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Stein vor rund 130 Jahren

(Fortsetzung) Fortlaufend schrieb der Lehrer weiter über eine Steiner Erzählung: „In der Zehntscheuer, erzählt man, sei im 30-jährigen Krieg...
Die „Sternenscheune“ 1954, 1968 abgebrochen
Die „Sternenscheune“ 1954, 1968 abgebrochenFoto: Landesamt für Denkmalpflege KA

(Fortsetzung) Fortlaufend schrieb der Lehrer weiter über eine Steiner Erzählung:

„In der Zehntscheuer, erzählt man, sei im 30-jährigen Krieg der Pfarrherr Keller 3-mal aufgehängt, aber stets von seinen Pfarrkindern gerettet worden. Tillys Kroaten 1622.“ Diese Geschichte ist inzwischen belegt, denn im Dreißigjährigen Krieg (1622) wurde im Gebäude des ehemaligen Frühmeßbenefiziums in der heutigen Neuen Brettener Straße (der sogenannten Sternenscheuer, 1968 abgerissen) der Ortspfarrer Leonhard Keller von kroatischen Truppen aufgehängt und in letzter Sekunde von dem Steiner Bürger Hans Jerg, der sich im Stroh versteckt hatte, vor dem Tode errettet.

Über die Neugeborenen und die Taufe berichtet er: „Kommen vom Weiherbrünnle. Die unehelichen werden am Sonntagnachmittag getauft vor dem Nachmittagsgottesdienst, die ehelichen sonntags nach dem Vormittagsgottesdienst. Taufschmaus im Geburtshaus. Erster Ausgang der Wöchnerin nach 3 Wochen. Wiegenlieder: siehe Beilage.“

Den Schulunterricht vor rund 130 Jahren beschreibt Hauptlehrer Welk folgendermaßen: „Knaben und Mädchen gehen mit dem 6. Jahr zur Schule, Spaziergänge gemeinschaftlich mit dem Lehrer, Spiel im Freien. Schulzeit morgens 7 – 10 bzw. halb 9 – halb 12, nachmittags 12 –3, bzw. 1 – 4 Uhr. Erste Kommunion am Sonntag nach Judika.“

Auch den „Vergnügungen“ ist ein kurzes Kapitel gewidmet: „Junge und Alte kommen in die Spinnstube natürlich jede Partie für sich. Bei den Alten geht es ziemlich trocken her. Bei den Jungen ist mehr Leben. Da wird weniger gearbeitet, mehr gespielt und Allotria getrieben. So gerne das bekannte ‚Pfänderspiel‘ wo der Jüngling das Vergnügen hat, einen oder mehrere Küsse haschen zu dürfen oder aber auch je nachdem es einer ist, sich mit einem Kusse der Wand oder eines anderen Gegenstandes sich begnügen muss. Auch kommt es vor, dass einige sich von der Spinnstube wegschleichen um bei anderen Spinnstuben ‚Erbsen zu werfen‘. ‚Apfel schütteln‘ erlauben sich die Alten noch, wenn gesponnen wird.“

Die Annäherungen vor einer Ehe hat der Hauptlehrer sehr genau beobachtet: „Bekanntschaft beim Spazierengehen am Sonntagabend nach dem Nachtessen. Sind sie einig, das Jawort der Eltern, Verlobung wie gewöhnlich. Verkündigung in der Kirche, wobei die Zugehörigen [Angehörigen] und Brautleute anwesend sind. Hochzeit am Donnerstag. Schwarz gekleidet. Gratulation nach Einsegnung und Rückkehr ins Haus, Bräutigam ladet ein. Zwischen Tag und dunkel zum Wirtshaus unter Sang, ‚Schön sind die Jugendjahre, schön seiens die Jugend, sie kommt nicht mehr.‘ Hochzeitsschmaus natürlich im Hause der Braut.“

Für die Bräuche bei einer Beerdigung fand er nur wenige Worte: „Leichenwache. Die vier Träger bekommen jeder ein schwarzseidenes Halstüchlein um den linken Arm gebunden. Leichenschmaus. Trauerzeit 1 Jahr.“

FKSG | Susanne Kaiser-Asoronye | 06201 843366 oder 0172 9064270 | kontakt@freundeskreis-geschichte.de

Badisches Wappen über dem Tor mit Zahl 1756 (Umbau?)
Badisches Wappen über dem Tor mit Zahl 1756 (Umbau?).Foto: Landesamt für Denkmalpflege KA
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