In der vergangenen Ausgabe (20/2024) berichteten wir über den Vortrag von Dieter Teufel vom Umwelt- und Prognose-Institut Heidelberg zum Thema Windkraft. Teufel sprach sich dabei gegen Windkraft im Wald aus und plädierte mehr für das Offenland. Nun äußert sich Kreisrat Stefan Geißler, der beim Vortrag auch selbst anwesend war, dazu und kritisiert einige der Äußerungen Teufels.
Grundsätzlich, das schiebt der Kreisrat vorweg, sei es zunächst zu begrüßen, dass sich jemand wie Dieter Teufel mit seiner Reichweite dafür einsetze, auf den Ernst der Klimakrise hinzuweisen und Lösungen aufzuzeigen, wie die CO2-Emissionen reduziert werden können. Seine Vorschläge zu Photovoltaikanlagen und Tempolimit oder den Abbau von umweltschädlichen Subventionen befürwortet Geißler auch.
Kritischer betrachtet der Kreisrat die Aussagen zur Windenergie. Diese sei laut Geißler „unverzichtbar“ für die Region: „Unsere Rhein-Neckar-Region liegt leider weit zurück bei dem Thema Energiewende und bei der Windenergie sogar noch komplett bei null.“
Unter anderem bezog sich Geißler auf eine Aussage Teufels, wo dieser Windenergieprojekte auf den Höhen für unnötig halte und stattdessen eher auf der Ebene auf Windkraft setzt (auf landwirtschaftlichen Flächen, auf Industriebrachen oder in der Nähe von Verkehrsinfrastruktur), wo es ausreichend Windverhältnisse gebe.
Laut Geißler sei dies aber nach Ansicht der meisten Fachleute nicht der Fall. „Dass es hier auf der baden-württembergischen Seite des Rhein praktisch keine Anlagen gibt, ist nicht mangelnder Einsicht der Entscheider in BW zu verdanken, sondern liegt schlicht am Wind, der von Westen kommend an der Odenwaldkante gestaut wird“, so Geißler.
Ferner kritisiert Geißler die Aussagen Teufels zu den breiten Schneisen, die für die Zuwegung geschaffen werden müssten. Hierbei führte Teufel den Windpark Hohenlochen an. Von einer massiven Nivellierung des Geländes, Rodung und geschotterten Straßen war im Vortrag die Rede. Dies sei laut Geißler aus der Luft gegriffen, wovon man sich bei einem Spaziergang am Greiner Eck selbst überzeugen könne: „Alles Material dort wurde über die üblichen Waldwege hochgeschafft, von ‚Schneisen‘ keine Spur.“
Geißler betonte zudem auch – wie bereits bei seiner Wortmeldung während des Vortrags – die finanziellen Vorzüge für die Gemeinde durch die Verpachtung der Grundstücke an den Anlagenbetreiber. „Statt schmutziger, ferner Energieträger aus undemokratischen Lieferländern erscheint saubere, regionale, diktatorenfreie Energie, die zudem noch die klammen Gemeindekassen füllt und nicht nur das Klima schützt, sondern mithilft, hier Beschäftigung, Kindergärten und Vereinsförderung zu unterstützen, eher wie eine gute Idee. Schade, dass unsere Region derzeit immer noch komplett auf diese Option verzichtet und viele Gemeinden wie auch der Landkreis lieber weiter unter ernsten Haushaltskrisen leiden“, so Geißler.
Des Weiteren rät der Kreisrat zu mehr Entspannung bei der Diskussion dieses Themas. „Es werden gerade detaillierte Gutachten über einen Zeitraum von einem ganzen Jahr erstellt. Bis die vorliegen und bewertet sind, steht noch gar nicht fest, was am Lammerskopf passieren wird. Es wäre unseriös, wenn man nun fordern würden „Egal, was die Gutachten ergeben, dort muss Wind gemacht werden“. „Das fordert glücklicherweise aber auch buchstäblich niemand“, so Geißler. Dies würde sich der Kreisrat auch umgekehrt wünschen, nicht schon vor dem Gutachten grundsätzlich alles auszuschließen. Er plädiert dafür, nun auch die Ergebnisse der Gutachten abzuwarten: „Es wird im nächsten Jahr nach Abschluss der Gutachten auf der Basis der dort gewonnenen Erkenntnisse entschieden. Und wenn es nicht geht, dann geht es nicht.“ (haf)