Chöre und Solisten holen die Sonne ins verregnete Wehingen
Sommerliche Unterhaltung bot das Gymnasium Gosheim-Wehingen in der Wehinger Schlossberghalle mit dem traditionellen jährlichen Sommerkonzert. Chöre und Solisten boten sowohl klassische als auch moderne Stücke dar und trotzten dem Regenwetter mit sommerlichen Klängen.
Die musikalische Leitung oblag den beiden Musiklehrern Marion Rösch und Albrecht Stroh, durch das Programm führte Edmond Jäger. Noch vor der Begrüßung durch Schulleiter Philipp Lehmann begann der Unterstufenchor mit „Applaus, Applaus“ von den Sportfreunden Stiller. Es folgte der Ober- und Mittelstufenchor mit Nenas „Wunder gescheh’n“. Die beiden Chöre sangen danach bekannte moderne Lieder von Pink, ABBA, den Prinzen und aus dem Musicalfilm The Greatest Showman.
Zwischen den Gesangseinlagen glänzten Solisten an ihren Instrumenten. Jona Heinz spielte auf der Gitarre gekonnt Ed Sheerans romantisches Lied „Perfect“. Niklas Roth spielte auf dem Bariton, begleitet von Maria Schmidt am Klavier, die Lieder Tequila Sunrise von den Eagles und einen jamaikanischen Reggaemuffin. Luis Hauser und Lina Volkwein schwelgten, auch sie in Begleitung von Pianistin Maria Schmidt, in der Eleganz von Klassik und Barock. Hauser spielte auf der Trompete ein Stück von Telemann und Volkwein auf der Querflöte eines von Stamitz. Sara Maier entfaltete am Klavier außerdem die epische Musik des zeitgenössischen neoklassischen Komponisten Ludovico Einaudi.
Eine schauspielerische Einlage bot die Theater-AG unter Leitung von Stefanie Lenz dar. Aus Marie Schmids heiterer Komödie „Gleich geht’s los“ führten die Schauspieler zwei Szenen auf. Trotz kurzfristigen Ausfalls von einigen Schauspielerinnen unterhielt das Ensemble das Publikum vorzüglich und sorgte für Heiterkeit im Saal. Belohnt wurde es mit besonders lautem Applaus. Das Stück wird voraussichtlich im Herbst als Ganzes aufgeführt. Für ein geselliges Beisammensein sorgte anschließend die SMV des GGW, die Sekt ausschenkte. Das Publikum fühlte sich sichtlich gut unterhalten und erhielt am Schluss noch eine Zugabe der Chöre.
Geschichte lebendig erzählt
Im Rahmen der Gedenkwoche der Initiative Gedenkstätte Eckerwald erzählte Wieslaw Majchrzak am 16. Mai im Bildungszentrum Gosheim-Wehingen 120 Schülern der neunten Klassen des Gymnasiums und der Realschule von den schrecklichen Erlebnissen seines Vaters Stanislaw im KZ Dautmergen. Davor war das Ehepaar Majchrzak und Brigitta Marquart-Schad von der Initiative Gedenkstätte Eckerwald im Lehrerzimmer von Schulleiter Lehmann herzlich begrüßt worden. Marquart-Schad gab den Schülern eine kurze Einführung über die Arbeit der KZ-Gedenkstätte (Führungen, historische Nachforschungen, Dokumentation, Pflege des Gedenkwegs).
Stanislaw Majchrzak war wegen Widerstandes gegen das NS-Regime 1943 verhaftet worden, kam in das KZ Auschwitz-Birkenau und von dort als junger arbeitsfähiger Mann 1944 ins Wüste-Lager Dautmergen. In 7 Wüste-Lagern zwischen Mössingen und Schörzingen wollte die NS-Regierung für die Kriegsmaschinerie dringend benötigten Treibstoff gewinnen – aus dem hier vorhandenen Ölschiefer. Dieser Plan war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, da die Ergiebigkeit des süddeutschen Ölschiefers viel zu gering ist. Aber die Devise aus Berlin war: „Treibstoff muss her, koste es, was es wolle!“ Über 1700 Häftlinge mussten so allein in Dautmergen sinnlos ihr Leben lassen. Meist wegen Mangelernährung, bei der engen Unterbringung hochansteckende Seuchen, wie Typhus und Ruhr und wegen Entkräftung durch die unmenschliche harte Zwangsarbeit. Herr Majchrzak berichtete auch, dass Häftlinge zu wenig Wasser bekamen und verdursteten. Er schilderte außerdem ein grausiges Erlebnis, das sein Vater später immer wieder erzählte, wie ein SS-Aufseher beim Appell seinen Hund auf einen Häftling hetzte, bis dieser totgebissen war; danach gab er seinem Hund eine Wurst mit der Bemerkung: „Guter, braver Hund!“
Nach einigen Fotos, die ihn zeigten, waren nun die Schüler dran und konnten Fragen stellen. Dabei interessierte sie, wie Stanislaw Majchrzak die Vergangenheit verarbeitet habe. Sein Sohn betonte, dass es seinem Vater nicht um Rache gegangen sei. Stattdessen ging es ihm darum, dass die Wahrheit nicht vergessen und nicht etwa von ehemaligen Tätern verdreht wird.