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Was meinen die Bürger?

Straßenumfrage zum geplanten Tempolimit in Neckargemünd

Was meinen die Neckargemünder zu Tempo 40, welches für die Ortsdurchfahrt geplant ist? Die Redaktion hat sich mal umgehört.
Im Vordergrund die Hälfte eines schwarzen Autos, die Straße im Hintergrund gesäumt von Häusern und ein weiteres kleineres Auto.
Auf der Bahnhofstraße könnte es langsamer werden.Foto: Kirsten Seubert

Tempolimits sorgen immer wieder für Diskussionen, so auch in Neckargemünd, wo beispielsweise in der Ortsdurchfahrt zwischen den Stadteingängen von Schlierbach und von Neckarsteinach kommend die Geschwindigkeit von 50 auf 40 Kilometer pro Stunde gesenkt werden soll, und zwar ganztägig. Der Neckarbote wollte wissen, was die Bürger dazu meinen.

Doch zunächst noch kurz zum Hintergrund: In der letzten Sitzung wurde das angestrebte Tempolimit im Bereich Bahnhofstraße/Neckarsteinacher Straße vom Gemeinderat im Zuge der Lärmaktionsplanung beschlossen. Während das Tempolimit in der genannten Ortsdurchfahrt ganztägig gelten soll, ist dies für die Wiesenbacher Straße nur nachts vorgesehen. Die Umsetzung wird jedoch nicht gleich erfolgen. Zunächst sollen noch Stellungnahmen von den Trägern öffentlicher Belange (Behörden, Institutionen und Verbänden) eingeholt werden, was noch vor Weihnachten geschehen soll.

Was die Bürger meinen

Wir haben uns mal wieder umgehört und die Bürger in und um Neckargemünd nach der Reduzierung des Tempolimits befragt. Ganz klarer Trend: Die Gegner und Zweifler an der Verringerung des Tempos in Neckargemünd sind kamerascheu. Da reichen die Meinungen von „Schwachsinnig“, „30er-Zonen regen mich auf“ und „in der Wiesenbacher soll 50 bleiben“, bis hin zu gemäßigtem „das ist Quatsch, es ist nicht Fisch nicht Fleisch“. In der Bahnhofstraße sei Tempo 40 aber realistisch, 30 zu langsam und 50 zu schnell – „da wird dann gleich noch schneller gefahren“ befindet Ricarda Brieger. Toleranz gegenüber den Radlern müsse auch sein. Der Blitzer sollte dann auch neu eingestellt werden, sonst klappe die Umsetzung nicht, war ebenfalls zu hören.

Die Autofahrer

Viel mit dem Auto ist Familie Maier unterwegs. Jonas und Anna mit den Kindern Hannes und Hannah wohnen in der Altstadt und finden Lärmreduzierung gut. „Kann man machen“, findet Vater Maier, „wenn es den Anwohnern nutzt, warum nicht?“. „Beim Berufsverkehr kommt man eh nicht schneller voran als 40 km/h“, ergänzt Anna Maier. „Hier merkt man schon einen Unterschied, ob jemand mit 20 km/h oder 50 über den Kanaldeckel brettert.“

„Tempo 50 ist für mich nicht rasen, jeder will Auto fahren, da kann man sich nicht über Lärm beschweren“, meint Dagmar Schubert, die am Samstag in der Altstadt mit ihrer Mutter Blumen kauft. „Bei uns in Kleingemünd gibt’s ja nur die zwei Straßen, da wären gute Radwege die Alternative!“ Und überhaupt meinen beide, eine bessere und vorausschauendere Planung im Straßenbau wäre viel wichtiger, oder Bus- und Bahnfahren kostenloser machen. Das wäre sinnvoller als über 10 km/h zu diskutieren.

Die Radfahrer

Holger Jedinat aus Mauer fährt vorzugsweise Rad. Auch bei Nieselregen ist er in die Neckargemünder Altstadt zum Marktplatz gefahren. Am liebsten wäre ihm ganz radikal ,„gar keine Autos in den Innenstädten. Andere können das auch. Und ich wäre für Tempo 30 statt 40.“

Der Gemeinderatsvertreter der CDU, Dirk Wagner, ist ebenfalls viel mit dem Rad unterwegs. „Für Familien mit Kindern ist es ein Mehrgewinn bezüglich Sicherheit. In der Innenstadt können die Menschen ruhiger schlafen. Da freuen sich die Bürger drauf!“, so sein Statement.

Jonas Bauer aus dem örtlichen Radladen fährt naturgemäß ausschließlich mit dem Fahrrad. Er kommt aus Wiesenbach, „innerorts ist es in Ordnung langsamer zu fahren, beim Lärmschutz-Argument gibt es von mir ein jein“. „Der Nachbar mit dem Riesenauspuff macht beim langsamen Fahren auf jeden Fall mehr Lärm als schnell.“

Auch Heidi Bachmann ist mit dem Rad unterwegs. Aus dem Wiesenbacher Tal ist sie zum Marktplatz zum Einkaufen gefahren. Die Temporeduzierung findet sie „sehr gut! Gerne auch 30! Die Bahnhofstraße ist ja ein Hotspot für Radfahrer.“ Ein Fahrradhelm, wie bei einem Bürgermeisterwahl-Battle vorgeschlagen wurde, sei da keine Lösung.

Auswärtige Besucher

„Ja, wir finden langsameres Tempo auf den Ausfallstraßen okay, uns wäre teilweise Tempo 30 noch lieber. Aber wir sind aus Wiesenbach, da werden die Anwohner hier sagen – ja, die haben gut reden“, erklären Andreas und Heike Strömich, während sie auf dem Marktplatz frisch einkaufen.

Marktbeschicker Dirk Mülhardt kommt aus Frankenthal mit dem Käsewagen. Tempo 40? „Kenne ich nicht“ meint er, aber „wenn das Tempo niedriger sein soll, bitte schön. In Frankreich haben sie sich auch angepasst und aus 60 km/h 50 gemacht. Sogar krumme Zahlen gibt es wie 45.“

Kollege Thomas Schroth vom Gemüse und Obststand findet 40 ein „ungewohntes Zwischenmaß“. „Da könnte man schon 50 lassen, nur bei engen Straßen macht es natürlich Sinn.“ Schließlich fährt er auch einen großen Transporter von Frankenthal bis Neckargemünd.

Familie Bollack fährt eigentlich oft mit dem Auto. Heute zum Fußball nehmen sie mit Sohn Fabian aber den Zug. Fabian fährt demnächst mit Bus und Bahn zur Schule und ist am ehesten von pünktlichen Fahrzeiten betroffen. „Wenn man hier mit dem Auto fährt, kann man meist eh nicht schneller sein, weil so viel Verkehr ist“, erläutert Vater Bollack.

Dennis Köck aus Neckargemünd ist auch mit dem Zug zum Fußball unterwegs. Er muss sich über das Thema erst gar keine Gedanken machen: „Ich habe kein Auto, fahre sowieso mit dem Bus und dem Zug.“ Sehr umweltfreundlich sei das noch obendrein.

Ob der Verkehrsfluss in Neckargemünd und Umgebung demnächst beeinträchtigt sein wird, ob Fabian zu spät zur Schule kommt und ob die Familie Maier ruhiger schlafen kann? Die Zeit bringt es an den Tag. (kis)

Erscheinung
Neckarbote
NUSSBAUM+
Ausgabe 44/2025
von Redaktion NUSSBAUM
29.10.2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
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