Wenn es um junge Mode geht, dann folgt die Bekleidungsindustrie leider allzu oft dem Modell, trendbezogene Kollektionen schnell und billig auf den Markt zu werfen. Die sogenannte Fastfashion. Selbst teure Markenlabels werden meist in Nähstuben in Fernost unter unwürdigen Bedingungen produziert. In der vergangenen Woche surrten gleich an drei Tagen hintereinander in den Räumen des Familienzentrums die Nähmaschinen und das, obwohl der Startschuss für die Nähstube im Rahmen des Ferienprogramms schon 8.30 h fiel. Katja Wengler, die im normalen Leben Professorin an der Dualen Hochschule ist und Leiterin des Studiengangs Wirtschaftsinformatik, näht leidenschaftlich gerne und gibt ihr Wissen gerne weiter. So entstanden nach einer Einführung die Mädchen und auch Jungs – wenn es diesmal auch nur einer war – Tunnelschals und Mützen. Mitgebracht hatte sie nicht nur die Schnitte, sondern auch jede Menge tolle Stoffe aus ihrem Fundus. Unterstützt wurde sie von Rosemarie Gollerthan, die früher das Fach Hauswirtschaft unterrichtete, auch wenn dies im Laufe der Jahre immer wieder den Namen änderte. „Bei uns zu Hause landen sämtliche Nährarbeiten bei der Oma“, erzählt die 15-jährige Annika, „Nun ist sie schon über 80 und ich habe mir gedacht, wer soll das denn machen, wenn sie einmal nicht mehr da ist. Vielleicht wird das auch ein Hobby für mich“ Kleidung kauft sie ganz bewusst und auch Secondhand. „Wenn ich neue Sachen kaufe, achte ich schon darauf, wo sie produziert sind und dass ich Stücke kaufe, die ich lange tragen kann.“ Von Wegwerfmode hält die Schülerin nichts. „Unsere Nähmaschine ist schon alt und kaputt und wir freuen uns, dass wir hier nähen können“, sagen die Schwestern Lena und Leonie. An Weihnachten gibt es ein neues Gerät, hoffen die beiden. Am liebsten macht die Künstlerin Ruth-Anne Zorla aus vermeintlichem Müll neue Dinge. In den Räumlichkeiten der Kernzeitbetreuung der Grundschule hatte sie gleich vormittags und nachmittags dazu aufgerufen, Dosendeckel, Buchseiten und vieles mehr neu zu verwerten. Mit großem Erfolg, denn auch diese Workshops waren ausgebucht. (cm)