Große Achalm, nichts dahinter? Von wegen. Am Schwörtagswochenende waren wieder Tausende in der Stadt unterwegs, um das abwechslungsreiche Programm zu genießen, das sich um das eigentliche Schwörtagszeremonielle am Sonntag rankt.
Den Auftakt zum 19. Schwörtag der Neuzeit bestreitet traditionell der Reutlinger Geschichtsverein: Beim Vortrag „Die Krise der Demokratie und ihre Überwindung aus dem Geist der Stadt“ von Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin am Freitag blieb im Foyer des Rathauses kein einziger Stuhl unbesetzt.
Auch zum Fassanstich am Samstagabend im „Schwörhof“ beim Friedrich-List-Gymnasium strömten die Menschen. Das von Zwiefalter Klosterbräu gestiftete (Frei-)Bier, das OB Thomas Keck dem 30-Liter-Fass mit sechs beherzten Hammerschlägen entlockte, stimmte prickelnd auf einen schwungvollen Party-Abend ein. DJ Ernst „Oooooooh“, seit knapp vier Jahrzehnten Reutlingens Spezialist für zünftige Pary-Mucke, sorgte dafür, dass fast jede und jeder von den vollbesetzten Bierbänken auf die Tanzfläche stürmte.
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Einen neuen Besucherrekord verzeichnete der eigentliche Schwörtag am Sonntag. Schon zum Festzug säumten zahlreiche Schaulustige die Altstadtgassen. Hunderte Menschen verfolgten bei bestem Wetter das Schwörzeremoniell mit der traditionellen Schwörtagsrede des Oberbürgermeisters sowie dem Amtseid, umrahmt von den faszinierenden Darbietungen des Fahnenflaigers Thomas Walker, den Schulchören des FLG, der Stadtkapelle, dem Liederkranz Reutlingen und der Schützengilde.
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Im Mittelpunkt der Schwörtagsrede standen diesmal die Finanzen: „Man muss auf Landes-, aber auch auf Bundesebene endlich verstehen, dass uns Unterstützung im Bereich Investitionen allein nicht weiter hilft! Die Städte und Gemeinden (und auch die Landkreise) stehen mit dem Rücken zur Wand. Land und Bund – Wo seid Ihr?“, forderte Thomas Keck. Seit Jahrzehnten reichen Bund und Länder kostenträchtige Aufgaben an die Kommunen weiter, so das Stadtoberhaupt: „Tatsächlich müssen die deutschen Kommunen ein Viertel aller staatlichen Ausgaben bestreiten, erhalten aber nur ein Siebtel der staatlichen Einnahmen. Dass das auf Dauer nicht funktionieren kann, dürfte jedem hier klar sein!“
Wie in jedem Jahr mündete der Schwörtag in ein Bürgerfest mit buntem Programm, bestritten unter anderem von der Volkstanzgruppe des Schwäbischen Albervereins, den „Singing Alberts“ des Albert-Einstein-Gymnasiums und dem Naturtheater Reutlingen, das musikalische Ausschnitte aus seinen aktuellen Produktionen „Kohlhiesels Töchter“ und „Die kleine Hexe“ präsentierte.
Für die jüngsten Reutlinger und Reutlingerinnen hielt das „Fest des demokratischen Frohsinns“ jede Menge Mitmachangebote bereit: Unter anderem konnten sie Ritterhelme und bunte Haarkränze basteln, sich mittelalterlich frisieren lassen und mit der Trachten- und Volkstanzgruppe Ohmenhausen Seile selber drehen.