Von Susanne Hilz-Wagner
Von meinem Hohen Turm auf dem Turmberg blicke ich immer wieder auf das sehr geschichtsträchtige alte Markgrafenstädtchen Durlach. Dabei studiere ich auch die Straßennamen und erinnere mich dabei an viele Begebenheiten und Hintergründe, die mit diesen Namen verbunden sind. Von diesen berichte ich euch heute.
Laut Straßenverzeichnis des städtischen Liegenschaftsamtes wurde die Straße „Am Zwinger“ 1938 als solche benannt. Vorherige Namen waren Entengasse und Kirchstraße. Nach der Erklärung des offiziellen Straßenverzeichnisses ist der Zwinger, eine zwischen der Stadtmauer und einer niedrigen Mauer längst des Stadtgrabens gelegene freie Fläche, die zur Stadtbefestigung Durlachs gehörte. Das ist natürlich richtig. Weiterhin heißt es, dass das Gelände bereits im 16. Jahrhundert wirtschaftlich genutzt wurde, wie aus der Bezeichnung Zwingelhofgärten hervorgeht. Im 18. Jahrhundert taucht in Durlach auch der Begriff „Zwingelwiesen“ auf. Die Umbenennung war sicherlich erforderlich, da Durlach am 1. April 1938 eine Zwangseingemeindung nach Karlsruhe erlebte. Die bisherige Entengasse in Durlach wäre dann neben der Karlsruher Entengasse, der berüchtigten sogenannten „Rue de lá Wack-Wack (nach Wackelente)“, ein zweites Mal vorgekommen. Das darf innerhalb einer Stadt nicht sein und würde nur zu Verwirrungen führen. Mag auch sein, dass sich damals Gärten und Wiesen von oder an die Zwingermauer anschlossen, aber die eigentliche Zwingermauer von Durlach befindet sich ja im Außenbereich vor der Stadtmauer gelegen und liegt oder lag definitiv nicht hier. Daher konnte ich bislang auch noch niemanden finden, der die Vergabe dieses Straßennamens genau hier so richtig nachvollziehen konnte.
Die Straße „An der Fayence“ wurde laut Straßenverzeichnis des städtischen Liegenschaftsamtes 1978 verliehen. Sie erinnert an die ehemalige Fayence-Fabrik Durlach, die ihre hochwertigen Produkte in einer Zeit, als das Porzellan noch nicht erfunden war, bis nach Holland und in die Schweiz vermarktete. 1723 wurde dem aus Straßburg kommenden Johann Heinrich Wachenfeld das Privileg der alleinigen Fayencenherstellung in der Markgrafschaft Baden-Durlach zugesichert. Er baute eine bedeutende Keramikmanufaktur auf, die Ende des 18. Jahrhunderts ihre Blütezeit erlebte. In den 1840er-Jahren musste sie aber aus wirtschaftlichen Gründen aufgelöst werden. Das Pfinzgaumuseum Durlach bietet heute einen großen Einblick in die Geschichte der einstigen Durlacher Fayencegeschichte, wie auch eine ansehnliche Sammlung hervorragender Fayencekunstobjekte aus dieser Zeit. Hier sei ein großer Dank an das Pfinzgaumuseum ausgesprochen, das sich dieser historischen Präsentation widmet.
Laut Straßenverzeichnis des städtischen Liegenschaftsamtes wurde die bisherige Herrenstraße oder Herrengasse nach der Eingemeindung von Durlach am 1. April 1938 in „Amthausstraße“ umbenannt. Sonst hätte es auch in diesem Fall zwei Straßen innerhalb einer Stadt mit gleichem Namen gegeben. Der Name erinnert an das hochherrschaftliche Haus mit der heutigen Hausnummer 11, das nach dem Wiederaufbau um 1706 zunächst Geheimrat F.W. Fischer aus Weimar erwarb und seither daher auch das Fischer´sche Haus genannt wird. Im Kern stammt das Haus mit dem Kreuzrippengewölbe und schweren Sandsteinpfeilern, das an die teilweise erhaltene Stadtmauer angrenzt und den Brand von 1689 einigermaßen überstanden hat, noch aus dem späten 16. Jahrhundert. Es besitzt neben einem hohen Torbogen, das auch die Einfahrt von repräsentativen Kutschen erlaubte, zusätzlich noch einen separaten und nicht selbstverständlichen Personeneingang. Um 1900 erfuhr das Hauptgebäude umfangreiche Baumaßnahmen. Durlach war schon spätestens seit dem 17. Jahrhundert Amtsstadt und seit 1786 Sitz des Oberamts Durlach, das in diesem Haus untergebracht war. Später wurde es von großherzoglichen sowie badischen Verwaltungen genutzt. Heute befindet sich darin das örtliche Polizeirevier Karlsruhe-Durlach, das „Amthaus“ der Stadt.
Ich wünsche euch allen einen vergnüglichen Spaziergang durch Durlach mit eigenem Augenmerk auf die geschichtsträchtigen Durlacher Straßennamen. Gerne könnt ihr uns mitteilen, was euch alles so dabei aufgefallen ist und an die Redaktion schreiben. Herzlichst, eure „Weiße Frau vom Turmberg“.