easyCredit BBL, Playoff-HF, 4. Spiel

Spiel für die Ewigkeit und die Geschichtsbücher

Die MLP Academics zeigen beim 82:94 nach Verlängerung gegen den FC Bayern Basketball eine super Moral und können stolz auf die Saison 2024/2025 sein.
Niki Würzner
Mit Riesenschritten zum Korb: Lokalmatador Niklas Würzner von den MLP Academics markiert zwei seiner sieben Punkte. Nach 45 Minuten unterliegen die Jungs vom Neckar dem Titelfavoriten FC Bayern Basketball unglücklich mit 82:94 nach Verlängerung.Foto: Lukas Adler

Von Joachim Klaehn

Kurz zusammengefasst:

Mehr geht nicht mehr! Es ist am Dienstagabend aus Heidelberger Perspektive ein Spiel für die Ewigkeit und die Geschichtsbücher. Das vierte Playoff-Halbfinale zwischen den MLP Academics und dem FC Bayern Basketball entwickelt sich vor 4.568 Zuschauern im erneut ausverkauften SNP dome zu einem Drama sondergleichen. Nach 2:27 Stunden geht eine Korbjagd zu Ende, die die Jungs vom Neckar mit 82:94 (28:14, 13:22, 21:22, 17:21, 3:15) nach Verlängerung unglücklich verlieren. Das Saison-Aus für die einen bedeutet für die anderen den Final-Einzug (durch ein 3:1 in der Serie). Das Starensemble aus München wartet noch auf den Gegner, denn im anderen Halbfinale zwischen den FIT/One Würzburg Baskets und ratiopharm ulm heißt es nach dem 78:77 für die Mainfranken 2:2 in einem weiteren aufregenden Duell.

Das letzte Hurra der Spielzeit 2024/2025 sollte man sich dick im Kalender anstreichen. Der Abend des 10. Juni 2025 bietet alles, was die dynamische Sportart Basketball so unvergleichbar spannend und faszinierend macht. Dass am Ende das Team mit dem etwas volleren Akku gewinnt und zudem von den Fifty-fifty-Entscheidungen der Referees mehr profitiert, gehört ebenfalls zu den Facetten einer engen, ja messerscharfen Auseinandersetzung. Respekt vor Heidelberg, Respekt vor den Energiespeichern im Reservemodus, Respekt vor einer außerordentlichen Resilienz – im Gesamtbild ist diese gestrige Dramaturgie am absoluten Limit.

Die „Akademiker“ legen einen Superstart hin, führen flott mit 14:3, 26:11 und sogar nach 14 Minuten mit 37:20. Heidelberg spielt mit enormer Intensität. DJ Horne ist zunächst der Zeremonienmeister, später übernehmen Michael Weathers, Bakary Dibba und irgendwann Ryan Mikesell die Regie. Und auch Paul Zipser, Niklas Würzner und Erol Ersek mit seinem Dreier zum 79:79 exakt 5,5 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit tragen einen wesentlichen Teil zu einem wunderschönen Spektakel bei.

In der Overtime lassen die Kräfte nach. Die Bayern treffen die wichtigen Würfe. Ob Andi Obst, Shabazz Napier, Nick Weiler-Babb oder Johannes Voigtmann – die Herbert-Schützlinge sind in der Crunchtime der Verlängerung sehr abgezockt und bringen ein für sie kompliziertes Spiel erfolgreich nach Hause.

Beide Teams werden von ihren jeweiligen Fangruppen gefeiert – und bei den MLP Academics dürfte mit jeder Stunde und jedem Tag mehr Distanz der Stolz auf das Erreichte überwiegen.

Zahlenspiegel:

Die Viertel: 28:14, 13:22, 21:22, 17:19 plus 3:15 in der Verlängerung. Hauptunterschied sind in diesem Halbfinale die Dreier: Heidelberg 9/28 (28 Prozent) gegenüber München 18/48 (38 Prozent). Hier verzeichnen die Gäste ein Plus von 27 Punkten. 54 der insgesamt 94 Punkte scoren sie hinter der Dreierlinie. Fieldgoals: 29/65 – 29/73; Freiwürfe: 15/22 – 18/23; Rebounds: 37/47 (am offensiven Brett: 7/14); Assists: 15/20; Steals: 6/9; geblockte Würfe: 2/3; Turnover: 20/18.

Auffälligste Akteure:

Horne, Zipser, Weathers, Dibba, Mikesell und Würzner – fast jeder im Team hat seine starken Phasen und Momente. Es ist eine prima Kollektivleistung, die den Heidelbergern nicht mehr zugetraut worden war nach dem 61:90 und 68:98 in Spiel zwei und drei. Der FC Bayern strauchelt zunächst offensiv wie defensiv. Es spricht für den amtierenden Meister, dass er den Kopf aus der Schlinge zieht und sich ein fünftes Kräftemessen erspart. Unterm Strich ist diese Partie beste Werbung für den Basketballsport, der in der easyCredit BBL geboten wird. Bravo MLP Academics, bravo FC Bayern!

Statistiken:

MLP Academics: Horne 17 (5 Dreier), Weathers 16, Dibba 12, Mikesell 10 (1, 12 Rebounds), Zipser 8, Würzner 7 (1), Keßen 7 (1), Ersek 3 (1), O’Brien 2, Rietsch (DNP), Vengert (DNP).

FC Bayern Basketball: Obst 19 (5), Napier 19 (3), Giffey 13 (4), Voigtmann 10 (2), Lucic 10 (1, 11 Rebounds), Weiler-Babb 7 (1), Booker 7 (1), White 6 (1), Hollatz 3, Kharchenkov (DNP), Bitim (DNP), Brankovic (DNP).

Statements:

„In dieser Position als Außenseiter, in der wir uns befanden, hatte wohl jeder von uns einen kleinen Gedanken im Kopf, dass es theoretisch möglich sein könnte, dass Bayern München heute gewinnt. Aber wie es dann tatsächlich passiert ist, war verdammt frustrierend. Im Vergleich zu Spiel zwei und drei ist das meiner Meinung nach zumindest ein guter Abgang. Selbst heute konnten wir sie mindestens 42 Minuten lang auf die Folter spannen, also muss ich super stolz sein, wie das gelaufen ist. Wir haben wieder einmal Charakter bewiesen - und den Grund gezeigt, warum wir es so weit geschafft haben. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass wir am Ende die Chance hatten, ein Spiel fünf zu erzwingen.“ – Danny Jansson, Headcoach der MLP Academics

„Wir waren auswärts mit 17 zurück – aber wir sind zusammengeblieben, wir sind nicht panisch geworden. Ein großes Lob an Heidelberg, sie haben in den ersten 15 Minuten unglaublich gespielt. Sie sind immer wieder in die Zone gekommen und haben Dreier getroffen. Unsere Ausführung war schrecklich und wir sind vor die Wand gelaufen. Doch in den letzten fünf Minuten vor der Pause konnten wir die Lücke etwas schließen. In der zweiten Hälfte hatten wir im vierten Viertel eine gute Führung, die Verlängerung war nicht mehr nötig. Doch ihnen sind einige Plays gelungen. Nochmal muss man dann unsere Jungs loben, sie sind wieder entschlossen aufs Feld gegangen und haben es in der Overtime endgültig geholt. Das Energielevel, das unser Team heute erreicht hat, war gigantisch.“ – Gordon Herbert, Headcoach des FC Bayern

„Ich bin super, super stolz auf jeden Einzelnen. Egal in welcher Rolle, die Jungs haben uns in die Playoffs gebracht. Kurz vor den Playoffs war ein Knackpunkt, als wir uns nach ein paar Niederlagen nochmal zusammengerauft haben. Jetzt stehen wir hier und ich glaube wir können sehr, sehr stolz auf uns sein, auf das Team, auf die Fans, auf den Klub. Was das für ein Werdegang die letzten Jahre war, ist Wahnsinn. Natürlich ist es trotzdem bitter heute, Bayern ist verdient im Finale. Ich glaube, die wenigsten hatten uns heute auf dem Schirm, genau dann sind wir am stärksten.“ – Paul Zipser, Power Forward der MLP Academics

„Wir wussten, dass es heute ein hartes Spiel wird – kein Team wollte verlieren. Heidelberg hat es uns über die gesamte Serie schwer gemacht, sie haben großartige Spieler. Am Ende hatten sie ein paar Runs und dann diesen wichtigen Wurf von Erol Ersek – das war ein Big-Time-Play! So etwas kann passieren. Wir wollten resilient bleiben, und wir hatten noch fünf Minuten Zeit, um das Spiel zu gewinnen. Heidelberg hat eine starke Saison gespielt, mit massiver Unterstützung ihrer Fans. Sie haben einen richtig guten Job gemacht – und genau solche Spiele helfen uns auch für die Playoffs. Im Finale wollen wir uns defensiv nochmal steigern.“ - Shabazz Napier, Point Guard des FC Bayern

„Das Spiel heute war unglaublich intensiv. Diese Sieben- bis Acht-Mann-Rotation von Heidelberg hatte richtig viel Energie. Ganz großen Respekt an sie! Ich bin aber auch extrem stolz auf uns, dass wir den großen Rückstand in der ersten Halbzeit aufgeholt haben. Sowohl Würzburg als auch Ulm spielen sehr viel Eins-gegen-eins – darauf müssen wir uns einstellen. Ich freue mich, dass wir jetzt etwas mehr Zeit zur Regeneration haben. Es ist einfach genial, wieder mit Paul Zipser auf dem Court zu stehen. Seine Geschichte ist besonders – ihn mit so viel Selbstbewusstsein spielen zu sehen, ist echt beeindruckend.“ - Niels Giffey, Small Forward des FC Bayern

Nächstes Spiel:

Playoff-Finale, 15. Juni, 1. Spiel (Sonntag, 18 Uhr): FC Bayern Basketball – ratiopharm ulm oder FIT/One Würzburg Baskets.

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