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Starkes Interesse an Stolperstein-Putzaktion

Große Freude bereitete den Aktiven des Ettlinger Bündnisses gegen Rassismus und Neonazis, dass sich bei der diesjährigen Stolperstein-Putzaktion Schülerinnen...
Er wurde 1939 im KZ Dachau in "Schutzhaft" genommen, von dort ins KZ nach Mauthausen deportiert und ermordet. Zu sehen ist ein "Stolperstein".
Stolperstein für Josef Grünling in EttlingenweierFoto: Ettlinger Bündnis gegenRassismus und Neonazis

Große Freude bereitete den Aktiven des Ettlinger Bündnisses gegen Rassismus und Neonazis, dass sich bei der diesjährigen Stolperstein-Putzaktion Schülerinnen und Schüler der Schillerschule und des Eichendorff-Gymnasiums mit großem Engagement beteiligten. Äußerst interessiert hörten die Jugendlichen den Vortragenden zu, die über die Biografien der NS-Opfer berichteten, und polierten die Stolpersteine auf Hochglanz. Den Mädchen und Jungen an dieser Stelle nochmal ein ganz großes Lob!

Erstmalig wurden in diesem Jahr auch in Ettlingenweier und Schluttenbach Stolpersteine gereinigt. In Bruchhausen erhielt das Bündnis von einer Anwohnerin neue Informationen zu den damaligen Vorgängen im Dorf, die nun weiter bearbeitet werden.

Die Putzaktion in Ettlingen startete vor dem Schloss. Hier begrüßte Co-Sprecher Dieter Behringer die Teilnehmer*innen. Er wies darauf hin, dass das Bündnis seit 20 Jahren bestehe und am 67. Jahrestag der Reichspogromnacht gegründet wurde, nachdem Nazis gedroht hatten, das Jugendzentrum Specht regelmäßig heimzusuchen. "Wir waren der Meinung, dass es jetzt vor allem darum ginge, Zivilcourage zu zeigen, junge Menschen zu schützen vor Nazi-Attacken und gegen Neofaschismus offensiv einzustehen." Neben dem politischen Engagement auf der Straße wurde auch Erinnerungspolitik als wichtige Aufgabe angesehen. Dabei ging es darum, eine Gedenkkultur zu etablieren, Aufklärung zu betreiben über Rassismus und Faschismus, die dahinter stehenden Ideologien, die Geschichte der Verfolgung und des Widerstands. Mit der Verlegung von Stolpersteinen versucht das Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis allen Opfern ihren Namen und damit ihre Würde zurückzugeben. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat in Ettlingen an 33 Orten 50 Stolpersteine verlegt, für Juden 16, für Euthanasieopfer 25, für Zwangsarbeiter8, einen für eine von den Faschisten als „asozial“ klassifizierte Person. „Jeder Stolperstein ist ein Pflock gegen den Faschismus!“

Behringer verwies weiter auf das auf Initiative des Bündnisses errichtete Zwangsarbeitermahnmal, an dem jedes Jahr um den 8. Mai eine Gedenkveranstaltung organisiert wird. Dass die Veröffentlichungen des Bündnisses zur Ettlinger Geschichte in der NS-Zeit derzeit fast alle vergriffen sind, zeige das große Interesse an diesen Themen. Lediglich das Buch über die in Ettlingen geborenen Sinti-Jungen, die in Auschwitz ermordet wurden, ist noch verfügbar.

Als Warnung vor den Gefahren von Hass, Intoleranz und Rassismus plant die Gruppe jedes Jahr eine Gedenkstättenfahrt. 2025 geht es am 25. Oktober nach Stuttgart in die ehemalige Gestapo-Zentrale Hotel Silber. Genaueres zu Durchführung und Anmeldung erscheint rechtzeitig. „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“ Das waren die Losungen der Überlebenden des NS-Regimes, so der Co-Sprecher. „Deshalb ist auch unser Bündnis Teil der Friedensbewegung!“ Behringer beklagte die Sprachlosigkeit vieler Menschen angesichts der derzeitigen Veränderungen des gesellschaftlichen Klimas. „Eines Tages werden aber alle schon immer dagegen gewesen sein!“

Bevor sich die Teilnehmer*innen in Gruppen aufteilten, um auf zwei Routen die Stolpersteine zu reinigen, sprach Liane Holl zu den Lebensgeschichten von Berta Krieg und den Mitgliedern der Familie Spielmann.

Erscheinung
Amtsblatt Ettlingen
Ausgabe 30/2025
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