Der traditionelle Theaterbesuch im Frühjahr eines Jahres führte die SNW-Mitglieder
in diesem Jahr zum Kammertheater nach Karlsruhe. Auf dem Spielplan stand das Boulevardstück TOC TOC, was aus dem Spanischen übersetzt so viel heißt wie
„einen Vogel haben“.
Die Handlung spielte sich im Wartezimmer eines renommierten Psychotherapeuten ab. Dort erschienen fünf Patienten gleichzeitig mit ihren verschiedenen psychologischen Beschwernissen. Sie warteten und warteten, bis sich herausstellte, dass der Arzt wegen einer Flugverspätung aufgehalten wurde und nicht oder sehr verspätet zur Sprechstunde kommen könne. Unweigerlich entwickelten sich Gespräche der Patienten untereinander. Dabei kamen die unterschiedlichen „Macken“ zum Vorschein. FRED sagte nicht passende Worte, auch Schimpfworte, ohne es zu wollen, der Taxifahrer VINCENT nervte die anderen mit seinem Zählzwang, BLANCHE hatte einen Waschzwang, MARIE kam aus ihrem Kontrollzwang nicht heraus und war ständig auf der Suche nach ihrem Schlüssel und LILLY litt hochgradig unter Erschrecken. Schließlich mündeten die Dialoge untereinander in einer ungeplanten Selbsttherapie. Höhepunkt war dann, als die einzelnen Patienten die Rolle mit dem jeweiligen Tick eines anderen übernehmen sollten. Dies entbehrte nicht einer gewissen Komik. Insgesamt waren die schauspielerischen Leistungen hervorragend. Dabei brillierte der durch Funk und Fernsehen bekannte Karsten Speck in der Rolle von FRED mit den ungewollten Äußerungen (Tourette-Syndrom).
Auf der Heimfahrt fasste die Vorsitzende Renate Bernhardt das Erlebte nochmals zusammen. Dabei nahm sie auch Bezug auf den vorausgegangenen überaus positiven Bericht zu TOC TOC in den BNN, den sie im Nachhinein nicht ganz nachvollziehen konnte. Sie traf wohl die Stimmungslage der Teilnehmer mit ihrer Feststellung, dass das Stück teils amüsant war und teils nachdenklich stimmte, jedoch insgesamt die Erwartungen nicht ganz erfüllte. Besonders lobte sie dabei jedoch die dargebotene schauspielerische Leistung.
Karlheinz Henge