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Dies und das

Sinneslust und Seelenfrieden

Tastenzauber mit dem Piano-Duo Tal & Groethuysen Passend zum Thema der diesjährigen Festspiele „Verführung“ hat das Duo ein Programm zusammengestellt,...
Große Bühne mit zwei Klavieren für Yaara Tal & Andreas Groethuysen.
Große Bühne mit zwei Klavieren für Yaara Tal & Andreas Groethuysen.Foto: aw

Tastenzauber mit dem Piano-Duo Tal & Groethuysen

Passend zum Thema der diesjährigen Festspiele „Verführung“ hat das Duo ein Programm zusammengestellt, das auch gut zum Veranstaltungsort - dem Schwetzinger Schloss passte. Yaara Tal und Andreas Groethuysen moderierten ihr Programm dabei informativ - fast war es wie eine Musiktheoriestunde. Alle Musikstücke waren Bearbeitungen für zwei Klaviere, die sich auf der Bühne im Rokokotheater gegenüberstanden.

Johann Sebastians Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 6 in B-Dur BWV 1051 in einer Bearbeitung von Gustav C.F. Krug klang wie aus dem Lehrbuch. Zumindest zunächst, denn im Verlauf der drei Sätze wurde immer deutlicher, dass die beiden Tastenkünstler immer mehr ihre eigene Interpretation hinzufügen. Es passte in die Themenwelt der Liebe. „Im Original wird es mit zwei Blockflöten gespielt, die sich um sich selbst ranken“, erklärte Yaara Tal.

Textlich bedenklich, musikalisch wundervoll

Lyrisch und bezaubernd schön eine Arie von Bach: „Was mir behagt, ist nur die muntere Jagd“ (BWV 208), bearbeitet von Mary Howe. Wie man Original und Bearbeitung gegenüberstellt, zeigten die beiden Pianisten anhand Mozarts Acht Variationen über „Ein Weib ist das herrlichste Ding“ F-Dur KV 613 in einer Bearbeitung von Joseph Rheinberger. Im Vorfeld entschuldigte sich Andreas Groethuysen augenzwinkernd für den nicht mehr zeitgemäßen Text, aber die Musik war eine wunderbare! Er erklärte Form und Ablauf des Stückes und für den Zuhörer war es spannend, die Einsätze der beiden Klaviere zu verfolgen: Mozart via Rheinberger. „Für Mozart-Touristen fast im Rotlicht-Bezirk“ scherzte Groethuysen thematische passend.

Dramatisch entschleunigt

Ebenso bei Mozarts Fantasie Nr. 4 c-Moll KV 475 für zwei Klaviere bearbeitet von Edward Grieg. Es klang die hinzugefügte Partitur wie eine Bestätigung, eine Verzierung, ein Nachhall zur Originalkomposition. Am linken Klavier übernahm Groethuysen Griegs Variationen und Tal stellte die von Mozart komponierten chromatischen Harmonien und Akkorde in den Raum. Einer Entschleunigung gleich verlangsamte sich das Spiel und erzeugte eine gesteigerte Dramatik.

Turbulent

Nach der Pause konnte sich das Publikum erst einmal entspannt zurücklehnen, beim bekannten Eröffnungsthema der Sonate Nr. 16 C-Dur KV 545, der „Sonata facile“, die Augen schließen. Auch hier hatte Edward Grieg die Begleitung durch das zweite Klavier hinzugefügt. Danach konnte es gegensätzlicher kaum weitergehen: mit Richard Wagners „Bacchanale“ – Le Venusberg, aus „Thannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“ Wwv 70, bearbeitet von Paul Dukas. So turbulent sich das Spiel um die Sinneslust der körperliche Liebe entwickelt, so besänftigend geht es zur Ruhe – Thannhäuser ist der Liebe müde und schläft ein. Ebenso leise wie sich die Bacchanale verabschiedet, beginnt fast übergangslos Isoldes Liebestod aus „Tristan und Isolde“ WWV 90. Es ist der Höhepunkt des Abends, Verführung, Sinneslust und dann der erhoffte Seelenfrieden. Durch diese Reise der Emotionen nahm das Duo seine Zuhörer fesselnd mit. Zum Ausklang und um die Gemüter wieder in Balance zu bringen, gab es als Zugabe Bachs Kantate „Jesu bleib´ Du meine Freude“ in der Transkription von Victor Babin. Der Seelenfrieden ist erfüllt! (aw)

Beherzter Schlussapplaus für das Piano-Duo.
Beherzter Schlussapplaus für das Piano-Duo.Foto: aw
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