Am 02.07. besuchte unsere Klasse die Gedenkstätte Grafeneck. Ziel war es, mehr über den Nationalsozialismus und insbesondere über die „NS-Euthanasie“-Verbrechen zu erfahren. Dieser Ort wurde gewählt, weil er von vielen Menschen in der heutigen Zeit kaum noch beachtet oder gar vergessen wird. Wir alle waren ziemlich angespannt, weil niemand so recht wusste, was uns dort erwarten würde.
Das Schloss Grafeneck war eine der ersten Tötungsanstalten im Rahmen der Aktion T4. Anfangs war es ein Wohnheim für Menschen mit Handicap. Doch später wurde es von Nationalsozialisten eingenommen und es wurde zu einem Ort des Horrors, an dem tausende Menschen ums Leben kamen. Das Württembergische Innenministerium schlug damals diesen Ort vor, weil er abgelegen und schwer auffindbar war. Es wurde Personal aus Stuttgart und Berlin zusammengetrommelt und in Grafeneck eingestellt, von Ärzten bis zu Leichenverbrennern. Anfang 1940 wurden Pfleglinge ganz Süddeutschlands mit Bussen aus Pflegeheimen nach Grafeneck gebracht. Ganz normales Wohnheim, oder auch nicht?
Beim Rundgang durch Grafeneck sahen wir die Wohnhütten der jetzigen Bewohner, denn seit 1947 ist Grafeneck neben der Gedenkstätte wieder ein Wohnheim für Menschen mit Handicap. Ehemalige Gebäude wie Baracken oder Garagen sind nicht mehr zu sehen, weil sie nach der Schließung Grafenecks zerstört wurden. Es war ein seltsames, fast surreales Gefühl, dazustehen, wo vor 80 Jahren unschuldige Seelen die Welt verließen. Wie an jedem Anfang eines Vernichtungslagers in der NS-Zeit führte man die ersten „Krüppel“ (so nannten die Täter sie) in die Gaskammern, unter dem Vorwand, es sei ein ganz normaler Waschraum. Doch wir alle wissen, dass das eine komplette Lüge war. Der Oberarzt ließ Kohlenmonoxid in den Vergasungsraum einströmen, wodurch in kürzester Zeit hunderte von Menschen ermordet wurden. Innerhalb eines Jahres starben genau 10.654 Menschen.
Auf den Urnenfriedhöfen befand sich ein Namensbuch von den Opfern sowie eine Mauer, in der man auf einem Zettel eine kleine Nachricht hinterlassen konnte. Nach der Schließung der Anstalt verlangten die Familienmitglieder die Urnen ihrer Angehörigen, aber sie bekamen irgendeine, die von den Tätern mit jeglicher Asche befüllt worden war. Viele von uns waren noch einige Zeit in bedrückenden Gedanken versunken.
Daphne Assenza, Klasse 9a der VIB
Wir freuen uns sehr, unseren beiden Schülerinnen Lisa Oberhofer aus der Klasse 5A und Nelly Weiner aus der Klasse 9A gratulieren zu dürfen! Sie haben wirklich tolle Storys abgeliefert, eine so witzig wie die andere so gruselig real!