Die baden-württembergische Kleinkunstszene ist um eine Sensation reicher. Nach großem Erfolg in Ulm ist der renommierte Kleinkunstpreis „Der Goldene Bulle“ in der Landeshauptstadt angekommen. Initiator, Kabarettist Christoph Sonntag, lädt seit Mai jeden Monat zwei Kleinkünstler*innen zum spaßigen Duell ein. Gekämpft wird sowohl um die Gunst des Publikums als auch um ein Ticket zum großen Finale im Dezember. Und auch hier gilt: Die Jury ist das Publikum und bestimmt anhand festgelegter Kategorien, wer es ins Finale schafft. Dort werden die Gewinner dann mit dem Goldenen, Silbernen und Bronzenen Bullen gekürt – inklusive hoch dotiertem Preisgeld.
Gemeinsam mit Christoph Sonntag präsentieren wir auf NUSSBAUM.de monatlich die Kandidatinnen und Kandidaten im (Kurz-)Interview: Der Gastgeber fragt, der Gast antwortet ... Dieses Mal mit Alice Köfer, die am 8. September im SpardaWelt EventCenter (Am Hauptbahnhof 3, 70173 Stuttgart) gegen bzw. mit Samuel Sibilski auf der Bühne antreten wird.
Alice Köfer, die Frau der Boygroup "Vocal Recall" begibt sich auf Solopfade. Sie weiß selbst noch nicht, wie ein Abend mit ihr enden wird, doch eins ist sicher: Sensationell gelaunt wird sie sich um Kopf und Kragen quasseln. Mal versehentlich philosophisch, mal lustig sinnentleert, wird sich Alice den wirklich wichtigen Fragen des Lebens widmen: Warum gibt's in meiner Straße fünf Burgerrestaurants? Ab wann ist Fallobst tot? Lohnt sich heute noch eine schöne Unterschrift? Und warum merke ich mir immer nur die falschen Sachen? Mit Loop, Lust und Laune zwischen Tiefgang und Teewasser, zwischen Strafzöllen und Straßenschildern, zwischen Challenge und Chillen. Ist das Kabarett? Ja. Comedy? Auch. Musik? Unbedingt. Aber vor allem: Alice. Das zeigt sie auch im Gespräch.
Christoph Sonntag: Alice, wie und wo hast du über den „Goldenen Bullen" erfahren?
Alice Köfer: Zum einen hatte ich im Vorjahr davon gelesen, dass Christl Sittenauer den „Goldenen Bullen“ gewonnen hat, was mich außerordentlich gefreut hat. Zum anderen habe ich nun davon erfahren, weil ihr mich so nett angeschrieben habt, um zu fragen, ob ich Lust hätte, dabei zu sein!
Christoph Sonntag: Was weißt Du über Stuttgart und die Schwaben?
Alice Köfer: Wie alle kenne natürlich auch ich das Desaster rund um euren Bahnhof, aber da bin ich als Berlin-Brandenburgerin mal ganz ruhig. Abgesehen vom Bahnhof bin ich sehr gern in Stuttgart. Ich war schon einige Male im Renitenz-Theater oder in der Rosenau. Letztes Jahr, als ich in der Rosenau mein Solo spielen durfte, war am nächsten Tag in dem Viertel Hofflohmarkt, viele Hausgemeinschaften hatten sich zusammengetan und ausgemistet. Da bin ich stundenlang durch die Höfe spaziert - das war wunderschön! Kürzlich habe ich in Böblingen und Waiblingen gespielt, beides super schöne Städtchen.
Viele Schwaben kenne ich natürlich daher, weil ich in Berlin Prenzlauer Berg wohne! Passend zum Klischee gehört das Haus, in dem ich wohne, einem Schwaben. Aber alles gut, ich habe viele Freund*innen aus Schwaben! Und hab natürlich schon oft diskutieren müssen, wie man jetzt sein Frühstücks-Brötchen nennt.
Christoph Sonntag: Was findest du an uns besonders toll, was besonders witzig?
Alice Köfer: Wenn man in Berlin wohnt, staunt man immer wieder drüber, wie schnuckelig Schwaben ist. Also, im absolut positiven Sinne. Wenn ich Fachwerkhäuschen sehe, legt sich bei mir ein Schalter um und ich komm’ in Urlaubs-Stimmung! Weiß nicht, wie ihr das macht! Und: Ich liiiiebe diese Sauren Linsen! Dazu Käsespätzle - handgeschabt - herrlich!
Christoph Sonntag: Wie kamst du auf die Idee, auf die Comedy-Bühne zu gehen?
Alice Köfer: Ich komme ursprünglich eher von der Musik, hab Gesang studiert. Irgendwann wurde mir im Studium bewusst, dass ich mehr Spaß an den Moderationen zwischen den Songs, als an den Songs hatte. Bei Hochschulkonzerten kamen Kommiliton*innen zu mir und baten, dass ich sie anmoderiere, weil ihnen das nicht lag. Aus heutiger Sicht sage ich, das war ein erstes klares Zeichen, aber so richtig geschnallt habe ich es erst viel später.
Ich habe eine ganze Weile eher als Sängerin gearbeitet, hatte da unterschiedlichste Engagements. Dann hatte ich das Glück, „Pigor & Eichhorn“ kennenzulernen, die sich für eine Produktion vier Sängerinnen mit auf die Bühne stellten. Plötzlich waren Moderationen mit Pointen wichtig, das Entwickeln von Gags, Timing beim Pointensetzen usw. und für mich ging plötzlich die Sonne auf. Es hat dann noch eine ganze Weile und ein paar Umwege gedauert, bis ich mich getraut hab, ganz allein auf die Bühne zu gehen. Jetzt bin ich auch erst mit meinem ersten Solo unterwegs (das zweite schreibe ich gerade), aber es fühlt sich extrem befreiend und beglückend an!
Christoph Sonntag: Was war Dein witzigstes, was Dein beeindruckendstes und was Dein peinlichstes Erlebnis auf der Bühne?
Alice Köfer: Hm, weiß nicht, ob es DAS witzigste Erlebnis war, aber neulich hatte ich mal bei einem Auftritt technische Probleme. Eine defekte Anlage sorgte dafür, dass ich mir mit meinem Loopgerät nicht meine eigene Song-Begleitung aufnehmen konnte. Erst dachte ich, dass ich die Nummer jetzt weglassen muss, aber dann hab ich die Begleitstimmen spontan dem Publikum beigebracht und die Leute waren so spaßbereit und auch musikalisch, dass das möglich war. Das war, glaub ich, ein für alle äußerst witziger Moment.
Das Beeindruckendste: Ich muss mich regelmäßig kneifen, wenn ich mit Künstler*innen auf der Bühne stehen darf, die für mich völlige Vorbilder sind, die ich sehr verehre. Das beeindruckt mich zutiefst und ich bin sehr dankbar, dass ich das erleben darf.
Und das Peinlichste: Ich habe mal in einer Show mit „Pigor & Eichhorn“ bei einem rasant schnellen Abgang den gesamten Vorhang, der Teil des Bühnenbildes war, runtergerissen. Ich stand dann wie ein Reh in Schockstarre mitten auf der Bühne, um mich herum die Bänder des Vorhangs, dazu die panischen Blicke der Kollegen, die wussten „Oh, shit, jetzt ist Impro gefragt.“ ... Ist aber gut ausgegangen. Das Publikum hat am Ende gedacht, alles wäre Teil der Show gewesen!
Christoph Sonntag: Was würde es für Dich bedeuten, wenn Du unseren Preis erhältst?
Alice Köfer: Wettbewerbe sind ja immer so eine Sache. Natürlich ist es super toll durch einen Preis Anerkennung, Aufmerksamkeit und auch Geld zu erhalten, aber ich versuche, nicht so sehr daran zu denken und mich einfach auf einen tollen Abend zu freuen.
Ein toller Abend - so viel steht sicherlich fest, gibt es mit Alice Köfer am 8. September, 19 Uhr. Moderiert wird der Abend übrigens von Gastgeber Christoph Sonntag persönlich, dazu gibt es Live-Musik von der Showband „Golden Legends“ mit Berti Kiolbassa & Cherry Gehring (PUR).
► Tickets ab 39 Euro gibt es hier