Schachclub Sillenbuch 1948 e. V.
70619 Stuttgart
Schach

Sillenbucher Mannschaften erreichen problemlos Minimalziel

Ein Spieltag vor Ende der Saison haben alle 3 Mannschaften des Schach-Club Sillenbuch den Klassenerhalt geschafft. Nicht selbstverständlich war dies bei...

Ein Spieltag vor Ende der Saison haben alle 3 Mannschaften des Schach-Club Sillenbuch den Klassenerhalt geschafft. Nicht selbstverständlich war dies bei Sillenbuch II und Sillenbuch III, die erst zu Beginn der Saison in die Kreisklasse bzw. A-Klasse aufgestiegen waren. In der Bezirksliga, in der der große Favorit SC Botnang I seinen hohen Ansprüchen gerecht wurde, hatte Sillenbuch I längere Zeit an der Spitze der Tabelle mitgehalten, wurde dann aber durch 2 Niederlagen zurückgeworfen. Das 3,5:4,5 gegen das etwas unterschätzte Murrhardt wurde maßgeblich beeinflusst durch die Siege der Gäste an Spitzenbrettern. Es kommt nicht oft vor, dass unsere jungen Vorkämpfer an den Brettern 1 und 2 ihren Gegnern zum Sieg gratulieren müssen. Unsere Gäste aus dem Schwäbischen Wald waren, wie so oft, mit Ersatz angetreten. Ihr Erfolg daher also verdient. Für die Sillenbucher Brettsiege zeichnen Stefan Roth, der seinen Score auf 7 Siege aus 8 Brettern hochfahren konnte, und Martin Strauss, dessen vorgesehener Brettpartner nicht erschienen war. 3 Sillenbucher Spieler haben mit ihren Remisen zu den 3,5 Brettpunkten beigetragen, nämlich Marc Herold, Mannschaftskapitän Dr. Heinrich Motzer und Peter Lau.

Auch Sillenbuch II in der Kreisklasse hatte zu Beginn der Saison an der Spitze mitgemischt, musste dann aber 4 knappe Niederlagen mit 2,5:3,5 verbuchen. Die letzte Niederlage datiert vom 06.04.2025 in Gerlingen. Sillenbucher Brettsiege erzielten Oliver Gmelin und Günter Mößner, ein halbes Pünktchen wurde von unserem Spitzenmann Jens Hensel beigesteuert.

Sillenbuch III holte sich seine 1,5:2,5-Niederlage am 16.03.2025 auch in Gerlingen ab. Volker Memmler gelang ein Sieg am Spitzenbrett, Andrey Popov hielt mit seinem Remis die Niederlage in Grenzen. Damit haben die 3 Sillenbucher Mannschaften mit ihren guten Platzierungen in den jeweiligen Ligen trotzdem ein Lob verdient.

Mit Dr. Robert Hübner ist im Februar dieses Jahres ein ganz Großer des Schachs von uns gegangen. Hübner war zwischen der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Auftreten unseres neuen Hoffnungsträgers Vincent Keymer der erfolgreichste deutsche Spieler. Bei der Bewertung der Verdienste von Hübner zählen vor allem seine Ergebnisse als Weltmeisterschaftskandidat. Von den 3 Gelegenheiten, bei denen sich Hübner für diese fortgeschrittene Phase qualifiziert hatte, zog er sich 2-mal vom Wettkampf zurück und wurde einmal am Roulettetisch geschlagen. Die erste Gelegenheit bot sich ihm 1971 im spanischen Sevilla gegen den entthronten Petrosian. Beiden Spielern wurde der Spielsaal gezeigt, und beide Delegationen waren zufrieden damit. Der Spielsaal war etwas unter dem Straßenniveau gelegen und zu Zeit der Siesta ruhig. Zur ersten Partie am späten Nachmittag aber wurde es merklich lauter. Während der Rushhour sorgten viele Passanten für Lärm. 6 Partien lang verlief der Kampf ausgeglichen. Am Tag der 7. Partie aber war ein Fußballspiel angesagt und Tausende von Besuchern sorgten für einen hohen Lärmpegel. Hübner bat um die Verlegung in einen anderen Spielsaal, sein Gegner und die Organisatoren waren dagegen. Petrosian war nämlich schwerhörig und hatte einfach sein Hörgerät abgeschaltet. Der Ex-Weltmeister brachte eines seiner gefürchteten Qualitätsopfer (Turm gegen Springer), Hübner konnte sich nicht mehr darauf einstellen und verlor die Partie. Gut vorbereitet zeigte sich Hübner 9 Jahre später in Rio de Janeiro. Mit 11,5 Punkten aus 17 Partien stieg er in die nächste Runde auf, besiegte den Ungarn Adorhan und darauf dessen Landsmann Portisch. Es wartete in Meran im Kandidatenfinale der Exilrusse Kortschnoi. Hübner schlug sich anfangs prächtig und führte mit 3,5:2,5. Doch wie ein Jahrzehnt zuvor geriet die 7. Partie zum Desaster. Er übersah eine Springergabel, die einen Turm kostete, und verlor auch die nächste Partie. Darauf warf er das Handtuch und verließ Meran fluchtartig. Sein Großmeisterkollege Dr. Helmut Pfleger, Psychotherapeut von Beruf, kommentierte das so: „Ich glaube, Hübner erlaubt sich unbewusst in einer Selbstbestrafungstendenz nicht den Sieg.“ 1983 bei seinem 3. Kandidatenturnier bekam er es mit dem Ex-Weltmeister Smyslov zu tun. Bei jeweils einem Sieg und sehr vielen Remisen gab es in Velden am Wörthersee keine Entscheidung am Schachbrett. Die Entscheidung fiel am Roulettetisch. Smyslow hatte auf Rot gesetzt und gewann, als die Kugel auf die 3 fiel. Hübner war von Beruf Altphilologe und gewann als die Kugel auf die Entzifferung alter Inschriften. Schach bezeichnete er als sein Hobby. Schon als 14-Jähriger trat er schachlich in Erscheinung, als er bei der Endrunde der deutschen Meisterschaft, damals noch in kurzen Hosen, im Hotel Molkenkur hoch über dem Heidelberger Schloss am 8. Brett von Köln-Porz seine 3 Partien gewann. Das war die Zeit, als man in diesem Alter einen etablierten Schachspieler untertänigst darum bitten musste, eine Partie mit ihm zu spielen.

Ein Supergroßmeister aus der Nomenklatura der 20 stärksten Spieler der Welt meinte: „Ein Schachspieler sollte auch ein Hobby haben.“

Hans-Ulrich Jäger

Erscheinung
`s Nussbaum-Blättle – Das wöchentliche Mitteilungsblatt für Heumaden, Riedenberg und Sillenbuch
Ausgabe 17/2025

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Stuttgart

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