Wer in den vergangenen Wochen vom Gehweg an der Seckenheimer Straße seinen Blick zum Neckar wandte, staunte im ersten Moment nicht schlecht über scheinbar große weiße Schmetterlinge, die flach über der Vegetation hin und her schwirrten. Unten viel Weiß und die Oberseite mit etwas Blauschwarz. Erst auf den zweiten Blick waren die kleinen Racker als Nachwuchs-Mehlschwalben erkennbar. Die vergangenen warmen Monate mit wenigen Regentagen begünstigten unsere Schwalben.
Während die einst häufige Stall- oder Rauchschwalbe in Ilvesheim ein Schattendasein fristet, erlebt die unter Dachsimsen und unter den Brückenbögen brütende Mehlschwalbe eine kleine Renaissance. Es lohnt sich, auf der Neckarbrücke mal stehen zu bleiben und nach oben zu schauen. Aus den Nestern schauen weiße Köpfe heraus, während darunter „des Menschen liebste Freunde“ rollen. Wahrscheinlich können die Mehlschwalben dieses Jahr drei Bruten aufziehen. Baumaterial für ihre Lehmnester scheint das schlammige, fast trocken liegende Neckarufer zu bieten, ebenso genügend Insekten für die Nahrung. Bei 4 bis 5 Eiern pro Brut ist der diesjährige Nachwuchs stark vertreten. Aber auch in der Hauptstraße, der Neuen Schulstraße, der Kanalsiedlung und an anderen Stellen fühlen sie sich wohl. Schwalben sollen Glücksbringer sein. Einziges Manko aus Sicht des Menschen – Mehlschwalben sind nicht die reinlichsten. Das Anbringen von Kotbrettern ist möglich, aber immer circa 60 und mehr Zentimeter unter den Nestern, damit sie ungehindert von unten senkrecht hoch zum Nest fliegen können. Ist das Brett direkt unter dem Nest, wird dieses verlassen und falls bereits Junge darin sind, verenden diese jämmerlich.
Auf jeden Fall sind die Mehlschwalben der Neckarbrücke schon jetzt die Shooting-Stars des bisherigen Sommers. Spätestens im September steht der große Flug ins tropische und südliche Afrika an. Dann folgen Sperber und Falken den Schwalbenschwärmen und ergänzen ihr Beutespektrum. Vielleicht üben sie dieses Jahr Nachsicht mit den „Ilvesheimer Insektenjägern?“
Jürgen Schnepf
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