Bürgerinitiativen

Stuttgart 21 – Eine Debatte um Geld, Vernunft und einen zukunftsfähigen ÖPNV in der Region

Stuttgart 21 polarisiert. Wir beobachten immer wieder, dass manche Argumente für S21 ohne ausführliche Prüfung übernommen werden – auch in unserem...

Stuttgart 21 polarisiert. Wir beobachten immer wieder, dass manche Argumente für S21 ohne ausführliche Prüfung übernommen werden – auch in unserem Gemeinderat. Es bleibt wichtig, mit Fakten zu arbeiten. Der künftige Tiefbahnhof und die ICE-Station am Flughafen könnten nach derzeitiger Planung weniger Verkehr auf die Schiene bringen als erhofft, und die Kostenentwicklung ist massiv gestiegen. Für kommunale Haushalte wäre es hilfreich, mehr Mittel dort zu investieren, wo sie dringend und vor allem sinnvoll gebraucht werden.

Schienenverkehr:

Die geplante Ausnutzung der acht Gleise im Tiefbahnhof mit täglich ca. 100 Doppelbelegungen stellt eine große Herausforderung dar. In anderen Bahnhöfen wird alles getan, um diese auch nur im Ansatz zu vermeiden. Nicht so in Stuttgart, was immense logistische Schwierigkeiten mit sich bringt. Züge halten nicht dort, wo es vorgesehen ist, Verspätungen bringen die Reihenfolgen durcheinander. An den extrem engen Bahnsteigen wird dies zu chaotischen Zuständen und Stress bei den Reisenden führen. Zudem wird darüber diskutiert, dass Regio-Züge künftig nicht mehr zum Hauptbahnhofs geführt werden – das bedeutet das Aus für den Deutschlandtakt und schlechte Verbindungen für alle Reisenden. On Top kommt dann noch eine dreiste Lüge der Projektbefürworter: Es wird immer noch behauptet, der Tiefbahnhof könne mehr Züge abfertigen, als der bestehende Kopfbahnhof. Die Fußgängerstromanalyse der DB weist für den 8-gleisigen Tiefbahnhof eine Grenzleistung von nur 32 Zügen in der Stunde aus. Bereits heute fahren im Kopfbahnhof 37 Züge pro Stunde.

Kosten:

Die Kostenspirale begann 1994. Zu Beginn sollte die Vermarktung der Flächen S21 finanzieren. Aktuelle Schätzungen liegen bei 11,5 Milliarden Euro, hinzu kommen mindestens 7 Mrd. für den Pfaffensteigtunnel und den geplanten Nord-Zulauf. Bei der Volksabstimmung 2011 wurde übrigens über einen Finanzierungsrahmen (Kostendeckel) von 4,526 Mrd. Euro abgestimmt.

Dass der Pfaffensteigtunnel es überhaupt in die Finanzierung geschafft hat, ist sehr verwunderlich. Der nötige Kosten-Nutzen-Faktor von über 1,0 wird nur erreicht, weil man dem Pfaffensteigtunnel den Nutzen des zweigleisigen Ausbaus ab Horb nach Süden andichtet, obwohl dieser Tunnel bahnbetrieblich nicht das Geringste damit zu tun hat. Man lässt außerdem den Pfaffensteigtunnel anteilig vom Güterverkehr auf dem südlichen Teil der Gäubahn profitieren, obwohl nie ein einziger Güterzug durch diesen Tunnel und erst recht nicht durch den Bahnhof am Flughafen fahren wird. So wird der Kosten-Nutzen-Faktor einfach schöngerechnet.

Klima und Umwelt:

Alleine über 100 km Tunnelbauten mit rund 12 m Durchmesser, der Aushub, der weggefahren werden muss, der Flächenverbrauch, der Verbrauch an Beton und Energie beim Bohren der Tunnel und später im Betrieb, was die Klimabilanz, CO₂ und Rohstoffe angeht: eine einzige Katastrophe. Da helfen auch die vermeintlich schönen Lichtaugen nicht mehr weiter …

Es fehlen Aussagen über das Brandschutzkonzept, die gefährliche Gleisneigung, Überschwemmungsgefahren, den quellfähigen Anhydrit, das Wegfallen der Panoramastrecke als Notfallkonzept für die S-Bahn. Um nur einige Knackpunkte zu nennen.

Erscheinung
Amtsblatt – Große Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen
Ausgabe 40/2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Orte
Leinfelden-Echterdingen
Kategorien
Bürgerinitiativen
Kommunalpolitik
Politik
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto