Kunst

„Sternennacht“ mitten Im Speitel

Wie ein Kunstwerk für gute Nachbarschaft sorgt Ein Garagentor verschönern, damit das eigenes Haus vom Außenanblick her aufwerten und gleichzeitig...
Malerdorf Grötzingen Vincent van Gogh Garagentor Nachbarschaft
Freuen sich über das Kunstwerk, das die Nachbarschaft verschönert (von links): Eka Bagbai mit Tochter Salomé (vor ihr), Nachbarin Sabine Müller und Hausbewohnerin Jessica Kohnle.Foto: war

Wie ein Kunstwerk für gute Nachbarschaft sorgt

Ein Garagentor verschönern, damit das eigenes Haus vom Außenanblick her aufwerten und gleichzeitig die Nachbarn glücklich machen – das war das Ansinnen von Eka Bagbaia und Jessica Kohnle. Beide wohnen in einer Hausgemeinschaft Im Speitel. Warum immer wieder Passantinnen und Passanten an ihrem Haus vorbeilaufen und sich freuen, erzählen sie hier.

Auch am Donnerstag der Vorwoche laufen oder fahren Nachbarinnen und Nachbarn und andere Passanten vorbei. Sie schauen, staunen oder freuen sich. Inmitten Grötzingens stehen drei Garagentore der jeweiligen Eigentümerfamilien, die einen Ausschnitt aus dem Bild „Sternennacht“ von Vincent van Gogh zeigen. Eka Bagbaia liebt den Maler. Auch an diesem Tag trägt sie ein T-Shirt mit einem Porträt des Malers darauf. Aus der schlichten Notwendigkeit heraus, das Garagentor erneuern zu müssen, wuchs dann die Idee, es auch grafisch zu verschönern. Tochter Salomé hat Eka Bagbai und Jessica Kohnle dabei unterstützt. Zu Ehren des Malerdorfs Grötzingen habe man dem Garagentor einen künstlerischen Anstrich verliehen, sagt Bagbai.

Gute Nachbarschaft

Sabine Müller wohnt in der Nachbarschaft. Sie hat das ganze Unterfangen beobachtet und begleitet. „Ich finde es ganz toll, dass man so etwas gestaltet, von den Farben, vom Eindruck und vom Mut her, dass man es überhaupt tut. Dass das Bild nicht nur auf das Garagentor begrenzt ist, sondern aufs Gemäuer überläuft, finde ich toll. Seit die beiden Familien hier sind, ist das Haus viel schöner geworden durch ihr Engagement. Sie haben sich hier verewigt.“

Vorbereitung

Zunächst seien mindestens zwei Termine angedacht gewesen, innerhalb denen das Kunstwerk entstehen sollte. „Dann aber waren alle so motiviert und engagiert, dass wir das zusammen mit meiner Tochter Salomé sowie einer Freundin von ihr in nur einem Tag geschafft haben“, sagt Eka Bagbaia. Sabine Müller berichtet, dass das Tor früher schon mal blau war, die Farbe aber dann total abgeblättert ist. Jessica Kohnle sagt, dass sie die Farben für das Gesamtkunstwerk an den Garagentoren mit Holzlackfarbe aus blau, gelb, weiß und schwarz extra für dieses Tor gemischt haben. Sie sagt, dass es hier ein schönes kollegiales Miteinander in der Nachbarschaft ist. „Alle sind sehr kollegial. Man hält zusammen.“ Im Sommer feiere man oft Feste im Hof, eben vor der Garage. Fröhlich erzählt sie weiter, dass schon beim Grundieren mit weißer Farbe viele Nachbarn rübergekommen sind und gefragt haben, ob sie neues Werkzeug brauchen oder Schleifpapier. „Vorher haben uns die Nachbarn geholfen und jetzt haben sie auch etwas davon.“ Das spontane Dazukommen und Aufeinander-zu-Gehen, das gehöre hier zur Nachbarschaft.

Mehrgenerationenprojekt

Am 18. Juli haben sie mittags angefangen, das Kunstwerk herzustellen. Grundiert haben sie es vor einem Jahr. Sabine Müller hat das beobachtet, wie sie alles blau lackiert und dann den Van Gogh drauf gemalt haben. Sie habe sehr gestaunt darüber, auch wie schnell es gegangen sei. Sie sagt, man habe speziell auf den Beton aufpassen müssen, dass man sich nicht vermalt. Jessica freut sich, dass es ein Mehrgenerationenprojekt ist. Salome ist zehn, Schwester Smilla ist 15 Jahre alt und hat im unteren Teil rechts ein Mondbild gemalt. Jessica Kohnle ist 34 und Eka Bagbaia ist 48 Jahre alt. Salomè hat Jessica und ihrem Partner zum Einzug ein Bild mit einem Haus drauf und dem Schriftzug „Willkommen im Blue Wonder-Haus“ gemalt. Beim Abschleifen und der Grundierung im letzten Jahr haben auch Kohnles und Bagbaias Männer fleißig mitgeholfen. Insgesamt mache man sehr viel am Haus zusammen.

Hintergrund

Eine spezielle Einweihung des Gemäldes gibt es nicht. Das Sommerfest, das die beiden Damen mit den Nachbarn gefeiert haben, hat schon stattgefunden. „Das Haus und die Garage sind ein Blickfang geworden. Auch Autofahrer halten gefangen vom Anblick an und sagen, wie schön das geworden ist und gut aussieht. Früher stand hier mal ein Zahnrad, das wohl der Architekt übrig gelassen hat und das war eine große Aktion, das zu entfernen. 2017 hat der Besitzer das Haus verkauft und die beiden Familien Kohnle und Bagbaia haben da ihre Wohnung als Eigentumswohnung gekauft“, sagt Nachbarin Sabine Müller. Deshalb haben sie mehr Mitbestimmungsrecht, jeder für sich und auch gemeinsam. Zusammen haben die Parteien auf der Eigentümerversammlung dann das mit der Garage beschlossen.

Ausblick

Als weitere Projekte möchten sie das Treppengeländer streichen. Auch eine Mülltonnenbox ist in Planung. Das Holzgestell steht schon. Jetzt möchten sie Türen drum herum bauen sowie ein Dach drüber setzen. Dieses soll begrünt werden. (war)

Erscheinung
Grötzingen Aktuell
Ausgabe 34/2025
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
20.08.2025
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