„Es liegt was in der Luft, ein ganz besonderer Klang“ – so ertönte es am 25. Mai im evangelischen Gemeindehaus. Aber es lag noch viel mehr in der Luft bei diesem Konzert der Stimmbande. Das konnte man auch an der Bühnendekoration sehen, denn diese hatte etwas durchaus Frivoles – Dessous dekorativ über einen Paravent drapiert, dazu ein rotes Herz und rote Beleuchtung.
Unter dem Motto „Liederlich in Dur und Moll“ hatte die Stimmbande eingeladen und der vollbestuhlte Saal im Gemeindehaus war fast bis auf den letzten Platz gefüllt.
Bei ihrer Begrüßung wies Moderatorin Sabine Dumat-Gehrlein darauf hin, dass alles das, was man gemeinhin mit liederlich verbinde, bei diesem Konzert auch so passieren werde. Man habe an diesem Abend die Gelegenheit dazu, eine andere Stimmbande kennenzulernen. Diese präsentierte sich auch optisch anders als sonst: Die Damen verführerisch in schwarz und rot, die Herren mit Hemd, teils mit Weste, Hosenträgern oder Hut.
Die Singenden gaben Lieder zum Besten, die sich mit den Facetten der Liebe befassen – etwa Sehnsucht, einander Näherkommen, Ekstase, Untreue und Trennung. Es erklangen beispielsweise Stücke wie „In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine“, das man von Marika Rökk kennt, oder „Don’t Stop Me Now“ von Queen. Das Thema zog sich wie ein roter Faden durchs gesamte Programm.
Und es gab nicht nur etwas zu hören, sondern auch etwas zu sehen. Aus den Reihen des Chores spielten Christine Gebhardt und Michael Bätz ein Liebespaar, das im Verlauf des Abends verschiedene Phasen einer Beziehung szenisch interpretierte und somit eine Rahmenhandlung erzählte.
Dass dieses Paar während des Konzerts bei „Dat du min Leevsten büst“ hinter dem Paravent auf der Bühne verschwand und daraufhin Wäschestücke nach vorn flogen und der Sichtschutz wackelte, sorgte für große Erheiterung im Saal.
Bei „Lass mich dein Badewasser schlürfen“ wurde es – passend zur Entstehungszeit dieses Stücks – revueartig: Während eine Kleingruppe sang, boten die anderen Sänger*innen mit goldenen Pompons eine ansprechende Choreographie dar.
Dass in der Liebe der Himmel nicht immer voller Geigen hängt, zeigte sich auch bei diesem Konzertprogramm. Der zunächst noch so euphorisierte Mann schenkte in einer Szene seine Aufmerksamkeit einer anderen Frau und bandelte mit ihr an, woraufhin er seinen gepackten Koffer entgegengeschleudert bekam. Passend dazu intonierte die Stimmbande daraufhin mit Verve „Hit The Road, Jack“. Und das kraftvolle Trennungslied „Rolling In The Deep“ von Adele passte anschließend auch wunderbar.
Aber wie drückte es Sabine Dumat-Gehrlein so schön aus: Bei Krisen müsse man immer einmal mehr aufstehen als hinfallen und jedem Anfang wohne ja auch ein Zauber inne. Und nun zeigte sich mal wieder die große Bandbreite des Chores. Die Darbietung der Vertonung des Gedichts „Stufen“ von Herrmann Hesse gelang bravourös. Darauf folgte mit „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ etwas stilistisch ganz anderes. Aber auch das passte und der Mut, solch kontrastreiche Stücke miteinander zu verbinden, wurde mit großem Beifall belohnt.
Zu verdanken war dieses abwechslungsreiche und unterhaltsame Programm der Chorleiterin Ute Roth. Sie hatte aus den Vorschlägen des Chores dieses Programm zusammengestellt und ein kleines Team aus dem Chor hatte zusätzlich die kreative und witzige Rahmenhandlung eingefügt. Beim Konzert selbst führte Ute Roth die Sänger*innen wie immer souverän durch alle Stücke.
Für die Begleitung am Klavier hatte die Stimmbande erneut Annette Suhr-Wallem gewinnen können. Diese begleitete den Chor auch diesmal wieder gewohnt einfühlsam und virtuos.
Die große Freude, die die Sänger*innen beim Singen hatten, war sicht- und greifbar, und übertrug sich auf das Publikum. Dieses genoss die lustig-lässige Inszenierung und dankte am Ende mit langem, rhythmischem Applaus. Man war sich einig: Auch diese andere Stimmbande weiß zu begeistern und mitzureißen.