Der digitale Wandel macht auch vor dem Ruhestand nicht halt – und genau das wird für viele ältere Menschen zunehmend zum Problem. Denn was tun, wenn die Bankfiliale schließt, der Kontoauszug nur noch online abrufbar ist und selbst die Arzttermine digital gebucht werden sollen?
Wer sich nicht auskennt mit Internet und Smartphone, bleibt oft außen vor. Um diesem Abgehängtsein entgegenzuwirken, setzt der Kreisseniorenrat des Rhein-Neckar-Kreises auf gezielte Unterstützung – und generationenübergreifende Zusammenarbeit.
In der Villa Menzer in Neckargemünd fand nun eine besondere Veranstaltung statt: Im Rahmen des Projekts „SmartStart – Senioren digital fit“ organisierte der Kreisseniorenrat gemeinsam mit der Realschule Neckargemünd einen Vormittag rund um das Thema „Einstieg ins Internet“. Rund 15 Seniorinnen und Senioren waren der Einladung gefolgt und wurden zunächst von Elisabeth Sauer, der Vorsitzenden des Kreisseniorenrats, und Heike Strigel, Assistentin des Vorstands, begrüßt. Sauer schilderte offen, mit welchen Herausforderungen sie selbst beim Thema E-Mail und Internetnutzung zu kämpfen hat und sprach so manchem Zuhörer aus dem Herzen. Strigel verwies auf die Vielzahl an Informationsmaterialien, die im Rahmen des „DigitalPakt Alter“ zur Verfügung stehen und ältere Menschen ermutigen und befähigen sollen, sich digitale Kompetenzen anzueignen.
Besonders erfreulich sei, so Strigel, dass der Kreisseniorenrat mit dem Projekt „SmartStart“ zu den 50 geförderten Initiativen gehört, die aus 561 Bewerbern bundesweit ausgewählt wurden. Diese Anerkennung ermöglicht dem Kreisseniorenrat nicht nur die Durchführung lokaler Veranstaltungen wie in Neckargemünd, sondern auch ein einmaliges Angebot im gesamten Kreisgebiet: In allen 54 Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises können nun Hausbesuche zur Digitalberatung vermittelt werden.
Ein Highlight der Veranstaltung war der Impulsvortrag von Ralf Kau, der seit Anfang des Jahres als ehrenamtlicher Mitstreiter im Kreisseniorenrat tätig ist. Der studierte Volkswirt, Wirtschaftsjurist und Dozent an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn weiß komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären und begann: „19 Prozent der über 60-Jährigen nutzen laut SIM-Studie kein Internet. Doch man ist nie zu alt zu lernen." Kau zeigte auf, wie grundlegend sich alle Lebensbereiche durch die Digitalisierung verändert haben – vom Einkauf über die Kommunikation mit Angehörigen bis hin zur Terminbuchung. Schritt für Schritt erklärte er, wie der Zugang zum Internet funktioniert: Von den benötigten Geräten – Smartphone, Tablet oder Notebook – über den Internetvertrag und WLAN-Router bis hin zur Nutzung gängiger Browser. Auch das Thema Sicherheit wurde angesprochen: starke Passwörter, regelmäßige Software-Updates, Vorsicht bei E-Mails und ein guter Virenschutz seien unerlässlich, so Kau. Zudem hatte er ein kompaktes Internet-Abc zusammengestellt, das auf Wunsch beim Kreisseniorenrat angefordert werden kann.
Und wer sich weiter informieren möchte, ist jeden Donnerstag von 15 bis 17 Uhr in der Villa Menzer willkommen – dort bieten die Ehrenamtlichen des Kreisseniorenrats individuelle Beratung an. Nach dem Vortrag wurde es dann ganz praktisch: Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9d der Realschule Neckargemünd hatten nicht nur Kaffee und Kuchen vorbereitet – sie standen den Senioren auch mit Rat und Tat zur Seite. Gemeinsam wurde erklärt, ausprobiert, gegoogelt und manches Missverständnis ausgeräumt. Lehrer Dirk Meißner begleitete seine Schützlinge und unterstützte sie bei der individuellen Digitalberatung.