SVN-Box-Legende Hans Müller wurde letzten Sonntag 100 Jahre alt

Sein K.o.-Sieg sicherte 1954 für die NSU-Boxer mit den deutschen Mannschaftstitel

Mit Hans Müller feierte der letzte Überlebende der legendären SVN-Boxstaffel, welche 1954 den deutschen Mannschaftsmeistertitel errang, am vergangenen Sonntag, 10. November seinen 100. Geburtstag. Der in Weinsberg lebende und körperlich sowie geistig noch absolut fitte Senior schreibt in seiner Geburtstagseinladung als zutreffende Überschrift: Runde 100 – und noch kein K.o. in Sicht … Das sagt schon sehr viel über den früheren Boxer und seine derzeitige Fitness aus. Hans Müller wohnt noch alleine in seinem Haus und ist wirklich noch sehr mobil. Betreut wird er – wenn mal Bedarf ist – von Schwiegertochter Angelika und Sohn Siegfried, die ein paar Häuser weiter wohnen, wo er zwischendurch auch zum Mittagessen erscheint.

Zum Boxsport kam Hans Müller 1944, eigentlich als „Spätberufener Quereinsteiger“, im Alter von 20 Jahren. Dies während seiner Kriegsgefangenschaft in Italien. Bei Kämpfen innerhalb des Gefangenencamps – wo der Sieger als Anreiz „eine extra Ration Verpflegung“ gewann – war es reiner Zufall, dass er dort mit Helmut Müller (nicht verwandt) – dem damaligen Trainer der NSU-Boxer zusammentraf. Er entdeckte sein großes Talent und somit war er bereits nach seiner Heimkehr ab 1946 als 22-Jähriger für die SVN im Federgewicht im Einsatz. Arbeit und Brot bekam er in den NSU-Werken, die seinerzeit sehr stark den Neckarsulmer Boxsport unterstützten.

In seiner Sportler-Ära stand er rund 300-mal im Kampfring, bei nur 28 Niederlagen, einigen Remis und zwischendurch dubiosen Urteilen. Laut seinen Startausweisen bestritt Hans Müller seinen ersten Kampf am 30. Juni 1946 und mit seinem letzten Fight als 30-Jähriger, bei der Erringung der deutschen Mannschaftsmeisterschaft der SVNler am 4. September 1954 in Neckarsulm, beendete er seine Karriere. Bei diesem Federgewichtskampf in einer gerade fertiggestellten Montagehalle der NSU-Werke zeigte er vor rund 6.500 begeisterten Zuschauern gegen Peters (BC Heros Hamburg) einen viel bejubelten K.o.-Sieg in Runde zwei. Das NSU-Team gewann damals sensationell hoch mit 13:7 Punkten. Als Siegprämie gabs hinterher für alle Kämpfer, einschließlich Trainer, ein NSU-Quickly-Moped. Zuvor errang Müller viele Meistertitel und Erfolge (Einzelstart und Mannschaft) für die „NSU-Blauen“ auf württembergischer, süddeutscher und deutscher Ebene. Auch heute noch ist der Senior sportlich und gesellschaftlich sehr interessiert, liest täglich seine Zeitung, macht Spaziergänge und hat regelmäßig noch einige soziale Kontakte mit Freunden und der Familie. (khl)