Schachclub Sillenbuch 1948 e. V.
70619 Stuttgart
Schach

Sillenbuch zeigt Krallen

Unsere 1. Mannschaft in der Bezirksliga befindet sich weiter in der Erfolgsspur. Auch der 3. Ligakampf 2024/25 wurde siegreich gestaltet. Gegen den früheren...
Sillenbuch zeigt Krallen.
Sillenbuch zeigt Krallen.Foto: Mößner

Unsere 1. Mannschaft in der Bezirksliga befindet sich weiter in der Erfolgsspur. Auch der 3. Ligakampf 2024/25 wurde siegreich gestaltet. Gegen den früheren Angstgegner SV Leonberg gab es ein hart erkämpftes 4,5:3,5. Damit tummelt sich an der Spitze der Tabelle weiterhin ein Trio, bestehend aus Botnang, Gerlingen und Sillenbuch. Unsere Mannschaft mit einer guten Mischung aus jungen und älteren Spielern hat an den vorderen 4 Brettern 3,5 Brettpunkte erzielt und damit die Grundlage für den Mannschaftssieg gelegt. Auf die Sillenbucher Jungspunde Daniel Takacs und David Rashba ist Verlass, so hat Daniel am Spitzenbrett mit den schwarzen Figuren gegen seinen hochkalibrigen Gegner (DWZ 2200) remisiert und David hat seine Partie überlegen geführt und gewonnen. Auch die Senioren an den Brettern 3 und 4 trugen ihr Teil zum Erfolg bei, als sich Stefan Roth (unser Neuzugang aus Kaiserslautern) und Dr. Heinrich Motzer, unser Mannschaftskapitän, gegen ihre Gegner durchsetzten. Da reichten 2 Remisen an den hinteren 4 Brettern für den Gesamterfolg, erkämpft von Martin Strauß und unserem Edeljoker Peter Lau. Dank gebührt Frau Heilemann vom Bezirksamt Sillenbuch, die mit der Herausgabe des Schlüssels für das Ausweichquartier Alte Schule in Riedenberg den SC Sillenbuch unterstützte. Unsere nächsten Gegner sind Backnang am 01.12. (auswärts) und der Neuling Renningen mit einem Heimspiel am 12.01.2025.

Vom Heimkampf unserer Reserve im Clara–Zetkin-Haus ist nur das erfreuliche Ergebnis von 5:1 gegen DJK Stuttgart-Süd 2 bekannt. Für die Brettsiege verantwortlich sind Jens Hensel am Spitzenbrett, Max Stadtmüller (schon nach 25 Min.), Oliver Gmelin und Willi Opitz. Es remisierten Konstantin Herzig und Michael Schweiggart, Letzterer sei besonders erwähnt, da er die Früchte seines Trainings und Fleißes erntete.

Am Freitag, 08.11.2024, wurde der 1. Durchgang zur Blitzmeisterschaft 2025 durchgeführt. Es gibt 5 Durchgänge, von denen die 3 besten zur Ermittlung des Blitzmeisters herangezogen werden. Angetreten waren 12 Spieler, 6 davon erreichten einen Score von mindestens 50 %. Auf den ersten Plätzen erscheinen unsere Spitzenspieler David Rashba, Daniel Takacs, Stefan Roth, gefolgt von Max Stadtmüller, Oliver Gmelin und Bastian Cancedda.

Eine Glosse am Rande des schachlichen Geschehens bezieht sich auf die Katze im Clara-Zetkin-Haus, die „Waldheimkatze“. Sowohl der längst verblichene Ex-Weltmeister Alexander Aljechin wie auch unser Spitzenspieler Daniel Takacs waren und sind Katzenfreunde. Unsere Waldheimkatze besucht uns manchmal im Spielsaal und wird von Daniel in verschiedenen Stellungen, sogar auf dem Schachbrett sitzend fotografiert. Das erinnert an den WM-Kampf 1935 Aljechin gegen den Niederländer Euwe, als Aljechins weiße Katze ihm auf dem Schoß saß. Dies war die Zeit, als der Weltmeister völlig dem Alkohol verfallen war, in einer Weise, dass er auf der Bühne, auf der gespielt wurde, öffentlich urinierte. Konsequenterweise verlor er den Kampf und Euwe wurde Weltmeister. Welche Power in Aljechin steckte, zeigte sich, als er dem Alkohol völlig abschwor und den Rückkampf gegen Euwe klar, für sich entschied. Aljechin wurde in Russland auf einem größeren Landgut in eine adelige Familie geboren. Er erlernte das Schach im Alter von 11 Jahren von seiner Mutter und hatte bald größere Erfolge, zuerst in St. Petersburg, später beim großen Turnier in Mannheim 1914. Als er dort in Führung lag, brach der 1. Weltkrieg aus und einige Spieler, darunter die Russen Aljechin und Bogoljubow wurden interniert. Beide kamen zusammen in eine Zelle und wechselten in Ermangelung eines Schachbretts viele Blindpartien. Aljechin profitierte davon und stellte später mehrere Weltrekorde im Blind-Simultan-Spiel auf (ohne Ansehen des Brettes, nur mit der Ansage der Züge). In Chicago spielte er 32 simultane Blindpartien, diese Zahl wurde später von dem Sontheimer Lang mit unglaublichen 45 Partien übertroffen. Aljechin war eine zerrissene Persönlichkeit, zurückzuführen auf die nationalistisch aufgeheizte Stimmung der Nationen, aber auch auf die Tatsache, dass der WM-Titel Privateigentum der Spieler war. Dabei mussten beide Spieler eines WM-Kampfes in einen Fond einzahlen, der dann je nach Ausgang des Kampfes geteilt wurde, z. B. 60:40. Aljechin befand sich immer in Geldnöten, die sich nicht einmal entscheidend besserten, nachdem er drei begüterte Witwen geheiratet hatte. Er musste während seiner Karriere zwischen Sowjetrussland, Deutschland, Frankreich und den USA lavieren. Symptomatisch für Aljechin war die Schacholympiade in Buenos Aires 1939, bei der Großdeutschland Olympiasieger wurde. Am 1. September, als die Vorrunde gerade abgeschlossen war, brach der 2. Weltkrieg aus, die Olympiade aber wurde fortgeführt. Einige Länder traten gegen Deutschland nicht mehr an, darunter Frankreich unter der Federführung der naturalisierten Aljechin und Dr. Savielly Tartakower, dessen Eltern bei einem Pogrom ums Leben gekommen waren. Später gegen Kriegsende kollaborierte Aljechin mit den Deutschen und der Vichy-Regierung. Aljechin wollte von Südwestfrankreich aus in die USA emigrieren, dies klappte allerdings nicht, als bekannt wurde, dass unter seinem Namen antisemitische Artikel erschienen waren. Seine Situation wurde immer schlechter und er wurde zu keinen Turnieren mehr eingeladen. Aljechin starb 1946 im schon nicht mehr mondänen Seebad Estoril in Portugal unter ungeklärten Umständen. Auf einem Foto sieht man den toten Aljechin im Sessel sitzend, vor sich abgeräumtes Frühstücksgeschirr und ein Status-Quo-Schachbrett (Steckschach). Seine Leiche wurde erst drei Wochen nach seinem Tod in den Friedhof Montparnasse in Paris überführt, an seinem Grab die Schweizerin Rüegg mit ihrem Sohn, seine wohl einzige Liebesheirat. Viele Jahre nach Aljechins Tod gilt immer noch: „Ein Isolani (Einzelbauer) verdüstert die Stimmung auf dem ganzen Schachbrett“.

Hans-Ulrich Jäger

Erscheinung
`s Nussbaum-Blättle – Das wöchentliche Mitteilungsblatt für Heumaden, Riedenberg und Sillenbuch
Ausgabe 48/2024

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Stuttgart

Kategorien

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