Ein überaus selten zu beobachtender Schmetterling ist das Pappelkarmin, ein großer, schwerer Nachtfalter, der tags aufgrund seiner unauffälligen Vorderflügel gut getarnt in der Vegetation ruht. Der durchaus seltsame Name bezieht sich auf die wirklich leuchtend rot und schwarz breit gebänderten Hinterflügel, die im Flug unübersehbar aufleuchten. Diese Kombination – tarnfarbene Vorderflügel, farbenfrohe Hinterflügel – findet sich bei Nachtfaltern oft, da sie auf einen guten Schutz während des Tages angewiesen sind, um Fraßfeinden zu entgehen.
Das Tier auf dem Foto hatte sich ins Haus verflogen und konnte vor dem Freilassen kurz abgelichtet werden, nur im Flatterflug zeigen sich die roten Binden. Wenn Schmetterlinge ins Haus geraten, was vielen lichtaffinen Nachtfalterarten leicht passiert, sollte man sie immer zügig und vorsichtig, z. B. mit Hilfe von Glas und untergeschobenem Papier ins Freie bringen.
Das Pappelkarmin hat noch 4 Zwillingsarten, die ihm zum Verwechseln ähnlich sehen, aber ebenso selten spontan beobachtet werden. Sie alle lassen sich doch in der entomologischen Feldforschung sehr gut mit Lichtfallen oder Futterködern anlocken und beobachten, soweit sie in einem Gebiet noch vorhanden sind. Der Lebensraum des Karmins wird stark von den Ansprüchen der Raupe bestimmt, die sich von diversen Pappelarten ernährt.
Das Tier im Foto hatte offensichtlich die Schwarzpappel im Vorgarten angeflogen, wo die Art in den Vorjahren bereits mehrfach beobachtet werden konnte. Die Raupe ist tarnfarben grau und lebt verborgen in den Baumwipfeln, bis sie zur Verpuppung zwischen trockenem Laub in die Bodenstreu herabsteigt, das deshalb und für andere Falter liegenbleiben sollte. Außerdem liebt der Schmetterling die Nähe zu Gewässern, Wasserläufen und Tümpeln, was man nutzen kann, indem man einen Gartenteich anbietet. Oft ist es dann ein kurzer Moment der Beobachtung, der den Naturfreund für lange Vorarbeit mehr als entschädigt.