In dieser Serie stellen wir das Schauspielteam des „theater am puls“ (tap) näher vor. Diese Woche stellt sich die 31jährige Sina Große-Beck aus Mannheim den Fragen von Birgit Schillinger vom Freundeskreis. Sie hat an der Alanushochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn ein klassisches Schauspielstudium – damals noch mit Diplomabschluss – absolviert. Im tap hat sie bei „Kopfgespenster“ mitgespielt und ist zurzeit in der Komödie „Brigitte Bordeaux“ zu sehen.
Schillinger: Warum sind Sie Schauspieler/in geworden?
Große-Beck: Ich liebe einfach Geschichten und das Schauspielen gibt mir die Möglichkeit, mit Haut und Haaren in eine Geschichte einzutauchen. Anders als beim Lesen (ich lese aber auch sehr, sehr gerne). Das hat mir immer große Freude gemacht.
Schillinger: Wie und wann sind Sie zum theater am puls gekommen?
Große-Beck: Ich habe 2018 eine Anzeige auf Theapolis gefunden, wo eine Schauspielerin für die Produktion „Kopfgespenster“ von Jana Kühnle am tap gesucht wurde. Ich bin dann zwischen Weihnachten und Neujahr bei extrem miesem und kaltem Wetter mit der Bahn von meinem Familienbesuch in Marl (NRW) fünf Stunden nach Schwetzingen gefahren und sofort nach dem Vorsprechen wieder fünf Stunden zurück. Ich weiß noch genau, dass ich da an dem Tag nicht so viel Bock hatte, aber man bekommt ja auch nicht jedes Vorsprechen, auf das man sich bewirbt, also los! Ich habe, ehrlich gesagt, auch nicht damit gerechnet, den Job zu bekommen, weil ich beim Vorsprechen Lieder singen musste, die meilenweit höher als meine Stimmlage waren. Es hat dann aber doch geklappt und ich bin sehr froh darüber, weil „Kopfgespenster“ wirklich eine wunderbare Produktion war, in der ich so tolle Menschen kennenlernen durfte. Das war tatsächlich mein erstes Engagement nach meinem Studium.
Schillinger: Was war oder ist Ihre Lieblingsrolle?
Große-Beck: Oh ha, das ist eine schwierige Frage. Ich kann das auf Rollen bezogen gar nicht so genau sagen, weil ich die eigentlich alle unglaublich liebenswert finde und trotzdem mit jeder auch mal durch eine Schaffenskriese gegangen bin. Mir fällt es eher leichter, das auf ganze Produktionen bezogen zu sagen. Einer meiner Favoriten ist nach wie vor „Kopfgespenster“ am tap, auch weil in dieser Produktion so viel Persönliches und so viel Verletzlichkeit von Jana Kühnle steckte, wovor ich eine riesige Hochachtung habe. Das berührt mich immer noch. Es war die mutigste Produktion, an der ich je mitgewirkt hatte.
Schillinger: Was ist das Besondere am tap?
Große-Beck: Ein kleines Theater mit unglaublich großen und mutigen Inszenierungen von hoher Qualität, mit denen jeder was anfangen kann, auch wenn er keine Kunst- und Literaturwissenschaften studiert hat, die aber trotzdem nicht ohne sind. Da wird einfach von ganz vielen Menschen und vor allem von Joerg Steve Mohr und Teresa Ungan gute Arbeit gemacht.
Schillinger: Welche Engagements haben Sie sonst noch?
Große-Beck: Dieses Jahr bin ich noch in Darmstadt zu sehen als Sams in „Neue Punkte für das Sams“ (Regie: Kathrin Maier) vom Theater 3D und nächstes Jahr bin ich wieder mit zwei Märchenproduktionen für Kinder (Regie und Text: Eberhard Streul) der Musikbühne Mannheim im deutschsprachigen Raum unterwegs.
Schillinger: Was sind Ihre Stärken und Schwächen?
Große-Beck: Auch wieder so eine fiese Frage. Ich habe sehr viel Fantasie. Das ist manchmal ganz gut, wenn es um Ideen oder um Rollenfindung geht, weil ich ziemlich schnell genaue innere Bilder von der Person habe, die ich spielen will. Manchmal stört es aber auch, weil ich dann ein bisschen zu verträumt bin und nicht so im Hier und Jetzt. Ist dann auch manchmal für meine Mitmenschen eine Herausforderung, weil ich phasenweise total zurückgezogen bin und manchmal aber auch gar nicht.
Schillinger: Haben Sie sonstige Interessen oder Hobbys?
Große-Beck: Ich interessiere mich für wirklich alles. Ich bin in der Lage, in jedem verdammten Museum oder Bücherregal irgendwas Interessantes zu finden. In meiner Freizeit lese ich liebend gerne, tanze, koche, stricke und gehe wandern. Vor allem bin ich aber seit diesem Jahr auf das Huhn gekommen und sogar Mitglied im Rassegeflügelzuchtverein Phönix Rheinau. Da habe ich zusammen mit meinem Freund Christian Birko-Flemmig (auch Schauspieler) eine Zuchtanlage und züchte Mechelner. Das sind sehr große belgische Wirtschaftshühner für Fleisch und Eier, die in Deutschland leider auf der roten Liste gefährdetere Haustierrassen stehen. Wenn ich frei habe, findet man mich meistens dort.
Info
Für die Komödie „Brigitte Bordeaux“ (von einem Winzer, der Dorf und Familie schockt, weil er eine Frau sein will, was auf eine ergreifende Schlusspointe hinausläuft) am Sonntag, 24.11., 19 Uhr gibt es noch Karten unter 06202 92 69 996 oder www.theater-am-puls.de.