Viele positive Stimmen in der ehemaligen Hochburg Wiesental
Waghäusel. Der Anfang ist gemacht. Am Sonntag lebte ein jahrzehntelang gepflegtes Brauchtum, das in Vergessenheit geraten ist, wieder auf. Für ein zunächst bescheidenes, aber vielversprechendes Comeback sorgten die ideenreichen „Wissädalä Fasänachdä“ unter der Regie von Christian Vogel. Ihre Initiative, die breite Zustimmung fand, machte sie zum Bestandteil des 41. Wiesentaler Straßenfestes.
Das Motto war den Anfangszeiten des Wiesentaler Umzugs entliehen und hieß jetzt umgetextet „Fünf Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter plus Fastnacht.“ Zu den hoch motivierten Teilnehmern gehörten die „Woghaislä Fudiggl“, die farbenprächtige TSV-Schautanzgruppe „Granaten“, die Wohngemeinschaft „Reha Südwest“ mit Betreuern und die Truppe der „Wissädalä Fasänachdä“ selbst. Auch Eltern mit ihren Kindern durften sich anschließen. Solidarisch marschierten OB Thomas Deuschle und Heiko Mail, Chef der jetzt für das Straßenfest zuständigen „Arbeitsgemeinschaft Vereine“, mit.
Zahlreiche Zuschauer säumten die Strecke vom Pfarrzentrum bis zum „Straßenfestdorf“. Vor der schattigen Sparkasse kam es zur größten Ansammlung. Viele fanden es wunderbar, ein Kapitel Wiesentaler Ortsgeschichte wieder aufblühen zu lassen. Damit verbanden sie die Erwartungen, dass es im nächsten Jahr mehr Gruppen sein werden.
„Die meisten Veranstaltungsangebote brauchen halt einen gewissen Anlauf“, bekundete Christian Vogel und wies auf urlaubsbedingte Ausfälle hin. Sicherlich werde der kleine, aber erfolgreiche Sommertagsumzug 2025 dazu beitragen, das Interesse an einer Mitwirkung zu verstärken. „Wir sind happy, heute dabei sein zu dürfen“, ließ „Granate“ Simone Obergföll im Sommerlook wissen. Sonnenblumenkind Andrea Fischer von den „Stammtischmädls“ wünschte sich eine längere Umzugsstrecke und künftig einen so langen Umzug wie bei der 750-Jahrfeier von Wiesental.
Ein Senior brachte einen Zeitungsausschnitt von 1953 mit. Damals lockten „40 Jahre Sommertagszug“ rund 25.000 Zuschauer in die Wiesentaler Ortsmitte. Dieses Jubiläum wurde ein bombastischer Event und stellte alles Seitherige in den Schatten. 75 Mannschaften beteiligten sich. 1961 starteten 66 Fußgruppen und Wagen zum letzten Mal. Die Anfänge gehen auf das Jahr 1912 zurück, als der Radfahrverein „Veloziped“ den Entschluss gefasst, einen Sommertagszug ins Leben zu rufen. Die Kolonne führte Festreiter und eine „Strih Strah Stroh – der Summerdag isch do“ singende Kinderschar an.
Auf Etikette wird in Wiesental bei Straßenfesten stets Wert gelegt: In Frack und Zylinder eröffnete das hohe Festkomitee das zweitägige Vergnügen. Gut 20 kulinarische Köstlichkeiten und unglaublich viele Getränkeangebote gab es, aber auch vielfältige musikalische Unterhaltungen, alles bestens organisiert von zehn Vereinen und Gemeinschaften. Viel Zuspruch fand auch die neu eröffnete Galerie von Julia Knebel im früheren Kiosk „Eck-Robert“.