Mit einem großen romantischen Konzertabend gastierte das SWR Symphonieorchester im Palatin Wiesloch, die Konzerte dieses hervorragenden Orchesters sind immer viel beachtet und mit interessanten Programmen gestaltet, in diesem Jahr mit den beiden jungen Künstlern Giuseppe Mengoli, der die Leitung des Ensembles übernommen hatte und dem Pianisten Alexander Gadjiev. Das Programm hatte es wirklich in sich, wurden doch neben dem Klavierkonzert fis-Moll von Alexander Skrjabin noch zwei weitere Schwergewichte der romantischen Orchestermusik geboten.
Der Abend wurde eröffnet mit der Konzertouvertüre Francesca da Rimini op. 32 von Peter Iljitsch Tschaikowsky. Eine Szene aus Dantes Göttlicher Komödie ist der literarische Hintergrund dieser in großen Teilen sehr aufwühlenden Musik des russischen Komponisten. Giuseppe Mengoli verstand es ausgezeichnet, die Höllenqualen der Schilderung Dantes aus dem Orchester aufsteigen zu lassen. Mit seinem oft stark körperbetonten Dirigat leitete er die Musiker des Orchesters zu Höchstleistungen an, rasche Wechsel der Bläser und Streicher gelangen auch in rasendem Tempo, mit größter Präzision und immer klarem Klangbild. Dabei verzichtete Mengoli selbst bei großer Besetzung auf den sonst üblichen Dirigentenstab und konnte die nun freie Hand zusätzlich zur differenzierenden Gestaltung nutzen. Die ruhigen Passagen des Mittelteils der Ouvertüre gelangen sehr schlicht und innig, die Geschichte der unglücklichen Liebe der Francesca konnte so für das Publikum fühlbar werden. Mit einer großartig angelegten Steigerung führte Mengoli das Werk zu einem beeindruckenden Schluss.
Alexander Skrjabins Klavierkonzert fis-Moll op. 20 wird gerne mit dem Werk Frédéric Chopins verglichen, die Schwerpunkte des Klavierparts liegen ebenfalls eher im Bereich der themenbegleitenden filigranen Figuren. Der junge Pianist Alexander Gadjiev machte aber von den ersten Takten an deutlich, dass er diesen Anmutungen in seiner Interpretation nicht weiter nachgehen wollte. Mit kraftvollem, klar definiertem Anschlag und strukturorientierter Anlage der virtuosen Passagen zelebrierte er die Musik eines selbstbewussten Virtuosen, schnörkellos und ohne übertriebene Sentimentalität. Dabei schienen auch die zum Teil horrend schwierigen Passagen keinerlei Hürden für ihn darzustellen, mühelos fegten die Hände in fast bizarren Läufen über die ganze Breite der Klaviatur. In höchstem Tempo gelang das perfekte Zusammenwirken mit dem Orchester, Mengoli hatte für die schnellen Ecksätze zum Dirigat doch den Stab zu Hilfe genommen. Sehr innig und in schöner, klanglich ausgewogener Gemeinsamkeit gelang der zweite Satz, eine Oase der Ruhe in dem ansonsten recht aufgewühlten Werk. Gadjiev bedankte sich beim begeisterten Publikum mit zwei Zugaben aus den Préludes von Claude Debussy, dabei geriet das „Feux d’Artifice“, bei dem man gleichsam prasselndes Knisterfeuer und aufsteigende Raketen hören konnte, zu einem wahren pianistischen Feuerwerk.
Den Abschluss des romantischen Abends bildete die Sinfonie d-Moll von César Franck. Die Werke dieses eher der Kirchenmusik zugewandten französischen Komponisten sind nicht so unmittelbar zugänglich wie etwa die Sinfonien des Franz Schubert. Mengoli – jetzt wieder ohne Dirigierstab – konnte aber durch sein formendes Dirigat diese kraftvolle und oft auch gewaltige Musik dem sehr aufmerksamen Publikum nahebringen. Themen steigen aus düsterer Finsternis auf, erfahren groß angelegte Steigerungen, werden mit chromatischen Linien durchsetzt und erscheinen am Ende als strahlender Sieger. Wirklich ergreifend gelang der Auftritt der Holzbläser um das Thema des zweiten Satzes, begleitet von akkurat federnden Akkorden der Streicher. Dieses Thema erscheint noch einmal am Ende der Sinfonie, jetzt durch gleißendes Blech und großes Schlagwerk ins Bombastische gesteigert, aber auch hier gelang es Mengoli und dem glänzend aufgelegten SWR Orchester, das richtige Maß der klanglichen Gestaltung zu halten. Das Publikum dankte für ein grandioses Konzert unter der Leitung eines inspirierenden jungen Dirigenten mit lang anhaltendem Applaus. (woth)