Von Susanne Hilz-Wagner
Das Badische Landesmuseum Karlsruhe bietet Volontär*innen im Rahmen ihrer rund zweijährigen Praxiszeit nach Beendigung ihres Studiums Gelegenheit, eine eigene Ausstellung zu kreieren und diese auch durchzuführen. So konnte das Team der acht Absolventinnen und Absolventen mit den unterschiedlichsten Studienabschlüssen hauptsächlich im Bereich Geschichte und Kultur die aktuelle Ausstellung mit kostenfreiem Eintritt „Kann das weg? Von Abfällen und Einfällen“ gestalten. Von dieser ambitionierten Ausstellung, die am 6. Dezember 2024 begann und bis 28. September 2025 dauert, berichte ich euch heute.
Zu Beginn der Überlegungen für ein Thema zu einer Ausstellung haben sich die Volontär*innen die Frage gestellt, was sie tun können, um der Müllflut entgegenzuwirken. Sie erklärten mir dazu: „Ob Kaffee to go, Plastikverpackungen im Supermarkt oder Fast-Fashion im Online-Shop: Unsere Gesellschaft produziert heute mehr Müll als je zuvor – etwa eine halbe Tonne pro Person jährlich in Deutschland. Das Thema Umwelt und Müll betrifft uns zwar alle und wir brauchen auch Lösungen.“ Letztlich gab es noch einen besonderen Impuls für die Gruppe, diesem Thema ihre Ausstellung zu widmen, durch einen gemeinsamen Besuch eines Recyclinghofes. Dort hatten sie enorme Mengen Müll direkt vor Augen. Das war der zündende Funke für die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Abfall nicht nur als Problem, sondern als spannendes Museums- und Gesellschaftsthema aufzugreifen.
So präsentieren sie im Schloss Karlsruhe mit ihrer Ausstellung eine Schau, die kreative Ansätze bietet, wie Ressourcen geschont und Abfälle im Alltag reduziert werden können. Die Ausstellung hinterfragt die Wegwerfmentalität unserer Zeit und lädt dazu ein, sich entsprechend dem Tenor zur Ausstellung zu fragen: „Kann das weg? Oder lohnt es sich, die Dinge weiter zu benutzen?“ Müll begleitet die Menschheit seit jeher. Jedoch habe sich der Umgang damit immer wieder verändert. Begleitet wurde das Team der Volontär*innen von Verantwortlichen des Museums, einschließlich des PR- und Marketingbereichs zu einem insgesamt zehnköpfigen Team.
So wurden die einzelnen Themen der Ausstellung in die Bereiche ERHALTEN, REPARIEREN, UMARBEITEN UND RECYCELN gegliedert. Damit ist eine anschauliche Möglichkeit gegeben, die verschiedenen Epochen und Kulturen zu betrachten, wie Gegenstände erhalten, umfunktioniert oder wiederverwendet wurden. Beim Stöbern durch die Depots des Museums und nach eigenen Recherchen konnten sie insgesamt 37 Museumsobjekte von der Antike bis zur Gegenwart auswählen, die eindrucksvoll den Umgang mit Müll über die Jahrhunderte wandelte. Ein Beispiel ist eine Amphore aus Griechenland, die vor 2.500 Jahren einem Wettkämpfer als Siegespreis übergeben wurde. Stark beschädigt, haben sich die Menschen damals dazu entschieden, die Amphore aufwändig u.a. mit bleiernen Nieten zu reparieren, anstelle sie wegzuwerfen. Ein weiteres Beispiel für den kreativen Umgang mit vermeintlichem Müll ist eine moderne Tasse, die aus Kaffeesatz recycelt wurde.
Die Ausstellung lädt ihre Gäste auch dazu ein, selbst aktiv zu werden. Ein besonderer Höhepunkt ist der „Ideenbaum“, an dem Gäste der Ausstellung Tipps und Gedanken zur Müllvermeidung hinterlassen können. Nachhaltig ist die Ausstattung für die Ausstellung, da z.B. Sockel und Holzteile von früheren Ausstellungen eingesetzt wurden. Ebenso sind alte Plakate für Beschriftungen vorhanden und mit einstigen Verpackungsmaterialien wurden Vitrinen ausgekleidet. Zusätzlich wurde mit der Vorstellung von lokalen Initiativen und Einrichtungen wie ReparaturCafé Karlsruhe e.V. oder die Offene Werkstatt in der Kulturdose eine Vernetzung mit der Stadtgesellschaft geschaffen. Die Gäste können auf einem Stadtplan weitere Aktionen und Projekte eintragen, um andere darauf aufmerksam zu machen. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der im Museumsshop erworben werden kann. Die Ausstellung kann man während der Öffnungszeiten des Museums kostenfrei besuchen. Weitere Informationen gibt es unter www.landesmuseum.de im Internet. Ich beglückwünsche das ganze Team zu dieser gelungenen Ausstellung und wünsche das Allerbeste für den weiteren beruflichen Lebensweg.