Gemeindeverwaltung Eggenstein-Leopoldshafen
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Gemeinderat

Spatenstich für den erweiterten Neubau der Kläranlage Leopoldshafen

Mit dem symbolischen ersten Spatenstich für die Erweiterung und Modernisierung der Kläranlage in Leopoldshafen wurde vergangenen Freitag, 17.05.2024...

Mit dem symbolischen ersten Spatenstich für die Erweiterung und Modernisierung der Kläranlage in Leopoldshafen wurde vergangenen Freitag, 17.05.2024 nicht nur ein großer Schritt in Richtung einer zukunftssicheren und umweltfreundlicheren Abwasserbehandlung gemacht, sondern auch ein wichtiger Meilenstein in der zukunftsfähigen Entwicklung unserer Gemeinde gesetzt. Mit rund 20,2 Mio. Euro Investitionsvolumen handelt es sich dabei um das bis dato größte Einzelprojekt in der Geschichte der Gemeinde.

Die Historie des Projekts begann bereits im Jahr 2016, als das Ingenieurbüro BIT mit der Bedarfsplanung für den Ausbau der Kläranlage beauftragt wurde. Im November 2016 wurde im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) die Bedarfsplanung vorgestellt. Im Januar 2019 wurde im AUT eine umfassende Studie sowie verschiedene Ausbauvarianten vorgestellt und im März 2019 folgte dann die gutachterliche Stellungnahme. Im Sommer 2019 konnten Verwaltung und Gemeinderat bei einer Besichtigung der Kläranlage Flehingen wertvolle Einblicke gewinnen, die die Planungen weiter beeinflusst haben.

Am 1. Juli 2019 fasste der Gemeinderat schließlich den Beschluss zum Ausbau der Kläranlage mit einer anaeroben Schlammstabilisierung – eine Entscheidung, die nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist. Im Sommer 2020 wurden die Ingenieurleistungen für die Planung der Kläranlage vergeben, und im Frühjahr 2022 konnte dann im Gemeinderat die Vorplanung vorgestellt und die Ausführungsvariante beschlossen werden.

Die konkrete Entwurfsplanung wurde im November 2022 im AUT präsentiert, rund ein Jahr später erfolgte die europaweite Ausschreibung der Gewerke für Rohbau, Maschinentechnik und Elektrotechnik sowie die nationale Ausschreibung der Metallbauarbeiten. Die Submission der Gewerke fand am 24. Januar 2024 statt, und am 2. April 2024 wurde die Auftragsvergabe mit einer Auftragshöhe von rund 16 Millionen Euro brutto beschlossen. Am 17. Mai 2024 begannen nun die Bauarbeiten, die voraussichtlich bis Ende 2027 / Anfang 2028 abgeschlossen sein werden.

Die Kläranlage Eggenstein-Leopoldshafen wurde ursprünglich im Jahr 1975 für 12.000 Einwohner erbaut und in den Jahren 1985 und 2000 auf 15.000 bzw. 20.000 Einwohner erweitert. Aufgrund von Betriebsproblemen beauftragte die Gemeinde seinerzeit eine Studie, die zeigte, dass die Anlage an ihrer Belastungsgrenze arbeitet. Die jetzigen Planungen durch das Büro SAG haben verschiedene Erweiterungsvarianten untersucht und einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unterzogen. Dabei wurden zukünftige Baugebiete und die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung berücksichtigt, was zu einer rechnerischen Erweiterung um etwa 10 % gegenüber dem aktuellen Zustand führte.

Mit der jetzt durchgeführten Erweiterung werden auch Teile der Kläranlage erneuert, die mittlerweile in die Jahre gekommen sind. Dies ist eine sinnvolle Maßnahme, um die Effizienz und Zuverlässigkeit der Anlage zu gewährleisten. Zur Veranschaulichung: Die Kläranlage reinigt täglich durchschnittlich 2.700 Kubikmeter Schmutzwasser, was etwa einer Million Kubikmeter pro Jahr entspricht. Die Erweiterung der Anlage wird eine Investitionssumme von circa 20,2 Millionen Euro brutto erfordern. Zudem wird eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 120 kWp installiert, und die Anlage wird etwa 180.000 Kubikmeter Gas pro Jahr erzeugen.

Der Energiebedarf der neuen Kläranlage wird etwa 760.000 kWh betragen, wovon rund 400.000 kWh durch die Photovoltaikanlage und ein Blockheizkraftwerk selbst erzeugt werden. Dies wird Eggenstein-Leopoldshafen helfen, die Energiekosten zu senken und den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Darüber hinaus werden durch die neue Schlammbehandlung etwa 60.000 Euro pro Jahr bei den Entsorgungskosten eingespart.

„Unsere neue Kläranlage wird im Zuge der Erweiterung auf ein neues biologisches Reinigungsverfahren umgestellt. Wir wechseln von der aeroben Schlammstabilisierung zur anaeroben Schlammstabilisierung. Der große Vorteil dieses Verfahrens ist, dass dabei Methangas erzeugt wird, welches in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) zur Erzeugung von Wärme und Strom verwendet wird. Diese Energie kann vollständig auf der Kläranlage genutzt werden, was uns ein großes Stück in Richtung Energieautarkie bringt.“, so Bürgermeister Lukas Lang in seiner Rede.

Eine besondere technische Herausforderung dieses Projekts liegt darin, dass die Becken im Grundwasser gebaut werden. Dies erfordert spezielle Gründungsverfahren mit Bohrpfählen. Zudem muss die Erweiterung bei laufendem Betrieb durchgeführt werden. Das bedeutet, dass die Leistungsfähigkeit der Kläranlage niemals beeinträchtigt werden darf und die Grenzwerte im geklärten Abwasser stets eingehalten werden müssen.

Im Rahmen der Erweiterung werden zahlreiche technische Gebäude und Becken neu gebaut oder umgebaut. Dazu gehören ein Vorklärbecken mit Betriebsgebäude, ein Gebäude für Gebläse und die neue Hauptstromversorgung, ein Faulturm zur Methangaserzeugung, ein Gasspeicher zur Zwischenspeicherung und ein Betriebsgebäude für die Gaserzeugung. Fast alle Kanäle auf dem Gelände der Kläranlage werden neu verlegt, das Stromnetz wird erneuert und neue Wasserleitungen gebaut. Alle neuen und teilweise auch die bestehenden Gebäude erhalten Photovoltaikanlagen auf den Dächern, um weiteren Strom zu erzeugen, der vor Ort verbraucht wird.

Ein besonders innovatives Merkmal der neuen Kläranlage ist die Integration der neuesten Mess-, Steuer- und Regeltechnik, die dafür sorgt, dass die Anlage mit optimiertem Energieeinsatz betrieben werden kann. Diese Technik wird im laufenden Betrieb weiter optimiert, mit dem Fernziel, eine energieautarke Kläranlage zu schaffen.

Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, wie in Eggenstein-Leopoldshafen Verantwortung für unsere Umwelt und unsere Zukunft übernommen wird. Es ist ein Zeichen dafür, dass wir in unserer Gemeinde nicht nur an die Gegenwart denken, sondern auch an die kommenden Generationen.

Bürgermeister Lukas Lang dankte allen Beteiligten, die zu diesem wichtigen Projekt beigetragen haben: dem Ingenieurbüro BIT für die initiale Bedarfsplanung, dem Büro SAG für die detaillierte Planung und Durchführung sowie den Mitgliedern des Gemeinderats und des Ausschusses für Umwelt und Technik für ihre Weitsicht und ihre Entscheidungen. Ein besonderer Dank gilt auch dem Amtsleiter Bau- und Liegenschaftsamt Herrn Hoffmann und dem Fachbereichsleiter Technik Herrn Weber.

Ebenso sprach er den beteiligten Firmen seinen Dank aus: SAG, SLP Ingenieure, Schumer Kienzle + Riffel GmbH & Co. KG, Baugeologisches Büro Biller & Breu, Ingenieur- und Planungsbüro IP Roth, Pfirmann Industriebau GmbH & Co. KG, Züblin Spezialtiefbau, Furkert Erdbau GmbH, Erich Mächler GmbH, Scharr Tec GmbH und Protech Elektrotechnik GmbH.

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Amtsblatt der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen
NUSSBAUM+
Ausgabe 21/2024

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von Gemeindeverwaltung Eggenstein-Leopoldshafen
24.05.2024
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