„Die defizitäre Finanzierung hängt wie ein Damoklesschwert über den Suchtberatungsstellen des Karlsruher Landkreises“, berichtet Nina Gerich, Leiterin der AGJ-Suchtberatung in Ettlingen.
Seit nunmehr 45 Jahren leistet die AGJ-Suchtberatungsstelle Ettlingen einen unverzichtbaren Beitrag zur Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises Karlsruhe. Unsere Arbeit geht weit über die Suchtberatung hinaus. Neben umfassenden Hilfen für Betroffene und Angehörige bieten wir Angebote für Kinder suchterkrankter Eltern an und ermöglichen (berufstätigen) Menschen durch die ambulante Rehabilitation die (Wieder-)Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Zudem engagieren wir uns intensiv in der Prävention und Aufklärung, wie beispielsweise mit dem Programm „Wegschauen ist keine Lösung“, was besonders seit der Einführung der Cannabis-Regulierung im April 2024 von größter Bedeutung ist.
Das Beratungsangebot der Suchtberatungsstellen wird von Erwachsenen jeden Alters, aber auch von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen in Anspruch genommen. Hierzu gehören neben den Beratungsgesprächen und Sofortinterventionen auch Gruppenangebote für Kinder suchterkrankter Eltern. In einem geschützten Rahmen haben die von der Suchterkrankung der Eltern betroffenen Kinder die Möglichkeit, sich unter Gleichgesinnten auszutauschen, über das Erlebte zu sprechen oder einen sorgenfreien Nachmittag zu verbringen.
Finanzielle Sorgen trotz nachweisbarem Nutzen
Trotz dieses breiten Angebots ist die finanzielle Lage der Beratungsstellen angespannt. Die Finanzierung der Beratungsstellen besteht aus drei Säulen: der kommunalen Förderung, Zuwendungen vom Land Baden-Württemberg und Eigenerwirtschaftungen. Zwar scheint es, dass die Zuwendungen vom Land 2025 das erste Mal seit 30 Jahren wesentlich angehoben werden sollen, dennoch reichen die finanziellen Zuschüsse trotz hoher Erwirtschaftungen bei Weitem nicht zur Deckung der Kosten aus. Aufgrund der Haushaltssperre wurden die Verhandlungen mit allen Suchthilfeträgern für die kommunale Förderung vonseiten des Landratsamtes abgebrochen. Bleibt es bei der geringen Zuschusssumme des Landkreises, werden Kürzungen und Stellenabbau folgen – auch eine Schließung ist nicht auszuschließen. Dies wird drastische Auswirkungen auf das Angebot und die Zielgruppen im Karlsruher Landkreis haben.
Die Suchtberatungsstellen im Karlsruher Landkreis hoffen, dass ihre Arbeit stärker wertgeschätzt und vor allem langfristig finanziell vom Landkreis gesichert wird. Während der Pandemie wurden sie als systemrelevant eingestuft und hatten keinen einzigen Tag geschlossen. Eine konstante Form der Unterstützung, die für viele Betroffene und Kinder den entscheidenden Unterschied macht(-e).