Die Stadt Ditzingen steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Insbesondere stark rückläufige Gewerbesteuereinnahmen wirken sich drastisch auf den Haushalt aus.
Der Gewerbesteuereinbruch in einem Jahr mit maximalen Umlagen aufgrund des guten Steuerjahres 2023, hohe Investitionen in Schule und Betreuung und eine erhöhte Kreisumlage bringen den städtischen Haushalt in Schieflage. Die in guten Zeiten gebildeten Rücklagen in Höhe von 50 Millionen Euro reichen nicht aus, um die sich durch die Steuerausfälle ergebenden Einnahmeverluste auszugleichen. Die Folge ist eine stark steigende Verschuldung der Stadt und die Notwendigkeit, massive Einsparungen in allen Bereichen kommunalen Handelns vorzunehmen.
Der Gemeinderat der Stadt Ditzingen hat in seiner nicht-öffentlichen Sitzung am 29. Juli 2025 bereits ein erstes umfangreiches Maßnahmenpaket zur Konsolidierung des städtischen Haushalts beschlossen. Ziel der Beschlüsse ist es, eine weitere Neuverschuldung zu begrenzen und gleichzeitig die kommunalen Kernaufgaben auch in den kommenden Jahren zuverlässig zu erfüllen. Bereits seit Ende März gilt für die Stadtverwaltung eine Haushaltssperre, die nun bis 31. Dezember 2025 verlängert wurde.
Notwendigkeit und Zielsetzung
Um weiterhin handlungsfähig zu bleiben, hat der Gemeinderat ein zusätzliches Einsparziel von vier Millionen Euro bis zum Jahr 2028 festgelegt. Diese Summe soll schrittweise erreicht werden. Hierzu sollen 2026 zwei Millionen Euro und in den Jahren 2027 sowie 2028 jeweils eine Million Euro eingespart werden. Mit den jetzt gefassten Beschlüssen sind bislang 7,5 Prozent dieses Ziels erreicht. Gleichzeitig soll die Verschuldungsobergrenze von 35 Millionen Euro bis 2029 eingehalten werden.
Maßnahmen im Überblick
Das nun beschlossene Paket zur Haushaltskonsolidierung umfasst insgesamt 63 Einzelbeschlüsse, die sich in verschiedene Bereiche gliedern:
1. Aufhebung oder Verschiebung von Investitionsprojekten
Mehrere größere Bauvorhaben werden zeitlich gestreckt oder vorerst nicht umgesetzt. Durch die Beschlüsse verringert sich das Investitionsvolumen bis 2028 um rund 25,6 Millionen Euro.
Dazu zählen die Erschließungen der Neubaugebiete „Gerlinger Weg“ in Hirschlanden, „Kugelwasen“ in Heimerdingen und „Schöckingen Süd/Ost“, die nun jeweils erst im Herbst 2026 starten sollen. Der Neubau mehrerer Kindertagesstätten, unter anderem die Einrichtung „Lehmgrube“ und „Gerlinger Weg“, sowie die Sanierung beziehungsweise der Neubau von Feuerwehrgebäuden in Schöckingen und Heimerdingen werden verschoben. Straßen- und Radwegeprojekte wie die Neugestaltung der Auten-, Hirschlander- und Marktstraße sowie die Radwegeverbindung Münchingen-Ditzingen-Korntal ruhen bis auf Weiteres.
2. Veränderungen bei Gebühren und städtischen Angeboten
Zur Entlastung des Haushalts werden einzelne Gebühren erhöht und freiwillige Leistungen reduziert. So steigen die Essensgebühren in Kitas und Schulmensen um 50 Cent pro Mahlzeit. Das Babybegrüßungspaket läuft aus, Zuschüsse für Veranstaltungen und Mitgliedschaften werden gekürzt. Die Aufwendungen für die Städtepartnerschaften werden reduziert. Der Krämermarkt im Oktober wird ab 2026 nicht mehr stattfinden. Das Spielangebot im öffentlichen Raum muss ebenfalls reduziert werden.
3. Veränderungen bei Verwaltung und Personal
Auch im Verwaltungs- und Personalbereich muss die Stadt Einsparungen durchsetzen. Der städtische Zuschuss zum Jobticket wird künftig auf 60 Prozent gesenkt, Zuschüsse zu Sportangeboten wie dem Hansefit-Programm sowie das Fahrradkilometergeld entfallen vollständig. Stipendien werden nicht mehr vergeben. Zudem findet das Mitarbeiterfest künftig nur noch alle zwei Jahre statt.
4. Langfristige Konsolidierung
Neben kurzfristigen Einsparungen setzt die Stadt auf strukturelle Verbesserungen. Das Beratungsunternehmen Rödl & Partner wird zum Angebotspreis von 85.000 Euro mit einer systematischen Aufgabenkritik beauftragt, um weitere Einsparpotenziale zu identifizieren. Das Budget für Beratungsleistungen wird auf 100.000 Euro begrenzt.
Auswirkungen auf die Finanzplanung
Trotz der beschlossenen Einsparungen reichen die Maßnahmen noch nicht aus, um 2026 einen genehmigungsfähigen Haushalt vorlegen zu können. Der Gemeinderat wird daher weitere Konsolidierungsschritte prüfen und beschließen. Verwaltung und Politik sehen es als gemeinsame Aufgabe, notwendige Projekte und Angebote zu sichern, gleichzeitig aber die finanzielle Stabilität der Stadt zu bewahren, um zukunftsfähig zu bleiben.