Im Oktober 2023 waren die Planungen für das Bahnhofsareal entlang der August-Schneider-Straße vorgestellt worden. Dort sollte ein Gebäudekomplex mit vier Stadthäusern gebaut werden. Am Dienstag teilte die Stadt nun mit, dass das Projekt mit dem Titel „Zeile“ derzeit ruht.
Der Investor hat der Stadt mitgeteilt, dass er das Vorhaben derzeit insbesondere aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage nicht umsetzen kann. Die Entscheidung ist dem Investor alles andere als leichtgefallen, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Bei der Stadt gibt es Verständnis für den Entschluss des Investors, das Projekt vorerst „ruhend zu stellen“. „Wir hoffen aber, dass wir mittelfristig dennoch hier eine gute Lösung für diesen Bereich erhalten“, erklärt Oberbürgermeister Michael Pfeiffer. Der Vorhabenträger könnte sich auch vorstellen, das Projekt an interessierte Dritte abzugeben. Neben der schlechten Konjunkturlage führt die Firma die zahlreichen Anforderungen als Grund dafür an, dass das Projekt nun erst einmal auf Eis gelegt wurde. Nach der Vorstellung der Stadthäuser wurde beispielsweise aufgrund der Kritik das Begrünungskonzept nachgebessert. Die nun deutlich umfangreichere Fassadenbegrünung könnte aber auch zu mehr Problemen führen wie Beschädigungen an der Fassade und einen erheblichen Pflegeaufwand für die Bewohner bedeuten, erklärt der Investor. Als Herzstück galt die Tagespflege im Erdgeschoss des dritten Hauses. Es waren Gespräche mit verschiedenen Trägern geführt worden. Der angebotene Mietpreis lag allerdings unter den Kalkulationen des Investors, so dass hier ein weiteres Defizit für diesen entstanden wäre. Auch die Refinanzierung der öffentlichen Toilette war für den Investor ein Thema. Zum Gesamtkonzept gehört, dass es wieder eine öffentliche Toilette geben soll, wenn die bisherige im Bahnhofsgebäude dem Abbruch zum Opfer fällt. Die Stadt hätte die Unterhaltungskosten übernommen, nicht aber die Baukosten. Weiter war es ein ausdrücklicher Wunsch des Gemeinderates, dass ein Bereich der obersten Etage der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Auch hier sah der Investor Einschränkungen im Verkauf der Wohnungen auf sich zukommen. Schließlich müssten die Wohnungseigentümer damit leben, dass ein Teil ihres Wohnhauses öffentlich zugänglich ist. Am Montagabend wurde der Gemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung über die Entscheidung des Investors informiert. Das Bebauungsplanverfahren soll vorerst ruhen. Die Verwaltung wird zudem den Vorhabenträger bei der Suche nach Investoren unterstützen.
Zum Hintergrund:
Im Rahmen der städtebaulichen Entwicklung hatte die Stadt schon 2018 in einem Wettbewerb namhafte Planungsbüros aufgefordert, Entwürfe für eine städtebauliche Neuordnung im Bereich Stadtmitte zu entwickeln. Im Mittelpunkt standen dabei das Areal am Bahnhof entlang der August-Schneider-Straße, das Gebiet zwischen Hildastraße und Luisenstraße südlich der Leopoldstraße sowie der Bereich zwischen Bahnhofsplatz und Hauptstraße. 2019 wurden die Sieger gekürt. Das Stuttgarter Studio für Architektur LAROB entwickelte einen Baukörper, der unterschiedliche Nutzungen ermöglicht. Optisch sollten die Stadthäuser mit Sheddach an die Gaggenauer Industriegeschichte anknüpfen.
In den Erdgeschossen sollte es beispielsweise Zeitschriftenhandel, gastronomische Einrichtungen und Physiotherapie geben, in den oberen Geschossen Seniorenwohnen sowie konventionelle Wohnungen.