Berichte über Unwetter und Starkregenereignisse waren in diesem Sommer fast wöchentlich in den Medien, in Baden-Württemberg besteht in den letzten Jahren eine zunehmende Gefahr von heftigen Starkregenereignissen, die durch den Klimawandel verstärkt werden. Diese extremen Wetterlagen können zu Überschwemmungen, Erdrutschen und erheblichen Schäden an Infrastruktur und Natur führen. Besonders gefährdet sind Gebiete mit steilen Hängen und städtische Regionen, wo versiegelte Flächen das Wasser nicht ausreichend aufnehmen können. Die Bilder aus Bisingen sind hier sicherlich noch vielen Bürgern im Kopf.
Gerade für die Feuerwehren stellen solche Ereignisse, bei denen es in der Fläche zu einer Vielzahl von eingehenden Notrufmeldungen kommt, eine große
Herausforderung dar. Bei der Feuerwehr werden solche Lagen auch als Flächenlagen bezeichnet. In solchen Lagen ist es wichtig für die Koordination der Einsatzkräfte die eingehenden Einsatzmeldungen zu sichten und entsprechend zu priorisieren. Insbesondere Notrufmeldungen, bei denen es um die Rettung von Menschen und Tieren geht, müssen auch bei einem hohen Einsatzaufkommen und unter schwierigen Umständen sofort bearbeitet werden.
Am vergangenen Samstag fand im Oberen Schlichemtal eine Führungsübung statt, mit dem Ziel die Führungsabläufe, Kommunikationswege und Routinen zu testen.
„Ein heftiges Gewitter mit extremen Starkregen hat die Ortschaften Schörzingen und Weilen u.d.R. erwischt und ist an den Albbergen Wochenberg und Oberhohenberg hängen geblieben“ so Armin Müller, der sich in der Übungsleitung für die Vorbereitung der Übung verantwortlich zeigte. Die Übung, welche als reine
Kommunikations- und Führungsübung angesetzt war, startete mit der Alarmierung gegen 14:25 Uhr. Die Feuerwehrhäuser in Weilen u.d.R. und Schömberg waren
besetzt und die Führungsgruppe Oberes Schlichemtal richtete sich in der Einsatzzentrale im Schömberg Feuerwehrhaus ein. Getreu dem Motto: - in Krisen
Köpfe kennen – nahmen auch Moritz Tantzky vom DRK und Markus Maucher vom DLRG an der Übung teil. Für den Leiter der Führungsgruppe Oberes Schlichemtal,
dem Schömberger Abteilungskommandanten Lucas Mager, hat sich das bereits bewährt, gerade Unwetterereignisse bei denen auch mit im Wasser eingeschlossenen oder verletzten Personen gerechnet werden muss, erfordern die Einbeziehung aller Blaulichtorganisation: „in Schömberg funktioniert das reibungslos, das Vertrauen und Wertschätzung in die Gegenseitige Arbeit ist voll da“, so Lucas Mager.
Um die Übung so realistisch wie möglich zu gestalten, beteiligten sich auch die Kameraden der Führungsgruppe Heuberg aus Obernheim, Oberdigisheim, Nusplingen und Meßstetten an der Übung und fungierten als Sektorzentrale Delta – einem von fünf Einsatzabschnitten in welche der Zollernalbkreis aufgeteilt ist.
In etwa 50 Einsätze fielen während der ersten 90 Minuten in den Feuerwehrhäusern an, mit der Koordination der einzelnen Einsatzstellen waren die Beteiligten sehr
zufrieden, die Schwierigkeit lag bei der Hinzuziehung weiterer Ressourcen und der Kommunikation mit den übergeordneten Stellen. An dieser Stelle gibt es sicherlich
Anknüpfungspunkte für das kommende Übungsjahr, so Armin Müller. Insgesamt waren an der Übung 21 Personen beteiligt.
Bei der Übungsnachbesprechung blickte Lucas Mager auf ein kleines Jubiläum zurück, im Jahr 1999 wurde die Führungsgruppe, als damals erste im Zollernalbkreis,
ins Leben gerufen und besteht nunmehr seit 25 Jahren. Die Feuerwehren der sieben eigenständigen Gemeinden im Oberen Schlichemtal und die Stadt Schömberg
arbeiten in der Führungsgruppe interkommunal auf Augenhöhe zusammen und werden vom Gemeindeverwaltungsverband unterstützt. „Die Zusammenarbeit mit
den verschiedenen Feuerwehren und auch dem Verwaltungsverband ist beispielhaft,“ so Mager der als Leiter der Führungsgruppe die Fäden zusammenführt. Die Führungsgruppe besteht im Jubiläumsjahr aus 20 Mitgliedern, diese setzen sich zusammen aus: 8 Mitglieder aus der Freiwilligen Feuerwehr Schömberg, 3 Mitgliedern aus Hausen am Tann und je 2 Mitglieder aus der Freiwilligen Feuerwehr Dormettingen, Ratshausen, Weilen unter den Rinnen und Zimmern unter der Burg.
Seit 01.07.2020 wird die Führungsgruppe Oberes Schlichemtal von Lucas Mager geleitet. Die Führungsgruppe kommt nicht nur bei unwetterbedingten Flächenlagen
in der Einsatzzentrale im Schömberger Feuerwehrhaus zum Einsatz, sondern unterstütz auch bei größeren Einsätzen den Einsatzleiter vor Ort. Jährlich hat die Führungsgruppe zwischen vier und acht Einsätzen. Bis heute sind mit Armin Müller, der als Vater der Führungsgruppe bezeichnet werden kann, und Mike Jäger zwei Gründungsmitglieder aktiv. Für beide ist klar: „die Gründung einer Führungsgruppe vor 25 Jahren war damals vorausschauend und heute rückblickend die absolut richtige Entscheidung“, so die beiden Gründungsmitglieder. Den größten Einsatz ihrer Geschichte hatte die Führungsgruppe bei einem Unwettereinsatz im Juli 2010, bei dem über 100 Einsätze im Schlichemtal aufgelaufen sind. Aber auch Großbrände auf landwirtschaftlichen Anwesen oder im Schömberger Stadtkern haben die Sinnhaftigkeit einer interkommunalen Führungsgruppe bewiesen.