Lokale Naturschutzverbände und Zoo HD

Steinkauz-Auswilderung in der Metropolregion Rhein-Neckar

Lokale Naturschutzverbände und Zoo Heidelberg wollen mit der Auswilderung flügger Jungvögel Lücken in der Metropolregion schließen.
Projektleiter Michael Ziara (BUND Dossenheim) setzt einen flüggen Steinkauz-Jungvogel in eine der vier Nisthilfen mit Minivoliere.
Projektleiter Michael Ziara (BUND Dossenheim) setzt einen flüggen Steinkauz-Jungvogel in eine der vier Nisthilfen mit Minivoliere.Foto: Zoo Heidelberg

Was passiert, wenn ein Brutpaar sich nicht an den Projektzeitplan hält? Das Team aus Artenschützern und Zoologen wird erfinderisch und greift zu einer pragmatischen Auswilderungsmethode, die zum Leuchtturmprojekt werden könnte. „Bisher haben wir die im Zoo geschlüpften Jungvögel mit etwa drei Wochen in das Nest von altersgleichen wildlebenden Steinkäuzen dazugesetzt, bei denen nur wenige Jungvögel geschlüpft sind. So konnten die Nestlinge direkt in ihrem zukünftigen Lebensraum aufwachsen und ausfliegen“, erklärt Joshua Förg, Vogel-Kurator im Zoo Heidelberg. „Nun hat eines unserer Steinkauz-Paare in dieser Saison spät gebrütet. Die Nestlinge in der Natur waren schon zu groß und es hätte keine Erfolgsaussichten für die ‚Nachzügler‘ mit der bisherigen Auswilderungsmethode gegeben. Deshalb mussten wir uns etwas einfallen lassen, damit wir auch mit diesen Jungvögeln noch die Chance nutzen können, die Population in der Region weiter zu stärken“, so Förg weiter.

Michael Ziara, BUND Dossenheim (l.), und Joshua Förg, Zoo Heidelberg, bei der Steinkauz-Auswilderung im Herbst.
Michael Ziara, BUND Dossenheim (l.), und Joshua Förg, Zoo Heidelberg, bei der Steinkauz-Auswilderung im Herbst.Foto: Zoo Heidelberg

Minivoliere ermöglicht schrittweise Auswilderung

Das Projektteam um Michael Ziara, Vorsitzender des BUND Ortsverbands Dossenheim, stellte einen Ergänzungsantrag beim Regierungspräsidium, um die vier flüggen Jungvögel doch noch auswildern zu können. Der Clou: Eine Art Minivoliere, die zusätzlich an die klassische Nisthilfe angebracht wird, ermöglicht eine schrittweise Auswilderung. Die Jungvögel können sich in dem Vorbau langsam an die neue Umgebung gewöhnen. Sie hören die Geräusche ihrer neuen Umgebung, nehmen Gerüche wahr und können sich geschützt akklimatisieren. Nach drei Tagen entfernen die Betreuer die provisorische Voliere und die flüggen Steinkäuze können ausfliegen. „Wir hoffen, dass die Tiere ihre Nisthilfe dauerhaft annehmen und darin vielleicht schon in der nächsten Saison brüten“, erklärt Projektleiter Michael Ziara.

Video: Der Steinkauz - Steckbrief - Die Eulen Europas

Neue Form der Auswilderung genau geplant

Die Plätze für diese neue Form der Auswilderung der vier Jungvögel mit den nachgerüsteten Nisthilfen wurden nicht zufällig gewählt. „Wir haben Orte ausgesucht, an denen wir bislang keine Revierpaare festgestellt haben, aber die Chance zu einer Vernetzung mit benachbart lebenden Steinkäuzen besteht. So wollen wir die Lücken in der Population im Rhein-Neckar-Kreis schließen.“

Lösung könnte Modellcharakter haben

„Diese Lösung ist pragmatisch und kann, wenn sie erfolgreich ist, Modellcharakter haben. Wir sind dankbar, dass das Regierungspräsidium unseren Antrag so schnell bewilligt hat und einmal mehr so viele Menschen Hand in Hand für den Steinkauz gearbeitet haben. Ohne das Engagement des Zoos Heidelberg im lokalen Artenschutz wäre das Projekt zudem in dieser Form gar nicht möglich“, so Ziara. Neben lokalen NABU- und BUND-Verbänden und dem Zoo Heidelberg engagieren sich zahlreiche Privateigentümer, Pächter, ehrenamtliche Betreuer sowie die Schülerfirma MIDENA, die die Nisthilfen baut. Sie alle blicken nun mit Spannung auf den Mai kommenden Jahres. Dann wird sich bei der nächsten Kontrolle der Nisthilfen zeigen, ob die Methode erfolgreich war.

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Erscheinung
exklusiv online
von Zoo Heidelberg/red
09.10.2024
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