
Schon ein Jahr nach der Grundsteinlegung konnte die Kirche 1913 eingeweiht werden, wie der Leiter des Bauausschusses, Kai Höning, ausführte. Vorher hatten evangelische und katholische Christen die heutige evangelische Kirche gemeinsam genutzt.
Große Sanierungen wurden in den 1970er und 1980er Jahren durchgeführt, wobei die beeindruckenden Deckengemälde des Künstlers Reinhard Daßler in Richtung Zukunft, „schon damals für ordentlich Diskussion und Zündstoff sorgte“. Es übersetzte die biblische Geschichte vom verlorenen Sohn in die heutige Zeit, inklusive Wolkenkratzer, Punks und Atomkraftwerken.
Hundert Jahre nach der Einweihung habe man auf allen Oberflächen der Kirche Schimmelsporen gefunden, Ursache sei eine fehlende Abdichtung gegen das Grundwasser gewesen, wobei die Warmluftheizung den Schimmel noch verteilt habe.
Zur gleichen Zeit sei die Sanierung des Gemeindehauses notwendig geworden. Bei zurückgehenden Kirchenmitgliedern und knappen Finanzen entschied sich die Kirchenleitung in Freiburg aber vorrangig und alleine für die Sanierung der Kirche, schließlich handle es sich hier um das Zentrum der katholischen Gemeinde.
Der finanzielle Aufwand wurde auf zwei Millionen geschätzt. Die dafür schon genehmigten Gelder mussten nach der Corona-Pandemie auf die notwendigsten Maßnahmen gekürzt werden.
Gelder aus dem aufgelösten Vincentius-Verein und von zahlreichen Spendern ermöglichten dann doch eine umfassende Sanierung, die die Kirche heute innen und außen in barockem Glanz erstrahlen lässt.
Durch konstruktive Kritik der Kirchenbesucher und sachkundige Vorschläge des Messners Peter Weckesser sei es gelungen, die Planungen des Architekturbüros Klinkenberg aus Darmstadt auf die örtlichen Bedürfnisse auszurichten.
So wurde eine moderne Wärmepumpen-Heizung und ein barrierefreies WC installiert, eine Drainage im Außenbereich gelegt und alle elektrischen Leitungen, die Nebenräume und die Lautsprecheranlage auf den aktuellen Stand der Technik gebracht.
Bei dieser Gelegenheit hat man darüber hinaus durch das Entfernen der Bänke im Seiten- und hinteren Bereich neue Gottesdienstformen ermöglicht.
Bei allen Arbeiten, so die Ausführungen von Höning, war der Denkmalschutz einzuhalten und außerdem darauf zu achten, die Fledermausart „Graues Langohr“ nicht zu vertreiben. Ein Sachverständiger habe die Orgel überarbeitet und für einen schönen, neuen Klang gesorgt.
Der von Pfarrer Stefan Schaaf gehaltene Gottesdienst stand ganz im Zeichen des Dankes für das trotz aller Hindernisse gelungene Werk. Für ihn sei hier ein Ort, in dem der Himmel die Erde berühre.
Hier entstehe Heimat, Geborgenheit und Gemeinschaft. Auch Vertrauen in die Zukunft, dass die Kirche wieder voller werde und Menschen sie als einen Ort erfahren, in dem Liebe weitergegeben werde. Denn es gehe um eine Kirche, die eine Botschaft hinaus in die Welt trage.
Am Eingang hatten die Besucherinnen und Besucher einen Zettel bekommen, auf dem sie notieren sollten, wofür sie heute, an diesem besonderen Tag, Gott danken möchten.
Die Antworten wie „von Schmerzen befreit“ und „aus einer ausweglosen Situation befreit“ verlas Schaaf dann im Rahmen der Liturgie. Im festlichen Rahmen des Patroziniums wurden außerdem zwei neue Mitglieder in die Gruppe der Ministrantinnen und Ministranten aufgenommen.
Am Ende blieb der Dank an alle, die zum Gelingen der Renovierung beigetragen hatten, von den kirchlichen und weltlichen Ämtern und Gremien bis zu besonders engagierten Einzelpersonen.
In diesem Zusammenhang verzichte man auf Geschenke, wie der Vorsitzende des Bauausschusses Höning erklärte, stattdessen überreiche man eine Spende in Höhe von 300 Euro an die Ambulante Hospizhilfe.
Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes lag in Händen des katholischen Kirchenchores unter Leitung von Ludmilla Hertel und des Organisten Martin Ritz, die dem Anlass eine besondere Note gaben.
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde zum Mittagessen und Kaffee und Kuchen in das Gemeindehaus eingeladen. Das bunte Nachmittagsprogramm gestaltete der Musikverein Baiertal, die Kleine Garde und der katholische Kindergarten. (aot)