Stadtverwaltung Horb
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Dies und das

Stolpersteine für Peppi und Thekla Oppenheimer

Im April 1862 heiratete die Mühringerin Jette Ries den Handelsmann David Oppenheimer aus Dettensee. Sie wohnten im Haus Nr. 33 Oben im Dorf, welches die...

Im April 1862 heiratete die Mühringerin Jette Ries den Handelsmann David Oppenheimer aus Dettensee. Sie wohnten im Haus Nr. 33 Oben im Dorf, welches die verwitwete Mutter Fanny Ries ihrer Tochter übertragen hatte, nachdem ihre anderen Kinder nach Stuttgart und Gailingen gezogen waren. David Oppenheimer gab seinen Hausierhandel auf und übernahm in Mühringen die Aufgabe des Synagogendieners.

Das Ehepaar hatte vier Kinder, zwei davon starben unmittelbar nach der Geburt. Die Tochter Peppi wurde am 23.8.1865 geboren, ihre Schwester Thekla am 23.2.1869. Die Mutter Jette Oppenheimer starb 1891 an Schwindsucht, ihr Mann David 1905 mit 75 Jahren. Die unverheirateten Schwestern Peppi und Thekla blieben im elterlichen Haus wohnen und betrieben dort in der ehemaligen Judengasse eine Schneiderwerkstatt.

Am 16. April 1942 mussten sie, zusammen mit dem Ehepaar Saly und Sofie Elsässer, nach Rexingen umziehen. Sie waren die letzten jüdischen Bürger von Mühringen. Von Rexingen aus mussten sie am 19. August 1942 zusammen mit über 40 älteren jüdischen Menschen mit kleinem Gepäck nach Stuttgart fahren und im „Sammellager“ auf dem Killesberg mit mehr als 1000 württembergischen Juden auf ihren Abtransport nach Theresienstadt drei Tage später warten. Wie allen anderen hatte man ihnen vorgelogen, in Theresienstadt in einem Altersheim die letzten Jahre ihres Lebens verbringen zu können. Sie wurden gezwungen, einen Heimeinkaufsvertrag zu unterzeichnen und im Voraus Geld für ihre Unterbringung zu bezahlen. Ihr Haus und ihr gesamtes Hab und Gut wurde vom Finanzamt Horb a. N. beschlagnahmt und weiterverkauft.

Am 22. August 1942 ging der Transport vom Nordbahnhof Stuttgart nach Theresienstadt. Die alten Leute wurden auf staubigen Dachböden und in feuchten Kellerräumen der alten Kasernenstadt untergebracht. Am 29. September 1942 wurde Thekla Oppenheimer mit einem Transport mit insgesamt 2000 Theresienstadt-Häftlingen ins Vernichtungslager Treblinka deportiert. Niemand aus diesem Transport überlebte. Schon drei Tage vorher waren 2000 jüdische Häftlinge nach Treblinka gebracht und ermordet worden.

Peppi Oppenheimer, zu schwach um deportiert zu werden, starb einen Tag später, am 30. September 1942, mit 77 Jahren. Im Theresienstädter Archiv ist ihre „Todesfallanzeige“ erhalten. Als Todesursache ist „Marasmus“ – Altersschwäche auf dem Formular eingetragen.

Erscheinung
Amtsblatt der Stadt Horb Blickrichtung Ost
NUSSBAUM+
Ausgabe 16/2025

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Panorama
von Stadtverwaltung Horb
17.04.2025
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