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Spannender Vortrag des Tennenbronner Heimathauses – Alfred Kunz erzählte, wie sich die Grenzen der Gemeinde veränderten

Einst waren die Geschlechter von Ramstein-Falkenstein die einzigen Herrschaften im oberen Schiltachtal. Mit der Gründung des Benediktinerklosters St....
Alfred Kunz, Tennenbronns steinernes Gedächtnis, Grenzsteine
Alfred Kunz bei seinem Vortrag über die Tennenbronner Grenzsteine und ihre BedeutungFoto: Heimathaus

Einst waren die Geschlechter von Ramstein-Falkenstein die einzigen Herrschaften im oberen Schiltachtal. Mit der Gründung des Benediktinerklosters St. Georgen im Jahre 1084 und zunehmender Verarmung des Ritteradels änderte sich das gewaltig. Heimathaus-Historiker Alfred Kunz hat in einer alten Karte über eintausend Grenzpunkte auf Tennenbronner Gemarkung gefunden und ist ihrer Bedeutung nachgegangen. Seine Ergebnisse stellte er am Mittwoch, den 24. September in einem Vortrag im katholischen Pfarrsaal rund fünfzig interessierten Gästen vor.

„Es handelt sich bei Grenzsteinen nicht einfach nur um Steine. Es handelt sich um Denkmale, von denen jedes eine eigene Geschichte hat“, so Alfred Kunz. Die ältesten Steine sind um die 500 Jahre alt und für Tennenbronn bedeuten sie eine Art „steinernes Gedächtnis“.

Die Mönche aus St. Georgen nahmen immer mehr Teile der Region in ihren Besitz – 1179 wurde ihnen „Tennenbronn mit Kirche“ in der päpstlichen Bulle Alexandri bestätigt, gleichzeitig ist es die erste Nennung von Tennenbronn überhaupt. Anfänglichen Beschreibungen der Grenzen anhand auffälliger Geländepunkte folgte später die sichtbare Markierung durch Grenzsteine. Die Steine sind mal kleiner und mal größer, sie trennten mal nur Grundstücke, aber auch Gemeinden, Religionen und sogar Länder.

Durch Verkäufe der ramstein-falkensteinischen Besitzungen an Württemberg und an Hans von Rechberg wurden Hofgrenzen plötzlich zu Landesgrenzen. Tennenbronn war in drei Stäbe geteilt, Teile gehörten zum württembergischen Amt Hornberg, andere zur österreichischen Herrschaft Schramberg und wieder andere zum Kloster St. Georgen. Die Besitze folgten aber keiner geraden Linie, sondern lagen bunt gewürfelt und zersplittert durcheinander. Für benachbarte Menschen bedeutete das oft unterschiedliche Währungen, Maße, Gewichte, Zölle oder zu leistende Dienste. Durch die Reformation kamen erschwerend unterschiedliche Konfessionen hinzu – Württemberg und das Kloster wurden evangelisch, die österreichische Herrschaft Schramberg blieb katholisch. In der napoleonischen Zeit wurden aus Nachbarn sogar Kriegsgegner, denn Württemberg kämpfte auf Seiten der Franzosen gegen Österreich.

Mit der Neuordnung der Länder kamen 1810 alle Teile Tennenbronns zum Großherzogtum Baden und ein Abschnitt der Außengrenze war Landesgrenze zwischen Baden und Württemberg. Nicht überwunden wurde trotz der einheitlichen Hoheit die konfessionelle Spaltung, und aus den drei Stäben bildeten sich drei eigenständige Gemeinden: Katholisch- und Evangelisch Tennenbronn und Langenschiltach. Immerhin gelang es 1836, die weit entlegenen Langenschiltacher Teile im Eichbach, auf dem Falken, am Mittelberg und an der Linde mit Evangelisch Tennenbronn gegen Gebiete in der Krummen Schiltach zu tauschen. Die neue Grenze verlief nun an der Straße nach Hornberg. Erst 1922 folgte dann der Zusammenschluss von Katholisch und Evangelisch Tennenbronn zu einer gemeinsamen Gemeinde.

Auch in jüngerer Zeit blieben Grenzveränderungen nicht aus, wenngleich sie heute mit Satelliten erfasst werden. So wurde Tennenbronn aus dem badischen Kreis Villingen herausgelöst und dem schwäbischen Kreis Rottweil zugeschlagen, was Kirchen und Verbände vielfach bis heute nicht nachvollzogen. Und nur 84 Jahre nach dem Zusammenschluss gab Tennenbronn seine Selbstständigkeit wieder auf und ist seither ein Stadtteil von Schramberg.

Die vielen Bedeutungen sind auf den Grenzsteinen eingemeißelt und erklärbar. Es finden sich das Klosterkreuz, der Widder des Rochus Merz, die württembergischen Geweihstangen, das badische Wappen, die Kürzel KT und ET für Katholisch und Evangelisch Tennenbronn, KR für Kreis Rottweil und andere. Zu sehen sind die Jahreszahlen der Steinsetzung und fortlaufende Nummerierungen. Einige besonders markante Steine sind heute entnommen und an besonders markanten Punkten „ausgestellt“, zum Beispiel im Rathaus, im Garten des Heimathauses oder am Startpunkt der Dorfblickrunde. Alfred Kunz hat die meisten Grenzsteine fotografiert und im Heimathaus-Buch „Tennenbronns steinernes Gedächtnis“ dokumentiert. Auch das Landesamt für Denkmalpflege in Rottweil hat die Steine registriert.

Erscheinung
Tennenbronner Anzeiger – Amtsblatt Tennenbronn
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Ausgabe 40/2025
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