(Fortsetzung)„Landwirtschaft ist Hauptbeschäftigung; es gibt aber auch Schreiner, Schuster, Schneider, Kappenmacher, Bäcker, Metzger, Wirte, Krämer, Tüchner (Tünchner?), Maurer etc.“
Auch über Steiner Bräuche berichtet der Lehrer: „Im Sommer sonntags nach dem Abendessen spazieren Burschen und Mädchen auf den Straßen vor dem Orte und singen. Im Winter in der Spinnstube. In der ‚Kerwe‘ beim Tanz.
Kirchweihdienstag ziehen Tänzer u. Tänzerinnen unter Vorantritt der Musik mit einem geschmückten Schaf nach einer Wiese, stecken ein Unschlichtlicht an, an dem eine Schnur mit einem Glas befestigt ist. Nach Verlauf einer Stunde etwa ist das Licht bis zur Schnur abgebrannt, das Glas fällt auf einen darunter liegenden Stein und zerschellt. Während der Zeit tanzen die Paare im Kreis um das Licht und das Schaf. Das erste Paar bekommt einen Stock mit bunten Bändern, nach einmaligem Umtanz bekommt denselben das 2te Paar u. so fort. Das Paar, welches das Glück hat, den Stock in dem Augenblick zu haben, an dem das Glas fällt, hat den Hammel gewonnen. Nun geht der Zug zum Dorf in die Behausung des Tänzers, der bekommt nämlich das Schaf. Der Wein wird mit dem Kübel gebracht und gezecht. Die Tänzerin bekommt die Bänder und Sträuße, mit denen das Schaf geziert war.“
Dann befasste sich der Lehrer mit dem Aberglauben in Stein und schreibt dazu:
„Der Hakenmann zieht die kleinen Kinder in den Bach, wenn sie zu nahe an das Wasser gehen.“ Das hört sich weniger nach Aberglauben an als nach einer Warnung für die Kinder, nicht zu nah an den Bach zu gehen.
„An einem Brunnen im Ort will schon ein Mädchen Ohrfeigen bekommen haben, seither spukt es dort.“
„Am Pfarrhof wandelt ein Verbannter von Zeit zu Zeit, ganz mit Tüchern verwickelt.“
„Hexen schwängen die Pferde auf, verhexen das Brot, sodass es beim Aufschneiden Lumpen enthielt.“
„Manche Leichtgläubige tragen Amulette, um sich vor Hexen zu schützen.“
„Am Ausgange des Ortes war früher ein Kloster; Leute behaupten, auf dem Platze sei ein großer Keller verdeckt, in dem sich auch Klosterwein befände. Es wurden auch schon Nachgrabungen veranstaltet, aber ohne Erfolg.“ Hat hiervon schon mal jemand etwas gehört? Von einem Kloster und auch von Nachgrabungen ist uns nichts bekannt. Denkbar wäre allerdings, dass damit die 1296 und 1388 erstmals urkundlich erwähnte Kirche Steins gemeint ist, die außerhalb des Ortes an der heutigen Eisinger Straße auf dem „Pfarräckerle“ stand. Baureste eines durch Brand zerstörten Kirchengebäudes, die 1913 gefunden worden waren, bestätigen diese Vermutung. Darunter fand man auch Bausteine aus römischer Bearbeitung, was für eine schon vorher existierende römische Kultstätte spricht, vermutlich ein römisches Quellheiligtum, da die ‚Weiherbrunnenquelle‘ etwas unterhalb hervortritt. Auch wenn die fachliche Untersuchung erst 1913 erfolgte, mögen schon zuvor Funde gemacht worden sein. Vielleicht bezieht sich diese „Erzählung“ darauf. (Fortsetzung folgt)
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