zuständig. Zwei Kolleginnen sind für die Kinder zuständig. In der Beratungsstelle stehen zwei Fachberaterinnen und eine Psychologin für die Frauen und eine Psychologin für die Kinder zur Verfügung. Ich kann nur stellvertretend für alle, die Frauen und Kinder schützen wollen und hier einen Beitrag leisten, meine Hochachtung und großen Dank für diesen unermüdlichen wichtigen Einsatz aussprechen und wünsche dem Verein viel Kraft und Freude bei dieser wichtigen Aufgabe für unsere ganze Gemeinschaft.