Bereits um 1904 hatte man in Schwetzingen durch den Kinopionier Leonhard Metzger ein Kino der sogenannte Welt-Kinematograph. Dieses befand sich an der Ecke Schlossplatz und Carl-Theodor Straße 1, 1912 wurde das Kino in die Friedrichstraße verlegt und war fortan unter dem Namen NT Neues Theater vielen älteren Schwetzingern noch bekannt.
Dieses Kino bekam erst im Jahre 1922 Konkurrenz als man im Cafe Hassler das Alemannia Theater eröffnete. Im Jahr 1925 bekam die Plankstädter Familie Helfrich die Chance ein Grundstück im Knick der Herzogstraße zu kaufen, um hier nach klassizistischem Stil ein Kino zu errichten.
Mit dem Regierungsbaudirektor Hodel aus Mannheim hatte man den richtigen Architekten gefunden, der auf dem schwierigen Baugrund (ehemals Teich und Kiesgrube) in der „Froschgass“ laut der Sonderbeilage in der Schwetzinger Zeitung ein Bauwerk erschuf das sich mit „Geschlossenheit und Einheitlichkeit in das Stadtbild einfügt“.
Innerhalb von 144 Tagen vom Spatenstich bis zur Eröffnung hatte man das Kino und das Wohngebäude fertiggestellt. Konnte man noch auf den Bauplänen den Namen „Alemannia Theater“ lesen, prangte bei der Eröffnung der Namen CAPITOL über dem Eingang des neuen Kinos.
Der Kinosaal mit 600 Sitzplätzen, einer geschwungenen Empore und einer Bühne heben sich hier besonders hervor. Viele Schwetzinger Firmen waren am Bau des Kinos beteiligt, wie zum Beispiel: Georg Kürschner Zimmereiarbeiten, Phillipp Dillenkofer Steinmetzgeschäft, Karl Breyer Glasarbeiten, Carl Fissler Elektroinstallationen, Conrad Franz Malermeister, Peter Haas Schlosserarbeiten, Carl Deimann Sanitärarbeiten und das Möbelhaus Karl Dietrich. Und so konnte man im Oktober 1926 das Kino mit dem Film die „Försterchristl“ eröffnen.
Halb Schwetzingen war laut einem Bericht unterwegs, und viele mussten unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen, da der Saal sehr schnell ausverkauft war. Bereits einige Wochen nach der Eröffnung des Kinos konnte die Schauspieltruppe „Die Kleine Bühne“ ihr erstes Theaterstück aufführen. In dieser Theatergruppe befanden sich nicht nur das Ehepaar Helfrich selbst, sondern auch das Ehepaar Raisch, Besitzer des Modehaus Bräuninger spielten eine tragende Rolle.
Da man beim Neubau für Theater und Kleinkunst beim Neubau des Capitols eine Bühne und Garderobe eingeplant hatte, konnte 1928 der Chor „die Kuban-Kosaken“ im Theater auftreten. Im Jahr 1930 wurde ein wundervoller Film über das Rokokofest im Schlossgarten gezeigt, sowie 1941 der in Schwetzingen gedrehte Film der „Ammenkönig“ bei dem viele Schwetzinger als Statisten auftraten.
Im Kriegsjahr 1942 konnte die Theater- u. Kunstgemeinde das Stück „Der Widerspenstigen Zähmung“ aufführen. Bereits im Jahr 1946 wurde im Capitol bei einer eindrucksvollen Gedenkfeier der Opfer des Faschismus und des Nazi-Regimes gedacht. Erst im Jahr 1952 bekamen die zwei bestehenden Kinos neue Konkurrenz als man im ehemaligen Falkensaal das Rexkino und in der Marstallstraße das Luxor innerhalb eines halben Jahres eröffneten.
1953 wurde im Capitol eine Gedenkfeier für ehemaligen Kriegsgefangenen mit Landrat Gaa abgehalten und der teilweise in Schwetzingen gedrehte Film „der Vogelhändler“ wurde gezeigt. Erst in den 60er Jahren als man vermehrt in privaten Haushalten immer mehr Fernsehgeräte vorfand, bekamen dies auch die hiesigen vier Kinos zu spüren.
Und so schloss im Jahr 1972 das Neue Theater in der Friedrichstr. als erstes der Kinos seine Pforten. Doch noch im Jahr 1973 konnte man einen Auftritt der Deutsch-Spanischen Gesellschaft mit Folklore und Flamengo im Capitol betrachten.
Hier war jedoch im Jahr 1976 Schluss mit dem Filmvorführen und im Jahr 1977 baute man den Kinosaal um und eröffnete 1977 eine Sauna mit Massagepraxis. In den 80er Jahren kamen noch Sonnenbänke zum Bräunen hinzu. Endgültig geschlossen wurde das Gebäude in den 90er Jahren. (amoos)