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Sommerkonzert Kammerorchester Nußloch

Sommerlich-heiteres Musikvergnügen Kammerorchester Nußloch begeisterte mit seinem Sommerkonzert Passend zur Jahreszeit hatte das Kammerorchester...
Blick ins Kirchenschiff. Im Altarraum spielt das Kammerorchester Nußloch unter der Leitung von Dirigent Timo Jouko Herrmann. Man sieht auch die gut besetzten Stuhlreihen mit den Besuchern.
Das KON in Aktion bei SommerkonzertFoto: Carmen Diemer-Stachel

Sommerlich-heiteres Musikvergnügen

Kammerorchester Nußloch begeisterte mit seinem Sommerkonzert

Passend zur Jahreszeit hatte das Kammerorchester Nußloch unter der Leitung von Timo Jouko Herrmann zu einem Sommerkonzert in die evangelische Kirche in Nußloch eingeladen. Zum Glück waren die Temperaturen an diesem Abend erträglich und so hatten sich zahlreiche Zuhörer eingefunden, worüber sich Christine Bier, erste Vorsitzende des Kammerorchesters, in ihrer Begrüßungsansprache sehr erfreut zeigte. Das Ensemble verfügt über ein treues und begeistertes Stammpublikum. Es hat sich inzwischen in der Region einen Namen gemacht und besticht mit seinem qualitativ hochwertigen Orchesterklang und seinen ausgefallenen, mit musikalischen Raritäten gespickten Programmen. Dirigent Herrmann ist promovierter Musikwissenschaftler, Komponist und leidenschaftlicher musikalischer Schatzgräber, der schon so manches musikalisches Kleinod aus dem Dornröschenschlaf weckte. In der gut besuchten Kirche herrschte eine freudig-gespannte Stimmung. Das Publikum sollte auch dieses Mal nicht enttäuscht werden. Den Auftakt machte die Serenade D-Dur des deutsch-böhmischen Komponisten Antonio Rosetti (1750–1792), der eigentlich Franz Anton Rösler hieß und seinen Namen italienisierte, wie es damals üblich und karrierefördernd war. Das erfuhr das Publikum von Dirigent Herrmann, der nicht nur seine Musikerinnen und Musiker einfühlsam und souverän leitete, sondern auch die Moderation übernahm und das Publikum mit interessanten Informationen über Komponisten und Werke versorgte. Auch wenn Rosetti Ende des 18. Jahrhunderts einer der bekanntesten Komponisten war, wird kaum ein Zuhörer jemals ein Werk von ihm gehört haben. Eine Serenade, eine heitere Abendmusik, wurde ursprünglich im Freien gespielt und eignete sich somit hervorragend für ein unbeschwertes Sommerkonzert. Rosettis Serenade zeichnet sich nicht nur durch seinen unterhaltsamen Charakter aus, sondern beinhaltet auch sinfonische, ernstere Teile, sogar eine strenge Barockfuge baute der Komponist als Kontrastmittel mit ein. Dass das Kammerorchester über hervorragende Bläser verfügt, konnten die Holz- und Blechbläser gleich zu Beginn unter Beweis stellen. Ganz ohne Streicher wurde die Serenade eröffnet. Warme Hörnerklänge, majestätische Trompeten, helle, strahlende Querflöten, wunderbare Oboen- und Klarinettenklänge erfreuten, dazu lieferten die Fagotte, fein getupft, den Bass. Zusammenspiel und Intonation glückten perfekt. Später kamen die ebenfalls vortrefflichen Streicher dazu. Mit großer Spielfreude waren die Musikerinnen und Musiker bei der Sache. Alles klang so heiter und unbeschwert. Der Funke sprang sofort über und sorgte für gute Laune beim Publikum. In drei Trios hatten die Bläser noch einmal die Möglichkeit, in Duetten solistisch zu glänzen. Eine feine dynamische Gestaltung, eine gute Balance und Intonation sowie eine große Transparenz zeichneten das Zusammenspiel aus. Beseelt und klangintensiv bewegte sich die beschwingte Musik in einem rasanten Tempo auf das fulminante Finale zu. Ein weiterer musikalischer Leckerbissen wurde mit Georg Feldmayrs (1756–1834) Sinfonie concertante C-Dur für Oboe, Fagott und Orchester aufgetischt. Das effektvolle Werk des heute weitgehend unbekannten Komponisten erwies sich als echte Entdeckung. Ediert hatte Oboist René Transier die Noten für das Orchester aus Handschriften. Feldmayr legt hier ein beeindruckendes Zeugnis über seine Kenntnisse der klanglichen Charakteristika und spieltechnischen Möglichkeiten der beiden Soloinstrumente ab. Friederike Tiemeyer (Oboe) und Annina Holland-Moritz (Fagott) sorgten mit ihrem virtuosen Spiel für Aufsehen. Unglaublich viele lange, schnelle und schwierige Läufe hatten sie zu bewältigen. Man konnte nur so stauen, mit welcher Fingerfertigkeit und scheinbar ohne zu atmen sie die schönsten Töne nur so perlen und sprudeln ließen. In einer atemberaubenden Kadenz aus der Feder Herrmanns konnten die beiden Solistinnen noch einmal ihr ganzes Können unter Beweis stellen. Der Part des auf Streicher, Querflöten und Hörner reduzierten Orchesters erwies sich als relativ schlicht und übernahm primär eine begleitende Funktion. Für einen grandiosen Schluss sorgte die klangprächtige Konzertouvertüre Nr. 2 D-Dur von Emilie Mayer (1812–1883). Erstmals spielte das Kammerorchester das Werk einer Komponistin. Mit Emilie Mayer, oft als „weiblicher Beethoven“ bezeichnet, liegt es damit voll im Trend. Die Musikwelt ist gerade dabei, diese außergewöhnliche Komponistin, deren Sinfonien in ganz Europa aufgeführt wurden, um nur eine Generation später in Vergessenheit zu geraten, wiederzuentdecken. Am Anfang ihrer kompositorischen Laufbahn wurde die Komponistin noch von der Wiener Klassik, besonders von Beethoven, beeinflusst, am Ende ging sie zu einem romantischeren Stil über. In großer Besetzung mit Pauken und Trompeten erweckte das Kammerorchester ihre Ouvertüre aus dem Jahr 1850 farbenprächtig und klangvoll zum Leben. Zarte, liebliche Melodien wechselten sich mit sattem Orchesterklang ab. Das beeindruckende Werk fand großen Anklang beim Publikum. Mit begeistertem und langanhaltenden Applaus sowie etlichen Bravo-Rufen bedankte es sich für dieses exzellente, schwungvolle und heitere Sommerkonzert. Als Zugabe gab es das Menuett Nr. 7 aus Beethovens „Zwölf Menuette“ Wo0 7, die er für Faschingsveranstaltungen schrieb, mit auf den Nachhauseweg.

Carmen Diemer-Stachel

Das Kammerorchester Nußloch spielt im Altarraum der Kirche in kleinerer Besetzung mit den Solistinnen Friederike Tiemeyer (Oboe) und Annina Holland-Moritz (Fagott)
Das KON in kleinerer Besetzung mit den Solistinnen Friederike Tiemeyer (Oboe) und Annina Holland-Moritz (Fagott).Foto: Carmen Diemer-Stachel
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Rathaus-Rundschau Nußloch
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Ausgabe 28/2025
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