Das Festivaljahr im Festspielhaus Baden-Baden geht los mit Takeover. Vom 31. Januar bis zum 8. Februar kann man Künstlerinnen und Künstler treffen und herausfinden, was sie bewegt. Neben den Workshops und den Veranstaltungen des Festivals gibt es Anfang Februar unzählige Events für den leeren Kalender. Von Klassik bis Techno – im Festspielhaus wird niemand ausgelassen. Es folgt ein Überblick.
Der Startschuss für das Takeover-Festival ist in Baden-Baden das „Blown-Away!“-Konzert. Der Auftritt der Jazzrausch Bigband am Freitag, dem 31. Januar, zeigt einen wilden Mix aus Jazz und Techno, bei dem sie ihr aktuelles Album „Bangers Only!“ vorstellen. Anschließend begeistern die Jungs von Brandt Brauer Frick mit ihrem Auftritt „Elektronica“, bei dem Klassik auf Techno trifft: Das ist nämlich die Spezialität des 2008 in Wiesbaden gegründeten Trios, bestehend aus Daniel Brandt, Jan Brauer und Paul Frick. Im Festspielhaus Baden-Baden verwandelt das Ensemble die Hinterbühne in einen exklusiven Club.
Beide Bands veranstalten Workshops oder Talks. Electronic Dance Retreat zum Beispiel, ein Kollektiv aus Musikerinnen und Musikern der Jazzrausch Bigband, spielen in ihrem Workshop „Sprichst du Techno?“ mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch, wie man mit dem Instrument klingen kann wie im Klub – denn die Sprache des Techno lässt sich auf jedes Instrument „übersetzen". Es werden Rhythmuspatterns gebaut, harmonische Flächen gelegt und Songstrukturen spontan beim Zusammenspiel entwickelt - einfach so, ohne vorherige Absprache.
Mit dem Workshop „Fast Track“ von Brandt Brauer Frick ist man zusätzlich auf der Überholspur zum Musikstück: Hier bringt jeder Teilnehmer, jede Teilnehmerin ein Instrument mit oder irgendwas, das klingt. Mit Daniel Brandt, Paul Frick und Jan Brauer produzieren die Teilnehmenden dann in zwei Stunden aus den Sounds einen neuen Track – vielstimmig, einzigartig und perfekt zum Vorspielen.
Neoklassik! Man nehme die besten kompositorischen Tricks der klassischen Musik, vermische sie mit den Loops der Popmusik und arbeite die Erfahrungen der Filmmusiker mit ein: Fertig ist eine Klangkunst, in die sich jeder einfinden kann, das neue Hörwelten aus alten Träumen eröffnet – und für die das Kirill-Richter-Trio mit ihrer Musik steht. Das Konzert findet am 1. Februar statt.
Im Hörensagen-Talk danach spricht Kirill Richter mit Roman Sladek. Beide sind Pioniere und Grenzgänger: Der Pianist Kirill Richter knüpft Verbindungen zwischen klassischer Musik, Minimal Music und elektronischer Musik, der Posaunist und Bandleader Roman Sladek beweist mit der Jazzrausch Bigband, dass Improvisation, großes Ensemble und Techno zusammengehen. Im Gespräch tauschen sie ihre Erfahrungen als Live-Musiker und Musikerfinder aus: Wie klingt die Zukunft?
Ein Workshop veranstaltet Krill Richter auch. Komponieren ist für ihn nämlich Alltag – klar, dass diese Tätigkeit keine Arbeit wie jede andere ist. Geht es alles mit dem Handwerk los? Oder muss man warten, bis die Ideen angeflogen kommen? Kirill Richter beantwortet solche und andere Fragen und gibt Einblicke in eine Tätigkeit, von der man lange glaubte, sie sei nur etwas für Genies.
Eine klangliche Weltreise im Downtempo: So schaffte es der Berliner DJ und Produzent Nicolas Demuth alias Parra for Cuva bis auf Platz sechs der britischen Single-Charts. Wenn Klavier, Steeldrum und Kalimba gleichzeitig den Dancefloor entern, gibt es keine Grenzen zwischen Pop, House und Weltmusik.
Es ist ein besonderer Moment: der erste Kontakt des Künstlers mit der Bühne - dem Ort, von dem wenig später der Funke aufs Publikum überspringen muss. Bei dem Workshop „Soundcheck“ kann man Parra for Cuva zuschauen, wenn er sich bereit macht für sein Takeover-Set. Zuerst beobachten die Zuschauerinnen und Zuschauer ihn beim Soundcheck, dann nimmt sich der Musiker Zeit für Fragen des Publikums.
Klassik-Freunde kennen den Begriff „Mannheimer Schule" – doch hier kommt der „WeilheimSound"! In dieser Stadt haben sich so manche Bands gegründet – alle nach Vorbild der deutschen Indietronic-Kultband „The Notwist". Das Festspielhaus hat das Original aus Oberbayern nach Baden-Baden eingeladen, eine Mischung aus lndie-Rock, Elektronik und experimentellem Pop erwartet die Besuchenden. Beim „Soundcheck“ schaut man der Band über die Schulter, wenn sie sich auf ihr Takeover-Gig vorbereitet. Hier hat man die Gelegenheit, persönliche Antworten der Bandmitglieder zu bekommen. Ein Konzert soll es am 1. Februar auch geben.
Markus Acher, Mitglied der Band, steht seit 35 Jahren im Mittelpunkt eines musikalischen Kosmos, der aus Mitstreitern wie seinem Bruder Micha, der Band The Notwist und obskureren musikalischen Projekten, aus einem Sammelsurium akustischer und elektronischer Instrumente und Musik der unterschiedlichsten Genres und Stile besteht. Wie hält man das aus, wie blickt man da durch, wie bleibt man so lange so erfolgreich dran? Antworten zu solchen Fragen gibt er selbst in einem Takeover Talk.
ÄTNA, ein deutsches Electronica/ Independent-Duo aus Dresden, ist bekannt für seine Mischung aus elektronischer Musik und Live-Performance, bei der das Klavier im Mittelpunkt steht - normalerweise. Während eines erstmals live aufgezeichneten Podcasts spielen Inez Schaefer und Demian Kappenstein Tracks vor, reden darüber, streiten darüber, lachen oder staunen. Den Podcast mit den beiden vom Duo Ätna gibt es dann zum Nachhören auf allen gängigen Plattformen.
Die beiden ÄTNA-Musiker lnez Schaefer und Demian Kappenstein haben außerdem ihre Songs für das norddeutsche Kammerorchester „ensemble reflektor" bearbeitet. Als klassisches Kammerorchester erfindet ensemble reflektor sich in Konzertprogrammen neu, die Songs von Billie Eilish genauso selbstverständlich auf die Bühne bringen wie 500 Jahre alte Cembalomusik. Die Musikerinnen und Musiker nehmen in ihrer Arbeit die Fragen ernst, die Menschen ihrer Generation beschäftigen. Während dem Takeover-Talk kann man Fragen stellen und mit den jungen Musikerinnen und Musikern diskutieren.
Beim Takeover-Festival geht es nicht nur um Musik. Auf der Suche nach neuen Wegen im Tanz stieß das Festspielhaus auf die französisch-schweizerische Beaver Dam Company und ihren Gründer und Chefchoreografen Edouard Hue. „Spürst du dich schon?'' – so lautet die Hauptfrage von „Dive“ passend zum Fokus des Takeover-Festivals: der Unmittelbarkeit des Gefühls.
Seit er vor gut zehn Jahren die Beaver Dam Company gegründet hat, entwickelt Edouard Hue eine Tanzsprache, die den Weg zur Emotion über den Körper sucht. Was setzt Bewegung bis zu den Grenzen des physisch Möglichen emotional beim Publikum im Saal frei, wie erleben es die Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne? Im Takeover Talk berichtet der Choreograf über seine Erfahrungen und seine Erwartungen an die Zukunft des Tanzes.
anzen ist nicht immer Ausdruck von Gefühl. Es geht auch umgekehrt: Sich zu Musik zu bewegen kann dabei helfen, zu verborgenen Gefühlen vorzudringen, sie zu entdecken und zu befreien. Eine Tänzerin oder ein Tänzer der Beaver Dam Company probiert am 2. Februar mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus, wie man sich selbst beim Tanzen besser kennenlernt.
Genie setzt sich durch: Der promovierte Pharmazeut Herve Koubi besann sich auf sein eigentliches Talent und gründete eine Tanzkompanie. Mit ihrer Mischung aus zeitgenössischem Ballett und Urban Dance startet sie durch zum Debüt in Baden-Baden.
Den Sprung ins Ungewisse wagen! Dahin, wo Grenzen verwischen und Neues entsteht. Dort sind die Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie Herve Koubi zuhause. Wieviel Zukunft aber steckt im Contemporary Dance? Beim Tanzworkshop „Future Contemporary“ kann man es ausprobieren - mit Neugier und Freude an der Bewegung.
Weitere Informationen und Tickets gibt es unter www.festspielhaus.de. Für persönliche Beratung und Reservierung kann man sich unter Tel. 07221 3013101 melden.
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